11. April 2018

Jürg Randegger über die Schule von heute

Würden Sie (Jürg Randegger) heute nochmals Lehrer werden?
Kaum, ich würde das nicht mehr aus­halten. Nicht wegen der Schüler. Aber wegen der ganzen Bürokratie rund um die Schule herum. Und wegen all der Aufgaben, welche die Schule übernehmen muss, weil sie die Eltern nicht mehr wirklich wahrnehmen.

Ist ein Lehrer, der singt: «Oh Morgerot, oh Morgerot, de Fritzli schlot sin Lehrer z tot» heute noch denkbar?
Heute könnte ein Lehrer kein Kabarettist mehr sein. Aber nicht wegen irgendwelchen Äusserungen auf der Bühne. Einer unserer grössten Fans war immerhin Erziehungsdirektor Alfred Gilgen. Heute würden Schulpflegen und Politiker keine Lehrer mehr tolerieren, die glauben, am Abend noch Zeit für die Bühne zu haben. Das wäre ihnen suspekt. Dabei führten wir unsere Klassen allein und erteilten alle Fächer selber ohne Sonderpädagogen rundherum. Doch wir hielten uns eisern an den Grundsatz: Die Schule geht vor. Wir liessen nie eine Schulstunde ausfallen. Alle, die je fürs Cabaret Rotstift auf der Bühne standen, waren Lehrer.

Früher gabs auch bloss Lesen, Schreiben und Rechnen.
Und heute ist alles immer verschwurbelter, theoretischer und verpsychologisierter. Ich versuchte kürzlich den Lehrplan 21 zu lesen. Auf Seite 5 – von wohl weit über 100 Seiten – musste ich aufhören und hatte die ersten drei Seiten bereits wieder vergessen. Ich möchte allen Pädagogen, Professoren und Politikern ein einziges Blatt geben, auf dem sie die zehn wichtigsten Punkte auf maximal zwei Sätzen auflisten zum Thema: «Was soll die Schule?»

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