Das Baselbiet bereitet den Ausstieg aus dem Fremdsprachenprojekt Passepartout
vor und zieht damit einen Schlussstrich unter die unerfreuliche Geschichte des
Fremdsprachen-Unterrichts. Vor allem die Französisch-Lehrmittel stiessen bei
Lehrpersonen und Eltern auf Unverständnis und Ablehnung.
In
der Stadt Basel sehen die Pädagogen das Projekt etwas toleranter. Zwar
kritisierten 67 Prozent in einer von der Kantonalen Schulkonferenz erhobenen
Umfrage das Hörverstehen. Und 57 Prozent stellen beim freien Sprechen eine
Verschlechterung fest. Doch grundsätzlich steht man hinter dem Projekt. «Es
gibt diverse Verbesserungsempfehlungen unsererseits, aber die Zustimmung zur
Mehrsprachendidaktik war in Basel-Stadt über 80 Prozent», sagt Gaby Hintermann,
Präsidentin Kantonale Schulkonferenz.
Baselbieter Passepartout-Ausstieg stoppt Fahrplan der Städter nicht, Basler Zeitung, 15.2. von Franziska Laur
Allerdings
konstatieren auch in der Stadt Eltern, ihre Kinder könnten nach zwei Jahren
Französisch-Unterricht noch kein Gespräch im Alltag führen. Und Lehrpersonen
finden die Lehrmittel schlecht aufgebaut und im Schulalltag schlecht umsetzbar.
So zieht die Kantonale Schulkonferenz Basel-Stadt denn auch das Fazit, dass die
Überarbeitung des Französisch-Lehrmittels nötig und die Lektionen-Dotation in
der Stundentafel zu überprüfen und anzupassen sei.
Da
warens nur noch fünf
Auch
das Erziehungsdepartement Basel-Stadt unter seinem Direktor Conradin Cramer
lässt sich vom bevorstehenden Ausstieg der Baselbieter aus dem
Passepartout-Projekt nicht aus der Bahn werfen. Dieser Entscheid habe keine
Auswirkungen auf das Vorgehen der Stadt. Das Projekt und die anschliessende
Evaluation würden wie geplant über die Bühne gehen, sagt Mediensprecher Simon Thiriet.
Die
Objektivität der Evaluation jedoch bezweifeln einige Bildungspolitiker. Landrat
Jürg Wiedemann (Grüne Unabhängige) sagt, dass viele Lehrer gar nicht mit den
neuen Lehrmitteln arbeiten, sondern eigene oder alte zur Hilfe nehmen. Übrigens
räumte auch Passepartout-Projektleiter Reto Furter im Interview mit der BaZ Schwächen
bei den Lehrmitteln ein (BaZ vom
25. Januar). Diese würden jedoch überarbeitet und auf die Länge würde sich das
neue Fremdsprachen-Konzept bewähren.
Eine
offene Frage ist die Kostenentwicklung. Da nur noch fünf von den ursprünglich
sechs Kantonen (Basel-Stadt, Baselland, Bern, Solothurn, Freiburg und Wallis)
beteiligt sind, könnten künftig beispielsweise die Lehrmittel teurer werden.
Bis zum Ablauf der Vereinbarung zum Projekt Passepartout in diesem Sommer
werden insgesamt 50 Millionen Franken investiert worden sein. Das Baselbiet hat
sich das Projekt 12,5 Millionen Franken kosten lassen – eine Summe, die es sich
jetzt ans Bein streichen muss. Der Kanton Basel-Stadt hat noch tiefer in die
Tasche gegriffen, da er die Lehrer länger ausbildete.
«Basel
soll zur Räson kommen»
«Das
Parlament in Baselland hat in Konsequenz der konstant kritischen Rückmeldungen
sowie negativer Resultate diverser Studien mutig reagiert», sagt die Basler Bildungspolitikerin
Katja Christ (Grünliberale) zum Ausstieg der Baselbieter. Dieses Ende mit
Schrecken sei eindeutig die bessere Option, als lange weiterzumachen. Das
deutliche Zeichen aus Baselland solle nun für die anderen Passepartout-Kantone
Signalwirkung entfalten – auch dort werde ja die Kritik immer lauter. «Anstatt
weiterhin auf Evaluationen in x Jahren zu verweisen, abzuwarten und Geld für
eine illusorische Didaktik zu verschwenden, muss Basel-Stadt endlich zur Räson
kommen und entsprechend handeln», sagt sie.
Ein
alternatives, obligatorisches Lehrmittel wäre ihrer Meinung nach eine gute,
kostengünstige und pragmatische Lösung. Der Kanton Zürich habe so bereits
früher für das Fach Englisch auf die vielen kritischen Stimmen reagiert und
Erfolge erzielt. «Ein solcher Lösungsansatz ist einer Flut von Volksinitiativen
in allen Passepartout-Kantonen vorzuziehen», sagt Christ. Aber das müsse rasch
geschehen, denn die Idee, das Ende von Passepartout mittels Initiativen zu
erzwingen, sei durch den Entscheid aus Liestal sicherlich gestärkt worden.
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