6. September 2017

Wie geht es weiter in Zug?

Wie geht es nach der Überweisung der Motion zur Abschaffung des Frühfranzösisch weiter? Befürworter und Gegner verraten ihre Erwartungen und Einschätzungen.
Gerangel um Französisch-Unterricht, Luzerner Zeitung, 5.9. von Charly Keiser


Der Zuger Kantonsrat hat eine Motion von Jürg Messmer und Philip C. Brunner (beide SVP/Zug) und Andreas Hostettler (FDP/Baar) zur Abschaffung des Frühfranzösisch überwiesen (Ausgabe vom 1. September). An der Sitzung vom vergangenen Donnerstag wurde ebenfalls eine Interpellation der Oberägerer Kantonsräte Peter Letter (FDP) und Laura Dittli (CVP) sowie Beat Unternährer (FDP/Hünenberg) überwiesen, die vom Regierungsrat eine Auslegeordnung zum Frühfranzösisch verlangt. Letter betont: «In der Interpellation geht es darum, die Qualität, die Motivation und die Freude an Frühfranzösisch zu erhöhen. Es geht darum, in der Verbesserung anzusetzen und nicht das Frühfranzösisch abzuschaffen.»

Französisch erst auf der Sekundarstufe I. verlangen hingegen besagte Motionäre. Auf der Primarstufe solle als erste Fremdsprache Englisch unterrichtet und ab der fünften Primarklasse könne Französisch als Freifach angeboten werden, schreiben sie in ihrem Begehren.

Da stellt sich die Frage, was erwarten Motionäre und deren Gegner vom Regierungsrat? «Ich erwarte vor allem eine objektive Antwort, sagt Motionär Jürg Messmer. «Wenn unser Anliegen abgelehnt würde, dann erwarte ich klare und nachvollziehbare Begründungen, aber auch Vorschläge, wie der Französischunterricht ab der 5. Primarklasse in Zukunft effizienter und nachhaltiger gestaltet werden kann.» So wie heute Französisch auf der Primarstufe unterrichtet werde, sei dies nicht sehr zielführend. «Wenn Schüler nach zwei Jahren Französischunterricht nur rund 100 Wörter können, darf und muss die Art und Weise des Unterrichts hinterfragt werden. Sollten also keine einschneidenden Neuerungen beim Französischunterricht geschaffen werden, erwarte ich vom Regierungsrat die Abschaffung des Früh- französisch auf der Primarstufe.»

Das aktuelle Modell ist gesetzlich verankert

Sie gehe davon aus, dass der Regierungsrat das Anliegen der Motionäre nicht unterstütze und somit einen Antrag auf eine Nicht-Erheblicherklärung stellen werde, sagt Laura Dittli, die bereits am letzten Donnerstag den Antrag auf Nichtüberweisung der Motion gestellt hat. «Die schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren hat 2004 eine gesamtschweizerische Sprachenstrategie beschlossen. Danach haben die Kantone beim Fremdsprachenunterricht sicherzustellen, dass mit dem Unterricht in einer zweiten Landessprache bereits in der Primarschule begonnen wird.» Das Modell 3/5 mit Englisch ab der dritten und einer weiteren Fremdsprache ab der fünften Primarklasse sei gesetzlich verankert. «Die Bemühungen zur ­Harmonisierung in der schweizerischen Bildungslandschaft würden mit dem Vorschlag der Motionäre gefährdet. Das kann nicht das Ziel der Regierung sein», betont Dittli.

Und wie entwickelt sich das Stimmenverhältnis im Rat? Je nach Antwort und Argumentation des Regierungsrates könne das Stimmenverhältnis kippen, sagt Messmer. «Ich erwarte von den Kantonsräten vor allem, dass sie aufgrund der Fakten abstimmen werden. Die Abschaffung des Frühfranzösisch soll nicht mit der Begründung abgelehnt werden, man habe schon immer Französischunterricht gehabt oder, dass das Verhältnis zur Westschweiz verschlechtert würde.»

Gleichzeitige Behandlung

Zur Überweisung einer Motion ist im Kantonsrat ein Drittel der Stimmen notwendig. Da 34 Kantonsräte für und 40 Räte gegen die Überweisung stimmten, liegt das Begehren nun beim Regierungsrat, der dieses innert Jahresfrist beantworten muss. Da sich aber Motion und Interpellation um die gleiche Sache drehen, wird die Regierung beide Anliegen innert sechs Monaten dem Kantonsrat unterbreiten, wie der zuständige Bildungsdirektor Stephan Schleiss erklärt. Denn Interpellationen müssen innerhalb von sechs Monaten beantwortet werden.

Das Abstimmungsverhältnis bei der Überweisung der Motion sei nicht ausschlaggebend für den weiteren Verlauf der Vorlage, sagt Dittli. Es gebe viele Kantonsräte, die grundsätzlich sämtliche Motionen überweisen würden, zu denen sie sich auch zähle. «Es ist ja nichts falsch daran, eine Idee von der Regierung überprüfen zu lassen, damit anschliessend über einen konkreten Vorschlag diskutiert werden kann. Ich bin aber überzeugt, dass eine Abschaffung des Frühfranzösisch auf der Primarstufe keine Mehrheit im Rat finden wird.»


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