Der Direktor des Berner
Gewerbeverbands «Berner KMU», Christoph Erb, kritisiert die Berner
Lehrplaninitiative als «gewerbefeindliche Mogelpackung».
Berner Gewerbeverbandsdirektor kritisiert Lehrplaninitiative, Bund, 19.1.
Die Urheber der
Initiative «Für demokratische Mitsprache - Lehrpläne vors Volk!» wollten den
Lehrplan 21 durch die Hintertüre wieder abschaffen, sagte Erb am Freitag an
einer Medienkonferenz des Nein-Komitees zur Initiative, über die am 4. März
abgestimmt wird.
Die
Initiative torpediere die Interessen kleiner und mittlerer Unternehmen. Mit dem
Lehrplan 21 werde es für die Betriebe leichter, Lernende zu rekrutieren. Dies
deshalb, weil künftig die Inhalte der Volksschule am Ende der obligatorischen
Schulzeit in allen Deutschschweizer Kantonen gleich seien. Die
Kompetenzorientierung, welche mit Einführung des Lehrplans 21 vorgesehen ist,
habe in der Berufsbildung Tradition. Wissen behalte aber seine Bedeutung: Es
sei die Grundlage für jede Kompetenz.
«Dick wie ein Telefonbuch»
Das
Komitee, das gegen die Initiative antritt, bildete sich schon im Sommer und
präsentierte am Freitag seine Argumente. In ihm vertreten sind ausser die
Berner KMU auch der Handels- und Industrieverein (HIV), Bildung Bern, der
Verband der SchulleiterInnen Bern VSLBE, die Gewerkschaft VPOD und die Parteien
FDP, BDP, GLP, CVP, Grüne und SP. Auch Vertreter der SVP gehören ihm an.
VPOD-Gewerkschaftssekretärin
Béatrice Stucki sagte, der Lehrplan 21 sei so dick wie ein Telefonbuch. Als
Abstimmungsvorlage sei er deshalb «gänzlich ungeeignet». Solche Fachwerke
dürften nicht zum Spielball der Politik werden. Die Politik könne via
Volksschulgesetz Einfluss auf die Schule nehmen, sagte BDP-Grossrat Jan Gnägi.
SP-Grossrat Daniel Wildhaber sagte, der Lehrplan 21 sei von Bildungsfachleuten
im Austausch mit Lehrpersonen erarbeitet worden.
Initiative will
Zuständigkeit verschieben
Die
Lehrplan-Initiative verlangt nicht direkt, dass der Lehrplan 21 dem Volk
vorgelegt wird. Vielmehr streben die Urheber an, die Zuständigkeit für den
Erlass der Lehrpläne zu ändern. Künftig sollen Lehrpläne und wichtige
Lehrplanteile nicht mehr abschliessend durch den Regierungsrat respektive die
Erziehungsdirektion erlassen, sondern zusätzlich vom Grossen Rat genehmigt
werden. Die Grossratsbeschlüsse würden dem fakultativen Referendum unterstehen.
Damit könnte nach dem Willen des Initiativkomitees das Volk bei wichtigen
Bildungsreformen mitreden, sofern ein Komitee das Referendum ergreift.
Eine
Übergangsbestimmung im bernischen Volksschulgesetz soll garantieren, dass auch
Lehrpläne, die ab 2017 in Kraft gesetzt werden, dem Grossen Rat vorgelegt
werden müssen. Damit zielen die Initianten auf den Lehrplan 21, ohne ihn im
Initiativtext direkt zu nennen. Sie haben am 9. Januar ihre Argumente
vorgestellt.
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