Weil
Eltern die Briefe nicht verstehen, verwendet eine Schule in Basel für die
Korrespondenz künftig eine vereinfachte Sprache mit zusätzlichen Medio·punkten.
Nicht alle Eltern finden das gut.
Basler Primarschule schreibt Briefe nur noch in "einfacher Sprache", Blick, 30.11. von Lea Gnos
Viele
Eltern haben Mühe, selbst einfache Einladungen zu Informationsabenden zu
verstehen. Manchmal werden Elternbriefe deshalb in wichtige Migranten-Sprachen
übersetzt, zum Beispiel in Portugiesisch. Auch sind an gewissen Elternabenden
Dolmetscher dabei.
Die
Primarschule Hirzbrunnen in Basel geht nun einen neuen Weg: In einem Brief, der
BLICK vorliegt, informiert sie, dass sie künftig in Briefen ein einfaches
Deutsch verwenden werde. Zusammengesetzte Wörter werden zusätzlich mit einem
Zwischenpunkt, einem sogenannten Medio-Punkt, getrennt. Künftig heisst es
Lehr·personen anstatt Lehrpersonen oder Stand·ort anstatt Standort. In den
Briefen sollen zudem nur noch die wichtigsten Infos Erwähnung finden. Auch wird
pro Zeile nur ein Satz verwendet. So sollen Migranten und bildungsferne Eltern
nicht überfordert werden. Diesen Sprach-Coup hätten zehn Lehrer während zwei
Jahren in einer Arbeitsgruppe ausgearbeitet.
Nicht bei
allen Eltern kommt dies gut an: «Das ist eine Verfälschung der deutschen
Sprache. Die Schüler müssen schliesslich auch korrektes Deutsch
lernen», so ein Vater von zwei Primarschülern, die das Schulhaus
Hirzbrunnen besuchen.
Umgesetzt
wurde die Idee vom Büro für leichte Sprache Basel. Übersetzerin Cornelia Kabus
(50) sagt, es werde zwischen einfacher und leichter Sprache – die noch viel
simpler ist – unterschieden.
«Die
einfache Sprache orientiert sich an der Umgangssprache. Sie richtet sich an
ältere Menschen und Migranten sowie Menschen mit Lernschwierigkeiten.» Die
leichte Sprache, mit dem Medio-Punkt, richte sich eigentlich an Menschen mit
einer Behinderung. Die Grenzen seien allerdings fliessend.
Die
vereinfachte Sprache sei ein erster Versuch in Basel, sagt Simon Thiriet (36),
Leiter Kommunikation Erziehungsdepartement Basel
Stadt. «Gerade für jemanden, der Deutsch als Muttersprache hat, ist
dies zugegebenermassen gewöhnungsbedürftig.»
Das
Beispiel aus Basel werde Schule machen, sagt Beat Zemp (62), oberster Schweizer
Lehrer. «In Elternbriefen wird immer mehr eine einfache Sprache verwendet.» Die
korrekte Sprache dürfe dabei nicht leiden. «Schreibweisen im Duden gelten
auch für die Behörden», so Zemp.
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