Seit Jahren
versucht die OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und
Entwicklung) mit Sitz in Paris, das Bildungswesen wie auch andere
Dienstleistungen einheitlichen Standards zu unterwerfen und zu privatisieren.
Nachlese zur LEGR-Delegiertenversammlung, Bündner Tagblatt, 3.10. Komitee "Gute Schule Graubünden"
Dieser Wandel
wird weder politisch wahrgenommen noch öffentlich diskutiert. Mit dem bereits
laufenden Umbau des Bildungswesens – der Lehrplan 21 ist Teil davon – wird die
Schule mehr und mehr der Kontrolle dieser rein ökonomisch orientierten
Organisation überlassen. Die Pisa-Vergleichsstudien, woran die Schweiz seit dem
Jahr 2000 teilnimmt, sind ebenso Vorgaben aus Paris wie das Bologna-Modell für
Studierende.
Mit unseren
Initiativen wollen wir weder eine Verpolitisierung der Schule, noch sollen die
Lehrpläne ein Spielball von politischen Interessen werden, wie es uns der LEGR
unterstellt. Wir wenden uns aber entschieden gegen die Fremdsteuerung. Wir wollen
die demokratische Kontrolle über die Schule gesetzlich verankern, um sie gegen die
Kommerzialisierung auf dem globalen Markt zu schützen. Grosse Buchverlage,
Konzerne der Telekommunikation und Hersteller von Anwenderelektronik zeigen
überaus grosses Interesse am Bildungsmarkt. Zudem wollen wir verhindern, dass unsere Kinder
unzureichend erprobten Schulreformen ausgesetzt werden und in der Schule nur
noch mess- und verwertbares Können zählt.
Was den
Schulunterricht betrifft, sind die Lehrerinnen und Lehrer unbestritten die Hauptakteure,
emanzipiert genug, um weiterhin in grösstmöglicher Freiheit ihren anspruchs-
und verantwortungsvollen Beruf ausüben zu können. Mit dem vorgesehenen
Systemwechsel wird ihnen ein umstrittenes Unterrichtsmodell aufgezwungen, das
in anderen Ländern bereits gescheitert ist. In den USA und in Australien nimmt
man bereits wieder Abstand vom kompetenzorientierten Schulunterricht.
Lehrpläne sind
zentrale Instrumente in unserer Volksschule, sie geben die Leitplanken vor für die
Lernziele und die Lehrmittel. Sie sollen nach wie vor von der Regierung
erstellt werden. Mit unserer Initiative wollen wir lediglich, dass wichtige Änderungen
in Bildungsfragen vom Parlament genehmigt und nicht an der Öffentlichkeit
vorbei ohne Diskussion eingeführt werden. Es geht überhaupt nicht darum, dass
Grossräte ihre Nasen in Erstklassfibeln stecken oder Rechenbücher durchblättern
müssten.
Schon vor
mehreren Jahren warnte Jürg Brühlmann, Leiter der pädagogischen Arbeitsstelle
des schweizerischen Lehrerverbandes, dass sich Lehrpersonen im Zuge der
vorgesehenen Reformen «warm anziehen sollten». Im Gesundheitswesen und in der
Landwirtschaft haben global tätige Unternehmen bereits die gesamte
Wertschöpfungskette fest im Griff. Landwirte und Angestellte im
Gesundheitswesen beklagen zu Recht Abhängigkeit, Kontrollen und
überhandnehmende Bürokratie. Bildung geht alle etwas an – bei fragwürdigen
Änderungen hat der Steuerzahler das Recht und die Pflicht mitzubestimmen.
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