«Wenn wir uns, wie in
diesem Fall, an Sie wenden, bitten wir Sie, dieses Schreiben sehr ernst zu
nehmen, da die Lage an der Schule derzeit sehr ernst ist», heisst
es in einem Brief an die Eltern der Schüler einer Grundschule in
Sachsen-Anhalt. Wie der Spiegelberichtet,
stammt der Brief vom 2. Februar diesen Jahres. Der Brief ist
unterschrieben von acht Lehrkräften der Schule, inklusive der Schulleiterin.
Darin berichten die Pädagogen von «permanent auftretenden, gravierenden
Verhaltensproblemen vieler Schüler», von «extremer körperlicher Gewalt» und von
einer «Gefühlskälte» gegenüber anderen Mitschülern.
Körperliche Gewalt gegen Lehrer an jeder dritten deutschen Grundschule, NZZ, 2.5.
Was genau an der
Grundschule vorgefallen war, dazu wollten die Unterzeichner des Briefs an die
Eltern nichts sagen. Wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie des Verbands
Bildung und Erziehung (VBE) zeigt, ist die betroffene Schule aber kein
Einzelfall.
An etwa jeder dritten
Grundschule in Deutschland sind Lehrkräfte in den vergangenen fünf Jahren laut
der Studie körperlich angegriffen worden. Über alle Schulformen hinweg
berichtete rund jede vierte Schulleitung von Fällen körperlicher Gewalt gegen
Lehrkräfte.
Ausserdem gab fast die
Hälfte der Schulleitungen (48 Prozent) an, dass es an ihrer Schule in den
vergangenen fünf Jahren Fälle von psychischer Gewalt gab - also Fälle, bei
denen Lehrkräfte direkt beschimpft, bedroht, beleidigt, gemobbt oder belästigt
wurden. Fälle von Mobbing, Diffamierung und Belästigung über das Internet gab
es laut Studie an jeder fünften Schule.
«Die Ergebnisse sind so
eindeutig, wie erschütternd», sagte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann, der
die Studie präsentierte, gemäss Focus.
Seit der letzten Umfrage im Jahr 2016 habe sich nichts verbessert, schreibt der
VBE auf seiner Webseite. Es wird davon ausgegangen, dass viele Vorfälle nicht
gemeldet oder angezeigt werden. Rund 36 Prozent der 1200 in der Studie
befragten Schulleitungen schätzen das Thema nämlich nach wie vor als Tabu-Thema
ein.
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