Die
Zuger Version des Lehrplans 21 ist unter Dach und Fach. Per 1. August 2019 soll
die Reform in Kraft treten. In Bezug auf den Schwimmunterricht hat der Zuger
Bildungsrat entschieden, dass «Gemeinden im Bereich Schwimmen eine Lehrplanreduktion
beantragen dürfen, wenn die dafür notwendige Hallenbadzeit erwiesenermassen
nicht eingekauft werden kann». Dies ist der Medienmitteilung zum Erlass zu
entnehmen.
Kinder im Hallenbad Loreto, Bild: Stefan Kaiser
Wird in Zug zu wenig geschwommen? Luzerner Zeitung, 22.4. von Andrea Muff
Der
Schwimmunterricht könnte allerdings zum Zankapfel werden: Während
Bildungsdirektor Stephan Schleiss (SVP) gegenüber unserer Zeitung von einer
«pragmatischen Lösung» spricht (Ausgabe vom 4. April), sieht Kantonsrat Zari
Dzaferi (SP/Baar) eine «Hintertür». Er gelangt nun mit einer Interpellation an
den Regierungsrat und will mehr über die Möglichkeit dieser Lehrplanreduktion
wissen. Er will erfahren, welche Gemeinden zurzeit auf welchen Schulstufen in welchem
Umfang Schwimmunterricht anbieten. Die zentrale Frage für den Kantonsrat, der
als Sekundarlehrer in Menzingen arbeitet, ist: «Wäre aus Sicht des
Regierungsrats eine Koordination unter den Gemeinden bei der Vergabe von
Schwimmzeiten der Möglichkeit einer Lehrplanreduktion vorzuziehen?»
Dzaferi führt
auf Anfrage unserer Zeitung aus: «In einigen Gemeinden wird geschwommen, weil
zu wenig Sporthallen zur Verfügung stehen. In anderen Gemeinden wird praktisch
nicht geschwommen, weil kein Hallenbad vorhanden ist.»
Lehrplanreduktion sei keine
Lösung
Einige
Gemeinden hätten deshalb Nachholbedarf. «Dieser soll in der Interpellation
nochmals thematisiert werden», sagt Dzaferi. Eine Lehrplanreduktion sei
jedenfalls nicht die Lösung: «Gemeinden müssen zum Handeln gezwungen werden.
Die Erfahrung zeigt, dass, wenn man bei Lehrplanreduktionen Hintertüren
aufmacht, einige Gemeinden nicht handeln.»
Es ist nicht
das erste Mal, dass der Schwimmunterricht Thema eines politischen Vorstosses
ist. Bereits der einstige SP-Kantonsrat Martin B. Lehmann reichte 2009 eine
Motion betreffend Einführung eines obligatorischen Schwimmunterrichts sowie
2010 ein Postulat mit dem Titel «Alle Zuger Kinder können schwimmen» ein. Zari
Dzaferi stellt fest: «Seit den Vorstössen von Lehmann ist in diesem Thema
praktisch nichts gemacht worden. Es ist an der Zeit, dass wir weiterkommen.» Es
solle keinen Freipass für die Gemeinden geben, um nur das Minimum an
Schwimmunterricht anzubieten. «Das Ziel soll sein, dass der Lehrplan ohne
Ausreden umgesetzt wird», findet der SP-Kantonsrat und fügt hinzu: «Es wäre
tragisch, wenn zuerst ein Kind ertrinken müsste, bis unsere politischen Mühlen
zu mahlen beginnen.» Der Wassersicherheitscheck, der in allen Gemeinden erfüllt
werden müsse, «ist aus meiner Sicht eine Alibiübung». Für ihn sei es sehr
bedauerlich, dass von der Regierung nicht mehr verlangt werde. «Aus meiner
Sicht scheut der Bildungsdirektor die Konfrontation mit den Gemeinden.»
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