Wie geht es nach der
Überweisung der Motion zur Abschaffung des Frühfranzösisch weiter? Befürworter
und Gegner verraten ihre Erwartungen und Einschätzungen.
Gerangel um Französisch-Unterricht, Luzerner Zeitung, 5.9. von Charly Keiser
Der Zuger Kantonsrat hat
eine Motion von Jürg Messmer und Philip C. Brunner (beide SVP/Zug) und Andreas
Hostettler (FDP/Baar) zur Abschaffung des Frühfranzösisch überwiesen (Ausgabe
vom 1. September). An der Sitzung vom vergangenen Donnerstag wurde ebenfalls
eine Interpellation der Oberägerer Kantonsräte Peter Letter (FDP) und Laura
Dittli (CVP) sowie Beat Unternährer (FDP/Hünenberg) überwiesen, die vom
Regierungsrat eine Auslegeordnung zum Frühfranzösisch verlangt. Letter betont:
«In der Interpellation geht es darum, die Qualität, die Motivation und die
Freude an Frühfranzösisch zu erhöhen. Es geht darum, in der Verbesserung
anzusetzen und nicht das Frühfranzösisch abzuschaffen.»
Französisch erst auf der
Sekundarstufe I. verlangen hingegen besagte Motionäre. Auf der Primarstufe
solle als erste Fremdsprache Englisch unterrichtet und ab der fünften
Primarklasse könne Französisch als Freifach angeboten werden, schreiben sie in
ihrem Begehren.
Da stellt sich die
Frage, was erwarten Motionäre und deren Gegner vom Regierungsrat? «Ich erwarte
vor allem eine objektive Antwort, sagt Motionär Jürg Messmer. «Wenn unser
Anliegen abgelehnt würde, dann erwarte ich klare und nachvollziehbare
Begründungen, aber auch Vorschläge, wie der Französischunterricht ab der 5.
Primarklasse in Zukunft effizienter und nachhaltiger gestaltet werden kann.» So
wie heute Französisch auf der Primarstufe unterrichtet werde, sei dies nicht
sehr zielführend. «Wenn Schüler nach zwei Jahren Französischunterricht nur rund
100 Wörter können, darf und muss die Art und Weise des Unterrichts hinterfragt
werden. Sollten also keine einschneidenden Neuerungen beim
Französischunterricht geschaffen werden, erwarte ich vom Regierungsrat die
Abschaffung des Früh- französisch auf der Primarstufe.»
Das
aktuelle Modell ist gesetzlich verankert
Sie gehe davon aus, dass
der Regierungsrat das Anliegen der Motionäre nicht unterstütze und somit einen
Antrag auf eine Nicht-Erheblicherklärung stellen werde, sagt Laura Dittli, die
bereits am letzten Donnerstag den Antrag auf Nichtüberweisung der Motion
gestellt hat. «Die schweizerische Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren
hat 2004 eine gesamtschweizerische Sprachenstrategie beschlossen. Danach haben
die Kantone beim Fremdsprachenunterricht sicherzustellen, dass mit dem
Unterricht in einer zweiten Landessprache bereits in der Primarschule begonnen
wird.» Das Modell 3/5 mit Englisch ab der dritten und einer weiteren
Fremdsprache ab der fünften Primarklasse sei gesetzlich verankert. «Die
Bemühungen zur Harmonisierung in der schweizerischen Bildungslandschaft würden
mit dem Vorschlag der Motionäre gefährdet. Das kann nicht das Ziel der
Regierung sein», betont Dittli.
Und wie entwickelt sich
das Stimmenverhältnis im Rat? Je nach Antwort und Argumentation des Regierungsrates
könne das Stimmenverhältnis kippen, sagt Messmer. «Ich erwarte von den
Kantonsräten vor allem, dass sie aufgrund der Fakten abstimmen werden. Die
Abschaffung des Frühfranzösisch soll nicht mit der Begründung abgelehnt werden,
man habe schon immer Französischunterricht gehabt oder, dass das Verhältnis zur
Westschweiz verschlechtert würde.»
Gleichzeitige
Behandlung
Zur Überweisung einer
Motion ist im Kantonsrat ein Drittel der Stimmen notwendig. Da 34 Kantonsräte
für und 40 Räte gegen die Überweisung stimmten, liegt das Begehren nun beim
Regierungsrat, der dieses innert Jahresfrist beantworten muss. Da sich aber
Motion und Interpellation um die gleiche Sache drehen, wird die Regierung beide
Anliegen innert sechs Monaten dem Kantonsrat unterbreiten, wie der zuständige
Bildungsdirektor Stephan Schleiss erklärt. Denn Interpellationen müssen
innerhalb von sechs Monaten beantwortet werden.
Das
Abstimmungsverhältnis bei der Überweisung der Motion sei nicht ausschlaggebend
für den weiteren Verlauf der Vorlage, sagt Dittli. Es gebe viele Kantonsräte,
die grundsätzlich sämtliche Motionen überweisen würden, zu denen sie sich auch
zähle. «Es ist ja nichts falsch daran, eine Idee von der Regierung überprüfen
zu lassen, damit anschliessend über einen konkreten Vorschlag diskutiert werden
kann. Ich bin aber überzeugt, dass eine Abschaffung des Frühfranzösisch auf der
Primarstufe keine Mehrheit im Rat finden wird.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen