Unter Eltern und Lehrern
hat sie schon länger den Ruf einer Problemschule: die Adliswiler Schule Zopf,
die 188 Primarschüler und 71 Kindergärtler zählt. Schulpräsident Raphael Egli
(CVP) hört dies allerdings nicht sehr gerne. «Wir bitten Sie, alles zu
unterlassen, was dem Ruf der Schule Zopf schadet», schreibt Egli in einem Brief
an die Eltern der Zopf-Kinder.
Es
ist dies Eglis Antwortbrief auf ein Schreiben, das im letzten Dezember rund 100
Eltern unterschrieben hatten. Sie verlangten darin von der Schulpflege
Klarheit, nachdem sie kurz und knapp über den sofortigen Abgang der beiden
damaligen Zopf-Schulleiterinnen Silvia Kälin und Andrea Burch informiert worden
waren. Warum die beiden Frauen, die unter Eltern und Schülern geschätzt waren,
zurücktraten, wurde «aus personalrechtlichen Gründen» nicht kommuniziert, wie
Egli bereits im Dezember gegenüber der ZSZ sagte. Auch im nun vorliegenden
Antwortbrief erhalten die Eltern darum diesbezüglich keine Präzisierungen.
100 Eltern verlangten Erklärungen von der Schulpflege Adliswil, Bild: Michael Trost
Verärgerte Eltern verweigern Gespräch mit Schulpflege, Zürichsee-Zeitung, 31.1. von Markus Hausmann
Infoabend «nicht
sinnvoll»
Enttäuscht
wird die Elternschaft auch in einem anderen Anliegen: Eine geforderte
Informationsveranstaltung mit allen Eltern und Lehrern wird von der Schulpflege
abgelehnt. Die Begründung: «Eine solche wäre nicht sinnvoll, da kein vertiefter
Dialog aufgenommen werden kann.» Stattdessen schlägt der Schulpräsident «einen
intensiven Austausch im kleineren Kreis vor». Teilnehmen dürfte eine Delegation
von sechs bis zehn Eltern.
Doch
die Eltern schlagen das Angebot aus. Es bringe nichts und sei nicht das, was
man gefordert habe. «Wie sollen wir zudem aus hundert Eltern sechs bis zehn
auswählen, die alle anderen angemessen vertreten?», sagt Christine Bachmann,
die als Sprecherin der Elternschaft auftritt.
Ein
Gespräch mit wenig Beteiligten statt klare Antworten an alle: Das passe zur
«intransparenten Kommunikation der Schulpflege», sagt Bachmann. Beispiele dafür
gebe es aus den letzten Jahren genügend. So wurde schon der Rücktritt des
vorletzten Zopf-Schulleiters nicht begründet. In anderen Fällen habe man ein
halbes Jahr auf Antworten der Schulpflege gewartet. Und als Eltern bei der
Adliswiler Schulverwaltung einen Evaluationsbericht des Volksschulamts über die
Schule Zopf verlangt hatten, sei die komplette Herausgabe zuerst mehrfach
verweigert worden.
Dass
sich die Eltern derart engagieren, hat mit ihrem Ärger über den Schulbetrieb
im Zopf zu tun. Der integrative Unterricht, bei dem Kinder mit
unterschiedlichsten Lernniveaus in derselben Klasse sind, sorge in den Zimmern
für Unruhe. «Auch das altersdurchmischte Lernen hat im jüngsten
Evaluationsbericht schlecht abgeschnitten», sagt Bachmann. Viele Kinder seien
mit dem Konzept überfordert, ist sie überzeugt. Nicht wenige Eltern müssten
ihre Kinder ausserschulisch unterrichten lassen, um fehlenden Schulstoff
nachzuholen.
Für
die Eltern ist deshalb klar: «Die Schulpflege nimmt ihre Verantwortung für
einen funktionierenden Betrieb der Schule Zopf zum Wohl der Kinder nicht wahr.»
Nachfolge ist geregelt
Die
Vorwürfe der intransparenten Kommunikation und der nicht erfüllten Aufsichtspflicht
weist Schulpräsident Raphael Egli zurück. «Wir nehmen diese Pflicht sehr wohl
wahr. Sei es mit regelmässigen Schulbesuchen, Gesprächen oder Massnahmen für
die Schüler und Schulleiter.»
Unbeirrt
davon hat eine Gruppe von zwölf Eltern nun rechtliche Schritte gegen die
Adliswiler Schulpflege eingeleitet. So haben sie am Montag dem Bezirksrat
Horgen eine Beschwerde geschickt, zusammen mit einem rund 100-seitigen Dossier.
Dieses soll die Versäumnisse der Schulpflege dokumentieren. Zudem haben die
Beschwerdeführerdas Volksschulamt des Kantons Zürich eingeschaltet.
Für
die Schule Adliswil sind dies ungemütliche Nachrichten. Denn eigentlich hat sie
in diesen Tagen selber etwas Positives zu berichten: Für die Schulleitung des
Zopf wurde eine Nachfolgerin gefunden. Ab August 2018 übernimmt Bernadette
Herzog die Geschicke. Diese ist seit fast neun Jahren Schulleiterin im
Adliswiler Primarschulhaus Werd. Interimsleiterin ist bis im Sommer Maja
Blaumeiser.
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