5. März 2018

Der neue Berner Erziehungsdirektor hat viel zu verlieren


Der Lehrplan für die Volksschule wird im Kanton Bern auch in Zukunft von Fachleuten geschrieben und vom Erziehungsdirektor in Kraft gesetzt. Eine klare Mehrheit will keine Volksabstimmungen über Lehrpläne. Vor allem der Erziehungsdirektor wird deswegen in den kommenden Jahren unter besonderer Beobachtung stehen. Hält er die Versprechen, die dazu beigetragen haben, dass die Lehrplan-Initiative so klar abgelehnt wurde?
Die Versprechen des Vorgängers, Bund, 4.3. von Adrian M. Moser


Sein Problem: Es sind die Versprechen seines Vorgängers. Bernhard Pulver gibt sein Amt am 31. Mai nach zwölf Jahren ab. Wer es am 1. Juni übernimmt, ist noch nicht bekannt. Pulver ist es gelungen, grosses Vertrauen in die Erziehungsdirektion und in die Schule herzustellen. Und er hat die grosse Mehrheit der Lehrerinnen und Lehrer auf seiner Seite – auch beim Lehrplan 21. Der Lehrplan sei nicht so entscheidend, wie manche glaubten, argumentierte er. Und «flächendeckende Leistungstests», wie von Lehrplan-Gegnern befürchtet, seien im Kanton Bern weder im neuen Lehrplan noch sonst wo vorgesehen.

Daran werden die Initiantinnen und ihre Unterstützer den neuen Erziehungsdirektor messen. Die Gegner des Lehrplans 21 sehen die Schule bedroht. Die einen durch Leistungstests und die sogenannte Kompetenzorientierung, die sie als Zugeständnis an die Wirtschaft interpretieren. Die anderen durch einzelne Unterrichtsinhalte wie Sexualkunde oder Informatik. Sollte in den nächsten Jahren der Eindruck entstehen, dass die bernische Schule vor negativen Einflüssen weniger gut geschützt ist, als es im Moment den Anschein macht, könnte die Zahl der Kritiker schnell wachsen – auch in den Lehrerkollegien.

Der neue Erziehungsdirektor wird also viel zu verlieren haben. Seine abschliessende Verantwortung für den Lehrplan hat das Volk heute bestätigt. Das sind gute Gründe, die Versprechen zu halten. Auch wenn es die des Vorgängers sind.


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