Eine kürzere Mittagspause in Schulen
soll die Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern. Die SP der Stadt Luzern und die Juso
verlangen deshalb, dass der Stadtrat ein entsprechendes Pilotprojekt einführt.
SP will die Mittagspausen an den Schulen verkürzen, Luzerner Zeitung, 28.11. von Gabriela Jordan
Ginge es nach der SP und der Juso der Stadt Luzern, könnte die
Mittagspause in Schulen künftig nur noch 45 bis 60 Minuten, statt wie heute
rund 1,5 Stunden dauern. Aus ihrer Sicht würde so die Vereinbarkeit von Familie
und Beruf verbessert werden. «Der heutige Tagesrhythmus der Gesellschaft ist
mehr und mehr auf kurze Mittagszeiten ausgerichtet. In vielen Familien sind
Vater und Mutter erwerbstätig, die gemeinsame Mahlzeit findet nicht am Mittag,
sondern am Abend statt», begründet die Stadtparlamentsfraktion ihr
Anliegen.
Ein
weiterer Vorteil wäre, dass für ausserschulische Aktivitäten wie Musikschulen
und freiwilliger Schulsport mehr zeitliche Flexibilität geschaffen würde. In
einer Motion fordert die Fraktion deshalb, dass der Stadtrat die Zeitmodelle in
Tagesschulen vergleicht und an einer städtischen Volksschule ein Pilotprojekt
mit einer verkürzten Mittagspause durchführt. Ein Novum wäre das in der Schweiz
nicht: Laut der Fraktion ist ein solches Zeitmodell bereits im Kanton Tessin,
in einzelnen Gemeinden der Romandie und der Deutschschweiz sowie in anderen
europäischen Ländern üblich.
Fraktion zeigt sich offen über Ausgang
der Evalution
«In Zürich zum Beispiel gibt es bereits flächendeckend obligatorische
Tagesschulen mit einer solchen Tagesstruktur», sagt SP-Grossstadträtin Luzia
Vetterli auf Anfrage. «Wir wollen deshalb, dass der Stadtrat für Luzern
verschiedene Zeitmodelle evaluiert und schaut, ob das Bedürfnis nach kürzeren
Mittagspausen auch hier besteht.» Über den Ausgang der Evaluation würde sich
die Fraktion laut Vetterli offen zeigen. «Wenn sich herausstellt, dass die
Verkürzung der Mittagspausen nicht sinnvoll ist, ist es für uns auch
okay.»
Doch ist ein entsprechendes Bedürfnis in Luzern überhaupt vorhanden? Wie
kommt der Vorschlag hier bei Eltern an? Hinweise darauf gibt eine Aussage von
Martina Amato, die sich bei der Elternlobby Schweiz engagiert. «Ich persönlich
finde, der Vorstoss geht in eine fragwürdige Richtung. Die Mittagspause in
Schulen ist schon jetzt nicht allzu lang. Mit dem Lehrplan 21 haben die Kinder
jetzt teilweise zudem mehr Lektionen als früher. Für das Kind würde ein
kürzerer Mittag nur noch mehr Stress bedeuten. In meinen Augen wäre das
Anliegen ausserdem kaum umsetzbar, da die meisten Kinder zum Mittagessen auch
heute noch nach Hause gehen – und teils lange Schulwege haben."
Martina Amato verweist zudem auf die Kampagne von Pro Juventute
"Weniger Druck. Mehr Kind.", die gegen den Leistungsdruck vorgehen
will. "Pro Juventute hat erkannt, dass der Leistungsdruck im Kinderzimmer
angekommen ist und fordert berechtigterweise mehr freie und selbstbestimmte
Zeit für Kinder und Jugendliche", so Amato. "Der Vorstoss geht meines
Erachtens klar in eine entgegengesetzte Richtung." Darauf kontert Luzia
Vetterli: "Die Kinder wären nicht mehr gestresst, denn sie hätten am
Nachmittag mehr Zeit und könnten ihre Freizeitaktivitäten bessern
koordinieren."
Mit ihrer Idee ist die SP und Juso-Fraktion übrigens nicht allein. Ein
Vorstoss, der in eine ähnliche Richtung stösst, wurde ebenfalls heute von den
Grünliberalen eingereicht. Darin fordern diese, dass "im Einklang mit der
Schweizer Wirtschaft" zügig Tagesschulen in der Stadt Luzern eingeführt
werden. Der Stadtrat soll einen entsprechenden Planungsbericht mit konkreten
Schritten ausarbeiten.
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