GLP-Kantonsrat Daniel
Stadlin (Zug) macht ein Fragezeichen hinter den Nutzen der integrativen
Förderung in der Oberstufe. Vor allem für die Lehrer sei das System oft eine
Mehrbelastung, stellt er in einem Vorstoss fest.
Kritische Fragen zu schulischen Heilpädagogen, Luzerner Zeitung, 13.1. von Samantha Taylor
Die integrative
Förderung – also die Integration von Schülern mit besonderen Bedürfnissen in
die Regelklassen – wirft immer wieder Fragen auf. Auch politisch findet das
Thema nun erneut Niederschlag. Der Stadtzuger GLP-Kantonsrat Daniel Stadlin hat
vor kurzem einen ganzen Strauss an Fragen im Rahmen einer Interpellation an den
Regierungsrat eingereicht. Stadlins Thema: der Nutzen der integrativen
Förderung auf Sekundarstufe I.
Die Integration von
Lernenden mit besonderem Bildungsbedarf und deren individuelle Förderung stelle
die Volksschulen vor grosse Herausforderungen, stellt Stadlin fest. Die
Aufgaben der schulischen Heilpädagogen, die mit diesen Schülern arbeiten,
bestehen einerseits darin, mit den Klassen- und Fachlehrpersonen den Unterricht
so zu planen, dass er allen Schülern gerecht wird. Andererseits beraten sie
Schüler und Lehrer. Gerade auf der Sekundarstufe I – also in den Schuljahren
sieben bis neun – macht der Interpellant jedoch ein Fragezeichen dahinter, ob
dies auch tatsächlich so funktioniert. Auf der Primarstufe, wo die Anzahl
Lehrpersonen pro Klasse sehr klein sei, funktioniere die Zusammenarbeit und
Koordination gut. «Die schulischen Heilpädagogen kommen da bei einem Vollpensum
auf etwa vier bis fünf Lehrpersonen, mit denen sie den Unterricht und die
individuelle Förderung koordinieren müssen», erklärt Stadlin. Etwas anders sehe
dies jedoch auf der Sekundarstufe I aus. Dort werden die Schüler in mehr
Fächern, auf unterschiedlichen Niveaus und damit teilweise von zehn oder mehr
Lehrern unterrichtet. «Die Zusammenarbeit mit den Heilpädagogen gestaltet sich
schwierig», so Stadlin. Aufgrund des unter anderem hohen Koordinationsaufwandes
werde die Zusammenarbeit mit den Heilpädagogen auf dieser Stufe nicht selten
von Lehrern als zusätzliche Belastung empfunden.
«Wie
stellt der Kanton die Qualität sicher?»
Stadlin will darum
wissen, mit wie vielen Lehrpersonen die schulischen Heilpädagogen auf der
Sekundarstufe I im Durchschnitt zusammenarbeiten, den Unterricht vorbereiten
und die Fördermassnahmen koordinieren. Weiter fragt er nach dem zusätzlichen
personellen und finanziellen Mehraufwand, den die integrative Förderung
verursacht. Stadlin will von der Regierung ausserdem Auskünfte zu Nutzen und
Qualität. «Wie stellt der Kanton die Qualität der integrativen Förderung auf
Sekundarstufe I sicher? Anhand welcher Indikatoren beurteilt der Kanton den
Nutzen des integrativen Systems für die Lernenden?», fragt der GLP-Kantonsrat
weiter.
Stadlin macht sich
ausserdem für die Klassenlehrer auf dieser Stufe stark. Er erkundigt sich, ob
der Kanton die Einschätzung teile, dass diese im Vergleich mit den
Heilpädagogen einer wesentlich höheren Arbeitsbelastung ausgesetzt seien, da
sie sowohl für den regulären Unterricht als auch für die schulische Integration
die Hauptverantwortung tragen. «Wie sieht der Kanton die Zufriedenheit der
Klassenlehrer mit dem integrativen System?» Und bezüglich Zukunft verlangt
Stadlin von der Regierung Antworten. So fragt er nach möglichem
Verbesserungspotenzial bei der integrativen Förderung und ob der Kanton plane,
mit der Umsetzung des Lehrplans 21 die Aufgabenbeschreibung der Heilpädagogen
anzupassen und ihre Verantwortlichkeiten zu konkretisieren.
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