31. Januar 2018

Mediengestützt nicht immer besser als traditionell

Im Beitrag Mit dem Tablet lernen die Schüler besser  (NZZaS, 28.1.) stellt Regula Freuler die Nutzung digitaler Medien in der Schule in rosigen Farben dar. Der Artikel stützt sich auf eine Studie des Zentrums für internationale Bildungsvergleichsstudien der Universität München, das mit den Millionen der Mercator Stiftung im Hintergrund eine wirtschaftsfreundliche Schlagseite aufweist. 
Mediengestützt nicht immer besser als traditionell, 31.1. von Felix Schmutz


Als differenzierte Gegendarstellung zur euphorischen Propaganda für Tablets empfiehlt sich die Lektüre des Skripts zum Vortrag vom 24. September2017 auf SWR 2 Kultur  von Professor HansW. Giessen, Informationswissenschaftler an der Universität des Saarlandes, der die Forschungslage weit nüchterner darstellt und vor allen Dingen  zwischen empirisch gesicherten Aussagen und Theorien, die auf diesem Gebiet zu Hauf existieren, deutlich zu unterscheiden weiss.

Sein Fazit: „Was bleibt? In jedem Fall die Erkenntnis, dass mediengestütztes Lernen nicht in jedem Fall besser ist als das traditionelle Lernen. Manchmal ist es sinnvoll – das hängt vom Inhalt ab und vom Lerner (der oft übersehenen Variablen) und von den jeweiligen Wechselwirkungen zwischen Inhalt, Lerner und Medium. Und manchmal ist mediengestütztes Lernen geradezu kontraproduktiv. E-Learning zu verherrlichen ist deshalb ebenso problematisch wie es zu verteufeln.“

Einige Kernaussagen aus dem Vortrag:
„Wenn Lerneinheiten medial vermittelt werden, braucht man in der Regel mehr Zeit, um sinnvoll zu lernen. Wenn man die Zeit aufbringt, profitiert man vom medialen Lernen. Wenn man die Zeit nicht hat oder nicht aufbringen will, lernt man schlechter, wenn der Lernstoff nur medial vermittelt wird.“

„Es gibt unterschiedliche Lerner. Manche kommen gut mit mediengestützten Lernmaterialien zurecht, andere weniger. [Da] die Evaluation auf Gruppenebene erfolgt, [gehen]  Lerner, die größere Schwierigkeiten haben, mit ihren Problemen in den Evaluationen  unter.“

„Nicht alle Inhalte können mit allen Medien gleich gut übermittelt werden.

Das unterschiedliche Verhalten beim Betrachten von Videoclips je nachdem, ob sie alleine oder im Gruppenkontext genutzt werden, deutet des Weiteren darauf hin, dass beim mediengestützten Selbstlernen offenbar auch ein besonders hohes Maß an Selbstdisziplin notwendig ist.“

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