Mit 50 zu nur einer Stimme hat das Schaffhauser
Kantonsparlament diese Woche entschieden, die Grossreform «Volksschule aus
einer Hand» nicht weiterzuverfolgen (siehe SN vom Dienstag). Eine schlankere
Struktur und die Zentralisierung der Entscheide beim Kanton wären
einhergegangen mit der Abschaffung der Schulbehörden in den Gemeinden. Von
dieser Idee, erarbeitet in einer Machbarkeitsstudie, wollte der Kantonsrat
nichts wissen. «Erziehungsdirektor ist nicht an jedem Tag ein einfacher Job»,
sagte Regierungsrat Christian Amsler (FDP) tags darauf im Schaffhauser
Fernsehen.
Der Wurm ist drin in der Schulbank, Schaffhauser Nachrichten, 12.11. von Mark Liebenberg
Es hat in diesem Jahr viele solcher nicht einfachen
Tage gegeben für die Vorlagen und Entscheide aus Amslers Erziehungsdepartement
(ED). In diesem an Volksschulthemen reichen Jahr war Amsler gleich mehrfach
glücklos. Da wäre einmal der seit 2012 schwelende Konflikt wegen der
Entlastungsstunde für Klassenlehrer, der zuletzt im Räbeliechtli-Streik der
Kindergärtnerinnen gipfelte. Im Rat hatte Amsler im Juni wieder keine
Mehrheiten zur Lösung des alten Problems finden können.
Einen Abschiffer erlitt die Regierung im September
gegen die Volksinitiative «Kein Abbau – Schule mit Zukunft». Wie ein Menetekel
steht jetzt in der Verfassung, dass die Regierung künftig die Lektionenzahl
nicht mehr unter die heutigen 259 Lektionen senken darf. Ein Deal scheiterte,
bei dem die Regierung bei Rückzug der Volksinitiative von sich aus auf die
Lektionenkürzung verzichtet hätte.
Ebenfalls keine Freunde hat ein Vorhaben gefunden,
das nicht im engeren Sinn mit der Volksschule zu tun hat, wohl aber mit dem ED:
Die Einquartierung aller Dienststellen und der Pädagogischen Hochschule auf dem
Areal des früheren Pflegezentrums auf dem Geissberg. Die Pläne fürs
«Bildungszentrum Geissberg» sind wieder in der Schublade verschwunden.
«Demokratische
Prozesse erklären»
Zu guter Letzt sieht es mit dem politischen Support
im bürgerlichen Lager für den regierungsrätlichen Gegenvorschlag zur
Volksinitiative «7 to 7» derzeit etwas besser aus. Trotz eines schwierigen
Jahres bleibt Amsler optimistisch. «Als Bildungsdirektor steht man halt immer
ein wenig zwischen den Ansprüchen von links und von rechts, von oben und von
unten. Manchmal steht man da schon im Zen-trum eines Orkans, das muss man als
Politiker aber aushalten. Ich habe ja bekanntlich breite Schultern», sagte er
in der Sendung «Hüt im Gschpröch».
Schule sei ein Thema, das die Leute bewege, wo sie
mitreden wollten – die Schaffhauserinnen und Schaffhauser wollten offenbar den
Weg der kleinen Schritte gehen, dafür habe er auch Verständnis, sagte Amsler im
Fernsehen.
Eine Niederlage der Regierung sieht er bei
«Volksschule aus einer Hand» nicht. «Das Parlament hat diese Studie in Auftrag
gegeben, wir haben also nur unsere Hausaufgaben gemacht.» Schaffhausen sei nun
mal Schweizermeister bei den kleinen Klassen. Der Rat habe am Montag mit dem
überwiesenen Postulat ein deutliches Zeichen gesetzt, dass er mehr Verdichtung,
sprich: grössere Klassen, wolle.
Optimistisch ist Amsler auch bei der
Entlastungsstunde – die jetzt mit einer massvollen Verdichtung erzielt werden
soll. Der Ball ist bei der Regierung. Sieht er sich inmitten zuletzt mit
Heftigkeit geführter Angriffe als Buhmann? «Klar, als Regierungsrat steht man
im Fokus und muss hinstehen für ein Gesamtsystem. Und immer wieder die
demokratischen Prozesse erklären.»
In seinem siebten Amtsjahr sei er aber nach wie vor
gerne Erziehungsdirektor. «Ich möchte jetzt gerne wieder etwas Kontinuität
hineinbringen.» Ob sich indessen mit der Wahl eines neuen Regierungsmitgliedes
am 26. November auch an der Ressortverteilung in der Regierung etwas ändern
wird, lässt Amsler im SHf-Gespräch offen: «Das sehen wir dann.»
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