4. März 2018

Zürcher und Berner wollen nicht über Lehrpläne entscheiden

Die Forderung, das Volk müsse beim Bildungskompass der Volksschulen mitreden können, verfing nicht: Das Zürcher Stimmvolk will die bisherige Kompetenzordnung der Volksschule in Lehrplanfragen beibehalten. 76,4 Prozent der Stimmenden und sämtliche Zürcher Gemeinden vertrauen offenbar den Experten im Bildungsrat; dieser erlässt die Lehrpläne. Die Stimmbürger möchten nicht, dass diese Lehrpläne künftig vom Kantonsrat oder gar von ihnen selbst genehmigt werden müssen.

Keine einzige Gemeinde stimmt für die Mitbestimmungsinitiative, Graphik: Statistisches Amt Zürich
Lehrpläne kommen in Zürich nicht vors Volk, NZZ, 4.3. von Lena Schenkel
Reaktionen aus Zürich, SRF Regional



Damit steht auch der langfristigen Einführung des neuen Lehrplans 21 im Kanton nichts mehr im Weg. Mit diesem setzen die 21 deutsch- und mehrsprachigen Kantone den seit 2009 geltenden Verfassungsauftrag um, die Ziele der Schule zu harmonisieren. Indirekt forderten die Initianten, dass der Lehrplan 21 nachträglich bewilligt werden muss.
Zwar wäre er in Zürich in jedem Fall nach den Sommerferien in einer ersten Etappe eingeführt worden. Hätten ihn aber der Kantonsrat oder das Volk im Nachhinein abgelehnt, wäre es an den Schulen zu Unsicherheiten gekommen: Es hätte voraussichtlich mehrere Jahre gedauert, bis ein neuer Lehrplan ausgearbeitet worden wäre. Selbst wenn die Initiative angenommen und der Lehrplan 21 doch nachträglich bewilligt worden wäre, hätten ihn die Schulen nicht wie geplant einführen können: Im Initiativtext heisst es nämlich, dass Lehrpläne Jahresziele für einzelne Schulfächer festlegen, was mit dem Lehrplan 21 nicht vereinbar gewesen wäre, weil sich dieser neu an Kompetenzen orientiert.

Noch deutlicher lehnten die Berner eine praktisch gleich lautende Forderung wie in Zürich ab: 76,7 Prozent votierten dort gegen die Initiative «Für demokratische Mitsprache – Lehrpläne vors Volk!» Die Lehrplan-21-Gegner standen bisher schweizweit auf verlorenem Posten. Im Mai 2017 haben die Solothurner die Volksinitiative «Ja zu einer guten Volksschule ohne Lehrplan 21» mit einer Zweidrittelmehrheit bachab geschickt. Letzten Februar war eine ähnliche Initiative im Aargau gescheitert. 2016 hatten die Landsgemeinde von Appenzell Innerrhoden und die Stimmberechtigten in Schaffhausen, im Thurgau und in Basel-Landschaft ähnlich votiert.

In St. Gallen scheiterte eine Initiative, die den Harmos-Ausstieg verlangte, vor dem Volk, nachdem das Verwaltungsgericht ein Volksbegehren gegen den Lehrplan 21 für ungültig erklärt hatte. Auch in Schwyz scheiterte die Initiative aus juristischen Gründen, weil das Bundesgericht sie für unzulässig erklärte. In Luzern haben die Initianten ihr Begehren zurückgezogen.


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