Kaum eingeführt, rüttelt der
Kantonsrat bereits am Lehrplan 21: Mit einer grossen Mehrheit führen die
Kantonsräte in der 9. Klasse das Wahlpflichtfach Hauswirtschaftsunterricht
wieder ein – trotz Mehrkosten.
Trotz Mehrkosten: Kantonsrat führt Hauswirtschaft wieder ein, Luzerner Zeitung, 11.12. von Evelyne Fischer
Dass der Regierung, welche die Ablehnung dieses Vorstosses beantragte,
ein rauer Wind entgegenblasen dürfte, war schon an der Liste der
Mitunterzeichner abzulesen: 54 Kantonsräte aller Fraktionen unterstützten das
Postulat von Priska Wismer-Felder (CVP, Rickenbach), die in der 9. Klasse auch
künftig das Wahlpflichtfach «Hauswirtschaftsunterricht» anbieten will. Wenig
überraschend wurde der Vorstoss letztlich denn auch klar überwiesen: mit 67 zu
38 Stimmen.
Zum Vorstoss veranlasst wurde Primarlehrerin Wismer wegen der Umsetzung
des Lehrplans 21: Das neue Fach «Wirtschaft, Arbeit, Haushalt», das auf der Sek
aufs Schuljahr 2019/20 eingeführt wird, ist in der Wochenstundentafel mit je
zwei Lektionen in der 7. und 8. Klasse und einer Lektion in der 9. Klasse
dotiert. Bisher wird die Hauswirtschaft in der 9. Klasse als Wahlpflichtfach
mit zwei Lektionen angeboten.
Wismer: «Hier geht
es nicht um ein bitzeli Kochen»
Dass der praktische Teil der Hauswirtschaft künftig weniger gewichtet
werden soll, ärgerte Priska Wismer. Hier gehe es nicht «um ein bitzeli Kochen
und Essen danach», sagte sie. «Der Unterricht bietet eine ideale Lernumgebung,
um Schüler auf den Berufsalltag vorzubereiten.» Geschult werde das exakte,
saubere und kreative Schaffen. In die gleiche Kerbe schlug Priska Galliker
(CVP, Knutwil). «Mit der Streichung der Hauswirtschaft wird die Auswahl der
Wahlpflichtfächer nur noch kopflastiger.»
Viel Unterstützung erhielt Wismers Vorstoss von der Ratslinken. So sagte
etwa Ali R. Celik (Grüne, Luzern), dass die Regierung das Postulat primär
ablehne, weil man mit zusätzlichen Besoldungskosten von 250'000 Franken rechne.
Mehrausgaben, die der vom Kantonsrat verlangten kostenneutralen Einführung des
Lehrplans 21 widersprechen. Celik und seine Fraktion waren aber der Meinung,
«60 Rappen Mehrkosten pro Einwohner sind verkraftbar». Helene Meyer-Jenni (SP,
Kriens) ergänzte, ihre Fraktion sei stets gegen die kostenneutrale Einführung
gewesen. Man unterstütze Wismers Postulat. Denn: «Die Nahrungsmittelzubereitung
muss praktisch erlernt werden.» Zudem erinnerten Wismer wie auch Meyer daran,
dass das Parlament 2014 einen ähnlichen Vorstoss von der damaligen Kantonsrätin
Marie-Theres Knüsel Kronenberg (CVP, Dagmersellen) mit 109 zu 0 Stimmen
überwiesen hatte. Daran knüpfte auch Angela Pfäffli-Oswald (FDP, Grosswangen)
an: «Die Regierung hat sich über den Willen dieses Vorstosses hinweggesetzt.
Das ist inakzeptabel.»
Pfäffli gehörte zur Minderheit der FDP, die Wismers Vorstoss
unterstützte. Die Mehrheit war laut Rosy Schmid-Ambauen (Hildisrieden) der
Meinung, es liege in der Verantwortung der Eltern, ihre Kinder für die
Nahrungsmittelzubereitung zu sensibilisieren. Die gleiche Haltung vertrat die
GLP. Claudia Huser Barmettler (Luzern) ergänzte: Besucht würde das Fach ohnehin
nur von jenen, die bereits Interesse an der Hauswirtschaft zeigten. Alle
anderen müssten früher und ausserhalb der Schule dafür begeistert werden. Die
SVP verwehrte dem Vorstoss unter anderem deshalb die Unterstützung, da er von
der CVP stammte – die den Lehrplan notabene gutgeheissen habe, so Bernhard
Steiner (Entlebuch).
Wyss musste sich
vor seinem Votum geschlagen geben
Da die Mehrzahl der Wortmeldungen klar für eine Überweisung des
Vorstosses sprach, musste sich Bildungsdirektor Reto Wyss (CVP) schon vor dem
Schlussvotum geschlagen gegen. Er hielt aber fest: «Mit der Erheblicherklärung
des Postulats wird die Anzahl anzubietender Lektionen mit Sicherheit steigen.»
Dies entspreche nicht der Zielsetzung, wie sie der Kantonsrat formuliert habe.
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