Im
Baselbiet ist es schon seit Jahren klar: Die Politik hat zu grossen Einfluss
auf die Schule. Sagen die Bürgerlichen und machten sich vor vier Jahren daran,
die Erziehungsdirektion nach Jahrzehnten sozialdemokratischer Unterwanderung in
die bürgerliche Verantwortung zu überführen. Was auch gelang. Dank der
flächendeckenden Plakatkampagne der pädagogischen Fundi-Vereinigung «Starke
Schule» wurde die bis dato nicht als Bildungspolitikerin in Erscheinung
getretene Monica Gschwind Nachfolgerin des Ex-Gewerkschafters Urs Wüthrich.
Hurra, kein Mist zum Abstimmen, Basler Zeitung, 14.2. von Manfred Messmer
Die
Bürgerlichen haben sich zum langen Marsch durch die Institution aufgemacht. Die
von linken Beamten unterwanderte Direktion soll Schritt für Schritt ideologisch
auf Kurs gebracht werden. Was wohl dann erreicht ist, wenn die Linke im
übernächsten Wahlkampf wehklagt, die Erziehungsdirektion sei rechts
unterwandert.
Der
Weg dorthin wird mit den Initiativen der Kampforganisation «Starke Schule» des
Irgendwie-grün-Landrats Jürg Wiedemann geebnet. Letzte Woche konnte der
sprachkompetente Allschwiler Mathe-Lehrer erneut punkten: Im Schaukampf um den
Frühfranzösischunterricht. Nun bin ich, was Frühfranzösisch anbelangt, ebenso
ein Experte wie ein FDP-Landrat aus Arlesheim, der den «Mille
feuilles-Unterricht» an den Baselbieter Primarschulen liberal-populistisch als
«Mist» bezeichnete. Deshalb weiss ich, dass man mit der von den Bürgerlichen
forcierten Bildungs-Restauration hin zur Woggi-Grammatikpaukmethode vielen
Schülergenerationen die Lust an der französischen Sprache für den Rest ihres Lebens
erfolgreich ausgetrieben hat. Zum Beispiel auch mir. Es gibt nun mal nichts
Dooferes, als zwanzig Wörtli auswendig zu lernen, um diese am nächsten Tag an
einer schriftlichen Prüfung abrufen zu können. Ganz zu schweigen vom fast schon
militärischen Grammatik-Drill alter Schule.
Muss
man nun das, was die Landräte/-innen letzte Woche zum Frühfranzösisch auf
Mundart gebabbelt haben – die allermeisten haben bekanntlich ihre liebe Mühe
mit Standarddeutsch – ernst nehmen? Auch dieses Verbot von Unterrichtsbüchern,
das das Parlament gedankenlos gleich auch noch beschlossen hat? Nein. Denn es
gibt zwei gute Nachrichten. Zum einen müssen wir Citoyens uns nicht weiter mit
der «Stopp dem Verheizen von Schüler/-innen»-Initiative befassen. Zum anderen
wird es gut und gerne vier Jahre dauern, bis das Geschäft es von der
Regierungsvorlage über die Vernehmlassung und die Kommissionberatung bis zum
Parlamentsentscheid durch die Instanzen geschafft hat. Bis 2021, wenn die
definitive Auswertung zu «Passepartout» vorliegen wird, geschieht gar nichts.
Mindestens drei weitere Schüler/-innen-Generationen werden mit «Mille feuilles»
unterrichtet.
Die
Smartphone-Generation wird also gut gerüstet in die neue
Fremdsprachenwirklichkeit einsteigen. Weil man ihnen den Zugang nicht mehr mit
den Fehlern zupflastert, sondern sie vielmehr ermutigt, einfach
draufloszureden. Ich mache das derzeit mit Italienisch, unterstützt von der
Google Translate App. Die Leute verstehen mich (meistens) und antworten oftmals
auf Englisch. Sie wissen schon, dieses fehlerhafte non-native English, das von
über 500 Millionen Menschen gesprochen wird. Noch in diesem Jahr kommen die
ersten Smart ear pieces auf den Markt, die eine Simultanübersetzung in zunächst
37 Sprachen ermöglichen. Das ist die aktuelle Fremdsprachenzukunft.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen