28. November 2017

SP will Mittagspausen verkürzen

Eine kürzere Mittagspause in Schulen soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Die SP der Stadt Luzern und die Juso verlangen deshalb, dass der Stadtrat ein entsprechendes Pilotprojekt einführt.
SP will die Mittagspausen an den Schulen verkürzen, Luzerner Zeitung, 28.11. von Gabriela Jordan


Ginge es nach der SP und der Juso der Stadt Luzern, könnte die Mittagspause in Schulen künftig nur noch 45 bis 60 Minuten, statt wie heute rund 1,5 Stunden dauern. Aus ihrer Sicht würde so die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessert werden. «Der heutige Tagesrhythmus der Gesellschaft ist mehr und mehr auf kurze Mittagszeiten ausgerichtet. In vielen Familien sind Vater und Mutter erwerbstätig, die gemeinsame Mahlzeit findet nicht am Mittag, sondern am Abend statt», begründet die Stadtparlamentsfraktion ihr Anliegen. 
Ein weiterer Vorteil wäre, dass für ausserschulische Aktivitäten wie Musikschulen und freiwilliger Schulsport mehr zeitliche Flexibilität geschaffen würde. In einer Motion fordert die Fraktion deshalb, dass der Stadtrat die Zeitmodelle in Tagesschulen vergleicht und an einer städtischen Volksschule ein Pilotprojekt mit einer verkürzten Mittagspause durchführt. Ein Novum wäre das in der Schweiz nicht: Laut der Fraktion ist ein solches Zeitmodell bereits im Kanton Tessin, in einzelnen Gemeinden der Romandie und der Deutschschweiz sowie in anderen europäischen Ländern üblich. 

Fraktion zeigt sich offen über Ausgang der Evalution
«In Zürich zum Beispiel gibt es bereits flächendeckend obligatorische Tagesschulen mit einer solchen Tagesstruktur», sagt SP-Grossstadträtin Luzia Vetterli auf Anfrage. «Wir wollen deshalb, dass der Stadtrat für Luzern verschiedene Zeitmodelle evaluiert und schaut, ob das Bedürfnis nach kürzeren Mittagspausen auch hier besteht.» Über den Ausgang der Evaluation würde sich die Fraktion laut Vetterli offen zeigen. «Wenn sich herausstellt, dass die Verkürzung der Mittagspausen nicht sinnvoll ist, ist es für uns auch okay.» 

Doch ist ein entsprechendes Bedürfnis in Luzern überhaupt vorhanden? Wie kommt der Vorschlag hier bei Eltern an? Hinweise darauf gibt eine Aussage von Martina Amato, die sich bei der Elternlobby Schweiz engagiert. «Ich persönlich finde, der Vorstoss geht in eine fragwürdige Richtung. Die Mittagspause in Schulen ist schon jetzt nicht allzu lang. Mit dem Lehrplan 21 haben die Kinder jetzt teilweise zudem mehr Lektionen als früher. Für das Kind würde ein kürzerer Mittag nur noch mehr Stress bedeuten. In meinen Augen wäre das Anliegen ausserdem kaum umsetzbar, da die meisten Kinder zum Mittagessen auch heute noch nach Hause gehen – und teils lange Schulwege haben."

Martina Amato verweist zudem auf die Kampagne von Pro Juventute "Weniger Druck. Mehr Kind.", die gegen den Leistungsdruck vorgehen will. "Pro Juventute hat erkannt, dass der Leistungsdruck im Kinderzimmer angekommen ist und fordert berechtigterweise mehr freie und selbstbestimmte Zeit für Kinder und Jugendliche", so Amato. "Der Vorstoss geht meines Erachtens klar in eine entgegengesetzte Richtung." Darauf kontert Luzia Vetterli: "Die Kinder wären nicht mehr gestresst, denn sie hätten am Nachmittag mehr Zeit und könnten ihre Freizeitaktivitäten bessern koordinieren."

Mit ihrer Idee ist die SP und Juso-Fraktion übrigens nicht allein. Ein Vorstoss, der in eine ähnliche Richtung stösst, wurde ebenfalls heute von den Grünliberalen eingereicht. Darin fordern diese, dass "im Einklang mit der Schweizer Wirtschaft" zügig Tagesschulen in der Stadt Luzern eingeführt werden. Der Stadtrat soll einen entsprechenden Planungsbericht mit konkreten Schritten ausarbeiten.


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