23. Oktober 2017

Woher sollen die Lektionen für die Informatik kommen?

Selten war die Ausgangslage so eindeutig, wenn es um eine Schulreform ging. Die grossen Bildungsverbände sprechen sich einstimmig für Informatik als obligatorisches Fach am Gymnasium aus. Die Digitalisierung, der gesellschaftliche Wandel und die nach Fachkräften lechzende Wirtschaft haben so gut wie alle von der Codiersprache überzeugt. Gegner sind nicht in Sicht. Doch der Schein trügt. 
Kampf der Lektionen, Basellandschaftliche Zeitung, 23.10. Kommentar von Yannick Nock


Auch diese Bildungsreform wird – wie schon der Lehrplan 21 oder der Fremdsprachenunterricht – zum Kampf. Einem Kampf um Lektionen. Zwar heisst es unisono, dass die Informatik-Stunden keinem anderen Fach weggenommen werden dürften, doch darauf wird es hinauslaufen. Der Stundenplan lässt sich nicht beliebig aufblasen, und auf zusätzliche Kosten, die ohne Abstriche bei anderen Fächern anfallen, werden sich die Kantone nicht einlassen. Sie haben erst kürzlich Sparpakete in der Bildung verabschiedet. Bei aller Bedeutung der Digitalisierung dürfen gerade Schulen nicht vergessen, dass es im Unterricht nicht nur um die Berufschancen der Schüler oder Wünsche der Wirtschaft geht. Jugendliche sollten mündige Bürger werden, die sich an der Demokratie beteiligen und neue Ideen entwickeln. Dafür sind andere Fächer unabdingbar. Schon heute klagen Historiker über einen Zerfall ihres Fachs. Es ist ein schmaler Grat: Wie sich die Kantone nun entscheiden, hat weitreichende Folgen. Denn spätestens wenn Informatik in der Primarschule eingeführt werden soll, wird sich die Debatte wiederholen. Das ist so unvermeidlich wie die Digitalisierung.

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