Der Grosse Rat streicht am ersten Tag der
Budgetdebatte die Intensivweiterbildung für Lehrpersonen und spart damit bis zu
drei Millionen Franken jährlich. Doch die Parlamentarier verschonten auch
einige Bereiche – etwa die Standortförderung.
Das Ringen um das Budget 2018: Grosser Rat spart Privileg der Lehrer weg, Aargauer Zeitung, 22.11. von Jörg Meier
Die SVP verzichte auf eine Rückweisung des Budgets
2018, erklärte Christoph Hagenbuch als Sprecher der SVP-Fraktion zu Beginn der
Budgetdebatte. Die Fraktion werde je nach Verlauf der Diskussion dann am
Schluss der Debatte entscheiden, ob sie hinter dem Budget stehen könne.
Damit war klar, dass es keinen Rückweisungsantrag
geben würde, denn alle andern Fraktion hatten ebenfalls signalisiert, dass sie
einen Voranschlag 2018 verabschieden möchten. Allerdings mit Anpassungen in
verschiedenste Richtungen.
So forderten SP und Grüne eine Erhöhung des
Steuerfusses, die FDP wollte im Gesundheitswesen den Hebel ansetzen, die GLP
verlangte eine Lohnerhöhung von einem Prozent für das Staatspersonal und für
die SVP kam der Verzicht auf die Schuldentilgung gar nicht infrage. Nachdem das
Terrain solchermassen abgesteckt war, begann die Detailberatung. Und diese
nutzten die Grossrätinnen und Grossräte sogleich, um zu sparen.
Eine der Massnahmen, die in der Nachmittagsdebatte
beschlossen worden ist, betrifft die Lehrerinnen und Lehrer: Ab dem nächsten
Schuljahr erhalten sie keinen bezahlten Urlaub mehr für eine
Intensivweiterbildung. Bislang bot sich ihnen diese Möglichkeit nach zwölf
Jahren unterrichten.
Damit ist nun – nach über 40 Jahren – Schluss: Mit
67 zu 63 Stimmen entschied sich das Kantonsparlament, dieses Angebot
abzuschaffen. 1,3 Millionen Franken spart der Kanton dadurch im Schuljahr
2018/19, in den folgenden Jahren sinken die Ausgaben um jeweils 3 Millionen
Franken.
Verschonte Standortförderung
Ein Kompromissvorschlag sah vor, die
Weiterbildungen zumindest teilweise beizubehalten – in Form von Semesterkursen.
Dieser Vorschlag wurde jedoch von der Ratsmehrheit abgelehnt. Bildungsdirektor
Alex Hürzeler hatte die Grossräte in der vorhergehenden Debatte um die
komplette Streichung des Intensivweiterbildungsangebots gebeten.
Hürzeler sagte, ein solches Angebot bestehe in
diesem Ausmass nirgendwo sonst in der Schweiz. Die Appelle aus den Reihen der
Ratslinken verhallten ungehört: Ruth Müri (Grüne) etwa sagte, es sei wichtig,
den Lehrpersonen ein attraktives Umfeld zu bieten – dazu würden die
Weiterbildungen einen wichtigen Beitrag leisten.
Der Grosse Rat sparte auch im Aufgabenbereich
Rechtsprechung. Zwar fand der Antrag, den Budgetposten um 900'000 Franken zu
kürzen, keine Mehrheit. Anders lag der Fall hingegen beim Kürzungsvorschlag
über 310'000 Franken. Mit 90 zu 44 entschied sich das Kantonsparlament für
diese Sparmassnahme.
Verschont geblieben ist hingegen die
Standortförderung. Regierungsrat Urs Hofmann setzte sich mit Erfolg dafür ein,
dass auf die Kürzung in der Höhe von 90'000 Franken verzichtet wurde. Er
erinnerte daran, dass in diesem Bereich bereits in den letzten Jahren sehr viel
gespart worden und nur noch ein kleines Team angestellt sei. Die Ratsmehrheit kam
offenbar zum gleichen Schluss: Mit 79 zu 50 Stimmen wurde die Kürzung bei der
Standortförderung abgelehnt.
Ausführlich diskutierte der Grosse Rat über den
Mutationseffekt, der entsteht, wenn ältere Mitarbeitende mit höheren Löhnen
durch jüngere Mitarbeitende mit tieferen Löhnen ersetzt werden. SP-Grossrat
Manfred Dubach sprach sich für den regierungsrätlichen Vorschlag aus, den
Mutationseffekt künftig nicht mehr einzuberechnen. Dieses Vorgehen sei
anachronistisch und nehme dem Kanton den Spielraum, um eine vernünftige
Personalpolitik zu betreiben. Dubach: «Das ist ein Relikt der Unvernunft.»
SVP unterliegt in Abstimmung
Und auch Finanzdirektor Markus Dieth warb für eine
Änderung der bisherigen Praxis. Einzig der Aargau habe bislang den
Mutationsgewinn bei der Lohnsumme im Budget abgezogen. Die SVP und die
vorberatende Kommission für Aufgabenplanung und Finanzen (Kapf) hingegen
wollten an der früheren Praxis festhalten. In der Abstimmung konnten sie sich
allerdings nicht durchsetzen: Der Grosse Rat beschloss mit 89 zu 42 Stimmen,
den Mutationseffekt künftig nicht mehr in die Berechnung der Lohnsumme
einzubeziehen.
Der Mutationseffekt beläuft sich für das Jahr 2018
auf 10,7 Millionen Franken. Bis 2021 steigt dieser Betrag auf knapp 32
Millionen Franken an. Geld, das dem Kanton nun innerhalb des Globalbudgets für
Lohnanpassungen zur Verfügung stehen würde. Über allgemeine Lohnerhöhung kann
nur der Grosse Rat entscheiden.
Mehr Lohn für Staatspersonal?
Die Diskussionen über das Budget werden an der
Sitzung vom kommenden Dienstag weitergeführt. Vorsorglich ist schon mal eine
Verlängerung bis in den Abend hinein geplant. Dann wird das Kantonsparlament
darüber zu entscheiden haben, ob die Lohnsumme für die Staatsangestellten und
Lehrpersonen im Aargau um 0,5 Prozent erhöht werden soll.
Zur Debatte stehen wird nächste Woche ausserdem
eine Reduktion der Betriebsbeiträge an die «Dargebotene Hand», ein Verzicht auf
die Dienstleistungen des Vereins «Schuldenberatung Aargau-Solothurn» sowie die
Höhe der Beiträge an das Naturama, das in Zukunft weiterhin um 200 000 Franken
begrenzte finanzielle Unterstützung erhalten soll.
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