Gewinnmaximierung,
Deutungshoheit und Macht sind im Bildungsbereich wichtiger geworden als gute
Lernvoraussetzungen im Klassenzimmer. Zu den grossen Profiteuren gehören
einerseits die Fachhochschule Nordwestschweiz, welche sich teure
Forschungsaufträge aus öffentlichen Mitteln sichert, andererseits die
Lehrmittel- und Weiterbildungsindustrie, sowie Beratungs- und Softwarefirmen,
die sich lukrative Aufträge angeln und so steigende Umsätze generieren. Zwei
Beispiele:
Bildungsreformen - ein millionenschweres Geschäft, Basellandschaftliche Zeitung, 12.10. Gastkommentar von Jürg Wiedemann
■ Die
Entwicklung der vier an den Volksschulen durchgeführten und von einer
überwiegenden Mehrheit der Lehrpersonen abgelehnten Leistungschecks sowie die
Bereitstellung der dafür notwendigen Software kosteten 2,7 Millionen. Die dafür
jährlich wiederkehrenden Kosten betragen alleine für unseren Kanton über 500
000 Franken – ein gewinnbringendes und sicheres Geschäft für die
Privatindustrie.
■ Die Verlagsindustrie verdient sich mit der
neu eingeführten Fremdsprachenideologie eine goldene Nase. Sie produziert die
ökologisch verwerflichen Einweglehrmittel New World, Clin d’Oeuil und Mille feuilles,
welche bis zu elfmal teurer sind wie die Vorgängerlehrmittel. Nutzniesserin ist
auch die Pädagogische Hochschule. Sie hat die ideologische Grundlage für die
neuen Lehrmittel geliefert, millionenteure Weiterbildungskonzepte dafür
entwickelt und sich so ihr Stellenetat gesichert.
Die
Reformbefürworter verschaffen sich Profilierung, Arbeit und finanzielle Mittel,
weshalb viele Reformen ohne vorgängige Überprüfung der Praxistauglichkeit und
Erfolgswahrscheinlichkeit realisiert werden. Ob sie funktionieren und sich ein
Bildungsmehrwert einstellt, wird dem puren Zufall überlassen.
Gleichzeitig
verbaut man sich durch übereilte, millionenschwere Investitionen die
Möglichkeit, eine Reform bei einem sich abzeichnenden Misserfolg abzubrechen.
Denn ein Abbruch käme einer Übernahme von Verantwortung gleich, aber niemand
möchte ein in den Sand gesetztes Millioneninvestment verantworten.
Das
Zusammenspiel von Politik, Bildungswissenschaft und Privatwirtschaft, die sich
Aufträge zuschanzen, macht den Widerstand gegen die ausufernden und
millionenschweren Reformen schwierig. Der fundierten Argumentation von
praxiserprobten Lehrpersonen mit der Kompetenz, die Tauglichkeit von Reformen
zu beurteilen, stehen seitens der Reformbefürworter nur substanzlose
Durchhalteparolen und die Desavouierung der Reformkritiker gegenüber.
Die FDP
als Vertreterin der Wirtschaft und des Kapitals versucht die Quadratur des
Kreises: Einerseits interessiert sie sich fast ausschliesslich für monetäre Themen,
was sie in die Arme der Reformindustrie treibt. Andererseits will sie gute
Schulabgänger und -abgängerinnen für den Arbeitsmarkt – wohlwissend, dass die
Dauerreformen im Bildungsbereich genau dieses Anliegen hintertreiben. Und die
SP? Sie ist ideologisch verblendet und somit mehr Gefahr als Stütze für die
öffentliche Schule.
Bis
diese etablierten Parteien wieder zur Raison kommen und Verantwortung für die
Bildung übernehmen, müssen wir auf Verbände und Komitees, wie den Lehrerverein
Baselland oder die Starke Schule zählen, die konsequent auf Missstände
aufmerksam machen und politisch eingreifen.
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