Seit Wochen haben die
Baselbieter Staatsangestellten in diskreten T-Shirts mit der Aufschrift «Wir
sind das Staatspersonal» ihrem stummen Protest über ihre Situation Ausdruck
verliehen. Unter anderem jeweils an den Landratssitzungen auf der Tribüne. Am
Mittwochabend gingen sie unter der Führung der Arbeitsgemeinschaft
Basellandschaftlicher Personalverbände (ABP) in der Mittenza in Muttenz «vom
stillen zum lauten Protest» über. Mit einem Aufmarsch von gut 600 Personen in
einem Meer von gelben Ballons war die Demonstration schon rein optisch ein
Erfolg. Dabei konnten die Polizisten wegen eines nicht näher definierten
Grosseinsatzes nicht einmal daran teilnehmen.
Der Regierung den Marsch geblasen, Basler Zeitung, 10.11. von Thomas Gubler
Scharfer Protest der Staatsangestellten: "Jeden Tiefschlag folgt gleich der nächste", Basellandschaftliche Zeitung, 9.11. von Rebekka Balzarini
Baselbieter Personal findet: "Es längt!", SRF Regional, 9.11.
Scharfer Protest der Staatsangestellten: "Jeden Tiefschlag folgt gleich der nächste", Basellandschaftliche Zeitung, 9.11. von Rebekka Balzarini
Baselbieter Personal findet: "Es längt!", SRF Regional, 9.11.
Die Veranstaltung erhielt noch zusätzlich Gewicht dadurch, dass
die Kantonsregierung in corpore und die landrätliche Personalkommission (Peko)
mit einer Delegation erschienen waren. Offenbar hatte man aus den Versäumnissen
bei der Rümlinger S9-Landsgemeinde, als die «Offiziellen» mit Abwesenheit
glänzten, Lehren gezogen. Roger von Wartburg, der Präsident des Lehrerinnen-
und Lehrervereins Baselland (LVB), der als Einpeitscher durch den Abend führte,
fand jedenfalls hervorragende Bedingungen für eine eindrückliche Kundgebung
vor, nachdem die Band Brazz Attack die Leute zuvor noch «in Stimmung» gebracht
hatte.
Arbeitsfrieden in Gefahr?
«Seit 15 Jahren muss das Staatspersonal nur Verschlechterungen in
seinen Arbeitsbedingungen hinnehmen. Es reicht. Wir sind es leid», rief Roger
von Wartburg in den Saal. Und der donnernde Applaus der Anwesenden war ihm
gewiss. Die Atmosphäre im voll besetzten Mittenza-Kongresszentrum wurde weiter
angeheizt. VPOD-Sekretärin Toya Krummenacher beklagte die in der geplanten
Lohngesetzrevision vorgesehene Stärkung der Leistungskomponente, und
LVB-Geschäftsführer Michael Weiss zerfetzte die Abfederungsmassnahmen der
Regierung bei der Senkung des Umwandlungssatzes in der zweiten Säule förmlich
in der Luft. Die von der Regierung vorgeschlagene Lösung sei inakzeptabel,
sagte Michael Weiss. Wenn sie auf den absolut moderaten Vorschlag der ABP zur
Milderung der Renteneinbussen nicht eintrete, «dann provoziert die Regierung
eine Aufkündigung des Arbeitsfriedens», sagte Weiss.
Hätte man die anschliessende Mischung aus Applaus und
Unmutskundgebung zum Nennwert genommen, dann müsste wohl demnächst mit einem
Streik des Baselbieter Staatspersonals gerechnet werden. «Unterstützt» wurden
die kämpferischen Voten der Verbandsvertreter jeweils mit Zwischenrufen, die
jedoch meistens eher merkwürdig anmuteten oder für Heiterkeit sorgten, aber
kaum geeignet waren, den Aussagen Nachdruck zu verleihen.
Man war sich auch so einig. So sehr, dass man bei der
anschliessend lautstark verabschiedeten Resolution das Gegenmehr nicht
ermitteln musste. In der Resolution wurden neben mehr Sozialpartnerschaft und
sicheren Altersrenten auch ein vollständiger Teuerungsausgleich und mehr
Wertschätzung für das Staatspersonal verlangt. In diesem Zusammenhang erging
die Aufforderung an die Regierung, pauschalisierenden Verunglimpfungen und
Vorurteilen «konsequent öffentlich» entgegenzutreten.
Laubers Auftritt
So hätte Regierungsrat Anton Lauber als Finanzdirektor und
oberster Personalchef eigentlich einen schweren Stand haben müssen, als er sich
nach einer kurzen musikalischen Pause «seinen» Staatsangestellten am Rednerpult
stellte. «Wir haben die Resolution zur Kenntnis genommen und abgespeichert»,
sagte Lauber. Mit der Bekundung von Verständnis hier – allerdings ohne
Zugeständnisse zu machen – und einer Prise Humor dort gelang es dem
Finanzdirektor schnell, die Situation zu entschärfen. Natürlich gabs mal ein
Buh oder ein Pfui. Es wurde aber auch schnell klar, dass man die Suppe nicht
gar so heiss essen würde, wie sie gekocht worden war. Er könne jedenfalls nicht
glauben, dass sich Regierung und Staatspersonal derart diametral wie eben
geschildert gegenüberstünden. Die Situation unter den Sozialpartnern sei
überhaupt nicht schlecht. «Ich behaupte sogar, die Zusammenarbeit mit der ABP war
noch nie so intensiv wie jetzt», sagte Lauber.
Der Finanzdirektor mahnte aber auch, etwa bei der Lösung zur
Abfederung der Rentenkürzung doch bitte zu berücksichtigen, dass diese auch vom
Landrat verabschiedet werden müsse. Der Vorschlag der Regierung ist laut Lauber
«keine Nulllösung. Er kostet den Kanton 280 Millionen Franken.» Und Ausgaben in
dieser Höhe passieren im Parlament selten widerstandslos.
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