Der Lehrplan für die Volksschule wird im Kanton Bern auch in Zukunft von
Fachleuten geschrieben und vom Erziehungsdirektor in Kraft gesetzt. Eine klare
Mehrheit will keine Volksabstimmungen über Lehrpläne. Vor allem der
Erziehungsdirektor wird deswegen in den kommenden Jahren unter besonderer
Beobachtung stehen. Hält er die Versprechen, die dazu beigetragen haben, dass
die Lehrplan-Initiative so klar abgelehnt wurde?
Die Versprechen des Vorgängers, Bund, 4.3. von Adrian M. Moser
Sein Problem: Es sind die Versprechen seines Vorgängers. Bernhard Pulver
gibt sein Amt am 31. Mai nach zwölf Jahren ab. Wer es am 1. Juni übernimmt, ist
noch nicht bekannt. Pulver ist es gelungen, grosses Vertrauen in die
Erziehungsdirektion und in die Schule herzustellen. Und er hat die grosse
Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer auf seiner Seite – auch beim Lehrplan 21.
Der Lehrplan sei nicht so entscheidend, wie manche glaubten, argumentierte er.
Und «flächendeckende Leistungstests», wie von Lehrplan-Gegnern befürchtet,
seien im Kanton Bern weder im neuen Lehrplan noch sonst wo vorgesehen.
Daran werden die Initiantinnen und ihre Unterstützer den neuen
Erziehungsdirektor messen. Die Gegner des Lehrplans 21 sehen die Schule
bedroht. Die einen durch Leistungstests und die sogenannte
Kompetenzorientierung, die sie als Zugeständnis an die Wirtschaft
interpretieren. Die anderen durch einzelne Unterrichtsinhalte wie Sexualkunde
oder Informatik. Sollte in den nächsten Jahren der Eindruck entstehen, dass die
bernische Schule vor negativen Einflüssen weniger gut geschützt ist, als es im
Moment den Anschein macht, könnte die Zahl der Kritiker schnell wachsen – auch
in den Lehrerkollegien.
Der neue Erziehungsdirektor wird also viel zu verlieren haben. Seine
abschliessende Verantwortung für den Lehrplan hat das Volk heute bestätigt. Das
sind gute Gründe, die Versprechen zu halten. Auch wenn es die des Vorgängers
sind.
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