An der vom Lehrerinnen-
und Lehrerverein Obwalden organisierten Podiumsdiskussion hat eine angeregte
Diskussion stattgefunden. Kritik laut wurde an der unterschiedlichen Entlöhnung
der Lehrer innerhalb des Kantons.
Lehrerin Patrizia Kaufmann, Zukunftsforscher Georges T. Roos (Mitte) und Bildunsdirektor Franz Enderli (v.l.) stellen sich den Fragen des Moderators. Bild: Romano Cuonz
Die Zukunft der Schule steht im Fokus, Luzerner Zeitung, 22.3. von Romano Cuonz
Offenbar messen
Obwaldner einer guten Schulbildung für ihre Jugend nach wie vor grösste
Bedeutung bei. Die Aula der Kantonsschule war am Montagabend jedenfalls gut
gefüllt, als Bildungsdirektor Franz Enderli mit Fachleuten und sogar einem Zukunftsforscher
darüber diskutierte, welches denn die richtige Schule für die Zukunft sei.
Moderator war Radiomann
Dominic Dillier. Er vermied an diesem Abend auch die heiklen Themen nicht. So
drehte sich das Gespräch etwa um Sinn oder Unsinn von Noten. PH-Dozent Klaus
Joller dazu: «Es ginge in unsern Schulen durchaus auch ohne Ziffern als Noten,
eine sorgfältige Beurteilung oder kritische Selbstbeurteilungen bleiben jedoch
unverzichtbar.» Ein grosses Thema war auch die digitale Revolution und ihr
Einfluss auf den Unterricht. Zukunftsforscher Georges T. Roos postulierte:
«Informatik ist eine Kulturtechnik. Nur Schüler, die ihre Grundprinzipien
verstanden haben, können kritische Nutzer in unserer digitalen Welt werden.»
Selbst das unisono als «unsinnig» bezeichnete Papier aus FDP-Kreisen, mit
unbedachten Sparvorschlägen für Obwaldner Schulen, war für die Runde kein Tabu.
Bildungsdirektor Franz
Enderli meinte: «Ich wehre mich gegen saloppe, billige Rezepte. Obwalden hat
eine vergleichsweise sehr günstige Schule, und qualitativ gehört sie dennoch zu
den besten.» Dies unterstrich auch Urs Burch, Leiter des Amts für
Berufsbildung. «Leute, die solche Vorschläge machen, sollten einmal ausrechnen,
wie viel Obwalden spart, wenn gut 99 Prozent aller Schulabgänger Lehrstellen
oder Anschlusslösungen haben.»
Kritik
an der Lohnungleichheit
Auch die Tatsache, dass
Lehrer in Obwalden ihre gute Arbeit nach wie vor zu wesentlich geringeren
Löhnen als die meisten ihrer Kollegen in anderen Kantonen leisten, kam auf den
Tisch. Oberstufenlehrerin Patrizia Kaufmann sagte: «Dass nun die Lohngleichheit
nicht einmal mehr innerhalb des Kantons gewährt ist, geht einfach nicht.» Diese
Tatsache bezeichnete selbst Bildungsdirektor Franz Enderli als stossend.
Gefragt, ob es denn in der Schule überhaupt noch Sparpotenzial gebe, sagte
CVP-Kantonsrätin Margrit Freivogel. «Vielleicht am ehesten noch beim
Ausbaustandard der schulischen Infrastruktur.» Die Debatte wogte hin und her.
Dabei gab es aber durchaus einen gemeinsamen Nenner: die Zufriedenheit mit dem
Ist-Zustand an Obwaldens Schulen.
Urs Burch erklärte: «Zu
dem, was wir schon erreicht haben, sollten wir Sorge tragen und darauf achten,
dass wir bei der Schulentwicklung miteinander weiterkommen.» Kantonsrätin
Margrit Freivogel möchte noch mehr externes Wissen auch von Experten und
Vertretern der Wirtschaft in die Schulen holen.
Sorge
tragen zur Institution
Oberstufenlehrerin
Patrizia Kaufmann ergänzte: «Wir Lehrer müssen die Schule so gestalten, dass
Kinder und Eltern jederzeit spüren, wie wir uns engagieren.» Bildungsdirektor
Franz Enderli zeigte sich erfreut, dass niemand die Schule in Frage stellte.
Als politisch denkender Mensch wolle er zu dieser Institution unbedingt Sorge
tragen.
Didaktiker und Pädagoge
Klaus Joller-Graf führte aus: «Geben wir uns doch Mühe, dass wir auch am Ende
der Schulzeit noch begeisterte junge Leute ins Leben hinausschicken können –
dann sind wir auf 50 und 100 Jahre hinaus gewappnet!» Noch konkreter formuliert
es der Zukunftsforscher Georges T. Roos. «Ich glaube, Lehrer begegnen einer
neuen, digitalen Zeit oft etwas gar vorsichtig.» Zwar sei ein bedächtiges
Herantasten gut, aber einfach aus Prinzip langsam sein sollte man nicht. «Seid
offen für den Wandel, geht mit Freude an Neuerungen heran, ja umarmt doch die digitale
Zukunft ein bisschen.»
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