28. November 2017

ICT-Promotoren schüren Torschlusspanik

Als pensionierter Informatiker aus dem Entwicklungs- und Anwendungsbereich teile ich die Ausführungen der HerrenMarcel Dobler und Franz Grüter in diesem Artikel vollumfänglich.
Es ist äusserst bedenklich, dass in der heutigen Zeit (21. Jahrhundert!) aktuelles Informatikwissen immer noch – so wie ich das in den 60ern und 70ern des vorhergehenden Jahrhunderts erlebt habe – mit Programmierkenntnissen gleichgesetzt wird. In diesen früheren Zeiten nachvollziehbar, heutzutage eine absolute Absurdität!
Leserbrief, Südostschweiz, 28.11. von Hubert Allemann

Weniger erstaunlich ist, dass dieser fehlgeleitete IT-Hype (beispielsweise auch der kürzlich durchgeführte Digitaltag) ausgerechnet durch selbst ernannte «Experten» – vorwiegend aus der Politik, Wirtschaft und dem schulischen Bereich – gefördert wird, welche selber zugegebenermassen und offensichtlich von der ganzen Tragweite des IT-Bereiches kaum eine Vorstellung haben. Mir kommt das wie eine Torschlusspanik-Reaktion vor! Nur weil viele Persönlichkeiten (welche vielleicht selber ein IT-Verständnisproblem haben) plötzlich das Gefühl haben, man sei in der Schweiz ins Hintertreffen geraten, werden jetzt alle möglichen und unmöglichen (vor allem nicht sachgerechten und nicht zielführenden) Aktionen gestartet. Und dazu gehört ganz sicher die Forderung nach Erlernen von Programmierkenntnissen in der Primarschule. Frei nach dem Motto: Wenn wir künftig genügend Leute mit Programmierkenntnissen haben, ist die Schweiz in Sachen IT top und gerettet. So ein Schwachsinn!

Die IT ist ein sehr facettenreiches Gebiet. Und da sind Programmierkenntnisse ein kleiner Teil davon, wie Herr Dobler richtig sagt – eine extreme Spezialisierung. Und wie Herr Dobler weiter richtig ausführt, wären andere Themenbereiche wie zum Beispiel Anwendungstechniken, Netzwerkkenntnisse, Tuningmöglichkeiten, Verhalten im Internet, persönlicher Schutz und Sicherheit, Administratoren-Aufgaben etc. viel wichtiger, zielführender, praxis- und zeitgerechter. Das wäre eine Vermittlung von praktischem Grundwissen, wie dies im gleichen Artikel Herr Franz Grüter folgerichtig fordert und nicht vorberufliche Ausbildung in Sachen Programmierung (für eine Minderheit von Schülern, welche dies vielleicht einmal brauchen wird – wenn überhaupt).


Da der Lehrplan 21 sowieso eine Fehlentwicklung von Theoretikern ist, passt es aber total dazu, dass Programmierung in den Stundenplan der Primarschule aufgenommen werden soll. Frei nach dem Motto - Nichtwissen schützt vor Torheit nicht!

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