Die lobenden Worte der Bildungsdirektion und der Pädagogischen
Hochschulen zum Lehrplan 21 dürfen nicht zum Schluss verleiten, die Einführung
des neuen Bildungskompasses würde in den Schulen freudig begrüsst. Die
Vertreter der Hochschulen erhoffen sich einen eigentlichen Paradigmenwechsel
für die Volksschule, während die führenden Bildungspolitiker froh sind, wenn
sie den geforderten Harmonisierungsauftrag endlich als erledigt abschreiben
können.
NZZ, 7.2. Leserbrief von Hanspeter Amstutz
Auffallend ist, dass die Bildungsverantwortlichen im Zürcher
Abstimmungskampf grobes Geschütz auffahren. Es werden chaotische Verhältnisse
prophezeit, falls die Initiative «Lehrplan vors Volk» angenommen würde. Das ist
natürlich absurd. Die Volksschule wird genauso gut weitergeführt werden können
wie bisher, da die Lehrmittel ja nicht von einem Tag auf den andern
verschwinden.
Vielmehr zeigen die Initianten auf, dass grundlegende Vorstellungen zur
geplanten Schulentwicklung nicht zu Ende gedacht wurden. Versprochen wird
unglaublich viel, aber bei der Fülle an Bildungszielen wird man den Eindruck
nicht los, die Lehrplanmacher hätten sich nicht entscheiden können. Diese
müssen sich den Vorwurf gefallen lassen, dass sie weit über das im
Bildungsartikel vorgegebene Harmonisierungsziel hinausgeschossen sind. Ein
neuer Lehrplan muss in seinen Zielsetzungen überzeugen und gut auf die Praxis
abgestimmt sein. Dann schafft er auch die Hürde der Schlusskontrolle durch das
Volk.
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