24. Januar 2018

CVP fordert mehr Praxisbezug statt Bürokratie

Die CVP will die Bildung von unnötigen bürokratischen Zwängen befreien und nimmt die Politik wie auch die Eltern in die Pflicht. Sie fordert zudem auf Bundesebene höhere Steuerabzüge für Betreuungskosten.
CVP will mehr Schule und weniger Verwaltung, NZZ, 23.1. von Jörg Krummenacher


Forderungskataloge und Positionspapiere zur Bildung, wie sie die CVP vorlegt, sind derzeit en vogue. Die Diskussionen um den Lehrplan 21 neigen sich dem Ende zu, und so fokussieren sich Parteien und Interessenvertreter allmählich wieder darauf, wie die Schweizer Bildungslandschaft in weiterer Zukunft aussehen soll. Die CVP gemahnt sich selbst und die anderen Parteien dabei zu nobler Zurückhaltung, indem sie eine Entpolitisierung der Schule fordert: «Man muss die operativen Fragen den Leuten überlassen, die die tägliche Arbeit machen», sagte Parteipräsident Gerhard Pfister am Dienstag in Bern. Derzeit bestehe die Tendenz, dass sich Politik und Verwaltung zu stark in operative Bereiche einmischten. Deren Aufgabe sei es, klare Leistungsaufträge zu erteilen, darüber hinaus aber benötigten die Schulen Autonomie, die Lehrerschaft Methodenfreiheit.

Am richtigen Ort gespart
Die CVP kritisiert zudem eine Verbürokratisierung des Schulbetriebs. «Der stetige Anstieg des Evaluierens, des Akkreditierens und des Feedbackeinholens führt zu einer immer höheren zeitlichen Belastung der Lehrpersonen», heisst es im Positionspapier. Nötig sei eine Konzentration auf das Wesentliche: Allfällige Sparmassnahmen dürften nicht den Unterricht treffen, sondern die Verwaltung. Als positives Beispiel wird der Kanton Jura und dessen Bildungsdirektor Martial Courtet, selbstredend Mitglied der CVP, genannt, der die Bildungsdirektion gestrafft und damit bewiesen habe, dass Effizienz gesteigert werden könne, ohne bei den Schulen zu sparen.

Auf Bundesebene möchte die CVP die Eltern von Schulkindern weiter entlasten: Wenn beide Eltern arbeiten, dürfe das zweite Einkommen nicht durch Steuern oder Kinderbetreuungskosten aufgefressen werden. Deshalb sollen Eltern die Kosten für die ausserfamiliäre Betreuung bei den Bundessteuern bis maximal 25 000 Franken pro Kind und Jahr von den Steuern abziehen können. Gleichzeitig nimmt die CVP die Eltern in die Pflicht: Die Schule sei nicht hauptsächlich dazu da, Defizite aus der Elternerziehung zu beheben. Sache der Eltern sei auch die Frühförderung, insbesondere der Sprachenerwerb vor Eintritt in den Kindergarten.

Kantonale Vorstösse
Weitere Forderungen der CVP betreffen etwa den verstärkten Praxisbezug, zudem lehnt die Partei eine «Verakademisierung» in der Berufsbildung ebenso ab wie eine systematische Erhöhung der Maturitätsquote. Ihre Anliegen will sie dort deponieren, wo diese im föderalistischen Bildungssystem meist hingehören: mit politischen Vorstössen in den Kantonen.


1 Kommentar:

  1. Der CVP-Massnahmenkatalog kann hier eingesehen werden: https://www.cvp.ch/sites/default/files/201801_Bildung_Massnahmenkatalog.pdf

    AntwortenLöschen