Basierend
auf Erkenntnissen aus der Literatur und der von S. Zbinden (2017) verfassten
Masterarbeit "Leseverstehen mit altem und neuem Lehrmittel im Vergleich.
Eine empirische Studie über das Verstehen von französischen Texten auf der
Sekundarstufe 1" können für den Französischunterricht, insbesondere für
die Förderung der Fertigkeit "Leseverstehen", folgende Empfehlungen
zusammengefasst werden:
Empfehlungen für den Französischunterricht mit dem Lehrmittel "Clin d'oeil" auf der Realstufe, Dezember 2017, von Susanne Zbinden
1.
Wortschatz und auch Grammatik werden in der Literatur allgemein beim
schulischen Fremdsprachenerwerb, so auch beim Verstehen von Texten, eine
zentrale Rolle zugeschrieben. Dabei nehmen Nomen eine Schlüsselfunktion ein.
Die Vermutung liegt nahe, dass die schlechteren Leistungen der Clin
d'oeil-Lernenden bei vorliegender Studie u.a. durch die Reduktion der
Sprachmittel erklärbar sind. Zudem haben Lernende rückgemeldet, dass sie
insbesondere Alltagswortschatz erwerben möchten. Es scheint also sinnvoll, mit
ihnen vermehrt alltagsrelevante Nomen zu lernen (vgl. Jeon/Yamashita 2014;
Furtner/Sachse 2008; u.a.).
2. Mit
dem Strategientraining wünscht man, die Leistungen des Arbeitsgedächtnisses zu
verbessern. Schmidt (2006) fand heraus, dass die Arbeitsgedächtnisleistungen
beim Textverständnis jedoch erst auf Sprachniveau C1 relevant waren, auf
tieferem Sprachniveau waren die Wortschatzkenntnisse entscheidend. Auch bei
vorliegender Untersuchung auf der Realstufe konnten keine Auswirkungen des Strategientrainings
gemessen werden: Clin d'oeil - Lernende waren nicht in der Lage, Strategien
erfolgreicher anzuwenden als bisherige Lernende. Daraus lässt sich folgern,
dass die Lernzeit zur Förderung des Leseverstehens womöglich besser in ein
Wortschatz- anstatt in das Strategientraining investiert wird.
3. Der
Einsatz von authentischen Texten wird von verschiedenen Autoren für Lernende im
Anfangsstadium nicht empfohlen (Nation 2000; 2006; 2015; Schmitt 2008;
Dlaska/Krekeler 2009). Hu und Nation (2000) gingen der Frage nach, wie hoch die
Dichte an unbekannten Wörtern in einem Text sein kann, damit ein Lernender
diesen noch versteht. Aus ihren Ergebnissen folgerten sie, dass ein Lernender
ungefähr 90% der Wörter verstehen muss, um einen Text entschlüsseln zu können.
Weiter argumentiert Nation (2015), dass es bei weniger als 98% bekannten
Wörtern schwierig wird, neue Wörter aus dem Kontext heraus zu erschliessen. Er
betont, dass auch Texte für junge L1- Sprechende für Fremdsprachenlernende zu
schwierig seien, da bereits ein 7-jähriges Kind mindestens 5'000 Wörter kennt.
Gemäss Dlaska/Krekeler (2009) werden Lernende motiviert, wenn sie eine Aufgabe
für anspruchsvoll aber lösbar halten. Somit wäre es möglicherweise
gewinnbringend, authentische Texte dem Niveau der Lernenden entsprechend
anzupassen. Hinweis: Auf der Passepartout-Homepage befinden sich vereinfachte
Zusatzmaterialien.
4. Bei
vorliegender Untersuchung war "verbindlich gelernt" verglichen mit
"im Unterricht angetroffen" oder mit einer Strategieanwendung tendenziell
der beste Prädiktor. So beispielsweise beim Wort "jouer" in
"jouer au hockey sur glace": Clin d'oeil-Lernende, welche dieses Wort
im Unterricht angetroffen, aber nicht verbindlich gelernt hatten, verstanden es
schlechter als bisherige Lernende, welche "jouer" auf ihrer
Wörterliste vorfanden. Solchen Fragen wurde jedoch nicht umfassend
nachgegangen, weshalb keine präzisen Aussagen gemacht werden können.
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