Endlich jemand, deraufgrund profunder Sachkenntnis und persönlich breitem Erfahrungshintergrund inschulischen Angelegenheiten das Dilemma heutigen Lehrerdaseins beschreibt und
ein klares Votum für mehr Spielraum im pädagogischen, didaktischen und
methodischen Tun von Lehrerinnen und Lehrern abgibt. Ich möchte alle Aussagen
zum Problem der Stofffülle, der Einschränkung der Entscheidungsfreiheit
zugunsten rigider Vorschriftenkataloge und des schwindenden Vertrauens in das
Tun von Lehrern unterstreichen.
NZZaS, 3.12. Leserbrief von Kurt Meiers
Ich erlaube mir, noch
folgenden Gedanken hinzuzufügen: Lehrpersonen haben es in Schule und Unterricht
mit Menschen zu tun, von denen jeder – auch der kleinste und jüngste – ein
Individuum mit spezifischen Merkmalen ist. Diesen individuellen Besonderheiten
muss die Lehrperson Rechnung tragen dürfen, wenn Kinder und Jugendliche sich
gut entwickeln sollen. Was wir von einem Richter erwarten – das Ausnutzen des
Spielraums, den ihm Gesetze lassen, und die Berücksichtigung der individuellen
Situation des Angeklagten –, sollten wir auch den Lehrpersonen in analoger
Weise zugestehen: Die Freiheit, Normen mit dem Blick auf Menschen zu relativieren.
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