Die
goldene Mitte. Zwar kein progymnasialer Streber, aber trotzdem eine bessere
Ausbildung als die «allgemeinen Anforderungen», die das Niveau A der
Sekundarschule laut Definition erfüllt: Der mittlere E-Zug auf Sekundarebene
war im Baselbiet jahrzehntelang der bestbesuchte der drei Sek-Varianten; doch
der progymnasiale Zug holte auf (siehe Grafik). Und hat die Ausbildung mit
«erweiterten Anforderungen» (E) in diesem Schuljahr sogar erstmals überholt.
«Eine Verschiebung hat stattgefunden. Wir können jedoch noch nicht sagen, ob
dies eine Tendenz ist oder eine Ausnahme», sagt Beat Lüthy, Leiter des Amts für
Volksschulen. «Wir werden die Veränderung weiterhin beobachten.»
Mittelmässig reicht nicht mehr, Basellandschaftliche Zeitung, 14.11. von Samuel Hufschmid
In der
Bildungskommission des Landrats waren die Schülerzahlen der einzelnen
Sek-Niveaus bisher kein Thema. «Diese Entwicklung ist mir neu, aber es ist
erfreulich, dass mehr Schülerinnen und Schüler den Eintritt ins P-Niveau
schaffen als in früheren Jahren», sagt Kommissionspräsident und SP-Landrat
Christoph Hänggi. Ein bildungspolitisches Ziel dazu gebe es nicht, Ziel sei es
jedoch, dass «eine möglichst hohe Anzahl Schülerinnen und Schüler einen
Abschluss auf der Sekundarstufe I – also beispielsweise einen Lehrabschluss
oder die Maturität – erreichen», sagt Hänggi. Auf welchem Weg dieses Ziel
erreicht wird – über Niveau E oder P – sei nicht relevant. «Wenn es mehr
PSchüler gibt, dann wäre es allerdings auch wünschenswert, dass einige dieser
Schülerinnen und Schüler sich den Antritt einer attraktiven Lehrstelle
überlegen und nicht alle ans Gymnasium wechseln.»
Paul Hofer, ebenfalls Mitglied
der landrätlichen Bildungskommission, sagt: «Am wichtigsten wäre, dass alle
Schülerinnen und Schüler im Niveau sind, das ihnen am besten entspricht. Es
bringt nichts, auf Druck der Eltern ein höheres Niveau zu besuchen, nur um dann
im ersten Studienjahr die Universität wieder zu verlassen», sagt der
FDP-Politiker. Wenn aber eine verbesserte pädagogische Ausbildung der
Lehrpersonen dazu führe, dass immer mehr Kinder die Leistungen für das P-Niveau
erbringen können, dann sei dies erfreulich. «Das zeigt dann, dass unser
Bildungssystem in Baselland gut funktioniert», sagt er. Ob die Umstellung auf
ein sechstes Primarjahr eine Auswirkung auf die höheren P-Niveau-Schülerzahlen
hat, das kann derzeit noch nicht ausgewertet werden. Die Datengrundlage dafür
ist zu klein, es könnte ein statistischer Ausreisser sein. Die Annäherung der
Schülerzahlen der beiden Niveaus hingegen zeichnet sich seit 2012 ab und wurde
zumindest nicht unterbrochen durch das sechste Primarjahr.
Sind die Schüler
einfach klüger?
Im Kanton Basel-Stadt war die Hoffnung, dass durch die
Einführung der Sekundarschule die Anzahl Gymnasiasten verkleinert werden kann.
Darauf deutet aber derzeit nichts hin. Im aktuellen Schuljahr nahmen 44 Prozent
Sek-Schülerinnen und -Schüler Platz in einer P-Klasse, im Jahr zuvor waren es
sogar 47 Prozent. Von der laut Bildungsbericht angestrebten gleichmässigen
Verteilung auf die drei Niveaus ist man weit entfernt (siehe dazu «Schweiz am
Wochenende» vom 12. August). Die einfachste Erklärung, weshalb die P-Niveau-Schülerzahlen
von Jahr zu Jahr zunehmen, wäre: Es sitzen immer schlauere Schüler in den
Baselbieter Primarschul-Klassenzimmern. Und tatsächlich gibt es einen Hinweis
darauf, dass dies so sein könnte. Denn seit die Universität Zürich für den
Bildungsraum Nordwestschweiz jährliche Leistungstests durchführt, lässt sich
die Leistungsfähigkeit der Baselbieter Schüler mathematisch vergleichen. Und
wären die Schüler Wein, würde man bei den letztjährigen Sechstklässlern von
einem guten Jahrgang sprechen: In den Fächern Deutsch und Mathematik haben sie
besser abgeschnitten als ihre Jahrgangs-Vorgänger, in Französisch sowie im
Bereich «Natur und Technik» zumindest gleich gut. Der aktuelle Leistungscheck
wird übrigens derzeit durchgeführt, wie das Uni-Institut auf Anfrage sagt. Dann
wird sich zeigen, ob die Baselbieter Sek-Schulen für nächstes Jahr weitere
Pulte in die P-Klassenzimmer stellen müssen; oder doch wieder zurück ins
E-Klassenzimmer.
Irritierend ist, dass der Präsident der Bildungskommission offenbar nicht weiss, was Sek I und Sek II ist.
AntwortenLöschenSoso... die Baselbieter Schüler werden offenbar klüger. Könnte es evt. auch sein, dass die Niveaus einfach gesenkt wurden? Deutschtests wie vor 15 Jahren könnte man heute nicht mehr bringen - zu schwierig. Und die neue "fehlertolerante" Lehrergeneration könnte auch einen Beitrag zum steigenden Niveau geleistet haben...
AntwortenLöschen