Im Beitrag Mit dem Tablet lernen die Schüler besser (NZZaS, 28.1.) stellt Regula Freuler die Nutzung digitaler Medien in der Schule in rosigen Farben dar. Der Artikel stützt
sich auf eine Studie des Zentrums für internationale
Bildungsvergleichsstudien der
Universität München, das mit den Millionen der Mercator Stiftung im Hintergrund
eine wirtschaftsfreundliche Schlagseite aufweist.
Mediengestützt nicht immer besser als traditionell, 31.1. von Felix Schmutz
Als differenzierte Gegendarstellung zur euphorischen Propaganda für
Tablets empfiehlt sich die Lektüre des Skripts zum Vortrag vom 24. September2017 auf SWR 2 Kultur von Professor HansW. Giessen, Informationswissenschaftler an der Universität des Saarlandes, der
die Forschungslage weit nüchterner darstellt und vor allen Dingen zwischen empirisch gesicherten Aussagen und
Theorien, die auf diesem Gebiet zu Hauf existieren, deutlich zu unterscheiden
weiss.
Sein Fazit: „Was bleibt? In jedem Fall die Erkenntnis, dass
mediengestütztes Lernen nicht in jedem Fall besser ist als das traditionelle
Lernen. Manchmal ist es sinnvoll – das hängt vom Inhalt ab und vom Lerner (der
oft übersehenen Variablen) und von den jeweiligen Wechselwirkungen zwischen
Inhalt, Lerner und Medium. Und manchmal ist mediengestütztes Lernen geradezu
kontraproduktiv. E-Learning zu verherrlichen ist deshalb ebenso problematisch
wie es zu verteufeln.“
Einige Kernaussagen aus dem
Vortrag:
„Wenn Lerneinheiten medial vermittelt
werden, braucht man in der Regel mehr Zeit, um sinnvoll zu lernen. Wenn man die
Zeit aufbringt, profitiert man vom medialen Lernen. Wenn man die Zeit nicht hat
oder nicht aufbringen will, lernt man schlechter, wenn der Lernstoff nur medial
vermittelt wird.“
„Es gibt unterschiedliche Lerner.
Manche kommen gut mit mediengestützten Lernmaterialien zurecht, andere weniger.
[Da] die Evaluation auf Gruppenebene erfolgt, [gehen] Lerner, die größere Schwierigkeiten haben,
mit ihren Problemen in den Evaluationen unter.“
„Nicht alle Inhalte können mit
allen Medien gleich gut übermittelt werden.
Das unterschiedliche Verhalten
beim Betrachten von Videoclips je nachdem, ob sie alleine oder im
Gruppenkontext genutzt werden, deutet des Weiteren darauf hin, dass beim
mediengestützten Selbstlernen offenbar auch ein besonders hohes Maß an
Selbstdisziplin notwendig ist.“
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