Selten
war die Ausgangslage so eindeutig, wenn es um eine Schulreform ging. Die
grossen Bildungsverbände sprechen sich einstimmig für Informatik als
obligatorisches Fach am Gymnasium aus. Die Digitalisierung, der
gesellschaftliche Wandel und die nach Fachkräften lechzende Wirtschaft haben so
gut wie alle von der Codiersprache überzeugt. Gegner sind nicht in Sicht. Doch
der Schein trügt.
Kampf der Lektionen, Basellandschaftliche Zeitung, 23.10. Kommentar von Yannick Nock
Auch diese Bildungsreform wird – wie schon der Lehrplan 21
oder der Fremdsprachenunterricht – zum Kampf. Einem Kampf um Lektionen. Zwar
heisst es unisono, dass die Informatik-Stunden keinem anderen Fach weggenommen
werden dürften, doch darauf wird es hinauslaufen. Der Stundenplan lässt sich
nicht beliebig aufblasen, und auf zusätzliche Kosten, die ohne Abstriche bei
anderen Fächern anfallen, werden sich die Kantone nicht einlassen. Sie haben
erst kürzlich Sparpakete in der Bildung verabschiedet. Bei aller Bedeutung der
Digitalisierung dürfen gerade Schulen nicht vergessen, dass es im Unterricht
nicht nur um die Berufschancen der Schüler oder Wünsche der Wirtschaft geht.
Jugendliche sollten mündige Bürger werden, die sich an der Demokratie
beteiligen und neue Ideen entwickeln. Dafür sind andere Fächer unabdingbar.
Schon heute klagen Historiker über einen Zerfall ihres Fachs. Es ist ein
schmaler Grat: Wie sich die Kantone nun entscheiden, hat weitreichende Folgen.
Denn spätestens wenn Informatik in der Primarschule eingeführt werden soll,
wird sich die Debatte wiederholen. Das ist so unvermeidlich wie die Digitalisierung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen