Die Geschäftsleitung des Verbandes der Bündner
Lehrpersonen (Legr) hat sich in der Causa «Doppelinitiative» verrannt. Dabei
hat sie die Grundprinzipien der fairen, sachlichen Auseinandersetzung
vorsätzlich missachtet. Sie ging so weit, dass sie die Initianten direkt
diskreditiert. Die Einladungsschrift an die Delegierten mit neunseitigem
brisanten Inhalt, welcher weit über die sachliche Information hinausging und in
welcher der politische Weg einer Initiative mit Füssen getreten wird, führten
dazu, dass die eingeladene Referentin des Initiativkomitees «Gute Schule
Graubünden» der Delegiertenversammlung fernbleibt. «Uns wäre wichtig gewesen,
dass die Initianten auch dabei gewesen wären. Wir wollten die Parole nicht
hinter ihrem Rücken fassen», sagt Präsidentin Sandra Locher Benguerel. Das
neunseitige Schreiben selber sei vor einem Monat an die Delegierten versandt
worden, öffentlich aufgelegt und dann in den Schulen breit diskutiert worden,
erklärt Jöri Schwärzel vom Legr. Bezüglich der Formulierungen im Dossier ist
sich die Präsidentin keines Fehlers bewusst. Man habe sachlich und auf eine
faire Art dargelegt, was das Initiativkomitee wolle und welche Haltung die
Geschäftsleitung des Legr dazu habe. Von der Absage habe sie zeitgleich aus den
Medien erfahren, was nicht gerade «sehr fair» sei. «Ich hätte mir ein Gespräch
erhofft und bin weiterhin an einem konstruktiven Dialog interessiert», sagte
die Präsidentin.
Südostschweiz, 28.9. Leserbrief von Markus Niederdorfer
Die Initianten wären auch froh
gewesen, wenn sie ein Exemplar des öffentlich aufgelegten Schreibens sechs
Wochen früher erhalten hätten. Hier den Initianten ein Foul vorzuwerfen, ist an
Dreistigkeit kaum zu überbieten. Zum Streitpunkt, dass das Volk bei der
Mitsprache der Grundausrichtung der Schule und Lehrpläne nichts zu sagen hat,
schreibt die Geschäftsleitung: «Ja. Das ist wahr. Aber: Wo kämen wir hin, wenn
das Volk über den umfangreichen Lehrplan abstimmen müsste? Die Politik weist
den strategischen Weg in Bildungsfragen – für die operative Ebene soll das
Fachwissen entscheidend sein.» Und hier gehen die Meinungen weit auseinander.
Das zeigt sich an der Fragestellung, ob und ab welchem Alter Tablets,
Smartphones und Notebooks im Unterricht eingesetzt werden sollen? Einige
Experten sagen schon im Kindergarten. Es gibt gute Gründe, auch andere Experten
anzuhören. Auf diesem Ohr ist die Präsidentin aber taub.
Bleibt zu hoffen, dass sie sich der
Verantwortung stellt und alles daran setzt, dass der Legr als Verein, der sich
wieder an die demokratischen Spielregeln hält, wahrgenommen wird. Das Volk kann
verzeihen, aber es vergisst nicht! Als Grossrätin und Bildungspolitikerin muss
sie sich dessen bewusst sein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen