Das Initiativkomitee «Gute Schule
Graubünden» sagt seinen Auftritt an der Delegiertenversammlung des
Lehrpersonenverbandes Legr kurzfristig ab. Die Initianten fühlen
sich unfair behandelt.
Initiativkomitee macht Rückzieher, Südostschweiz, 26.9. von Madleina Barandun
Es war schon alles aufgegleist:
Kindergärtnerin Marlies Klesse vom Initiativkomitee «Gute Schule Graubünden»
hätte morgen an der Delegiertenversammlung des Verbandes der Bündner
Lehrpersonen (Legr) in Bergün einen Vortrag über die zwei Initiativen ihres
Komitees halten sollen. Dabei handelt es sich um die im März zustande gekommene
Verfassungsinitiative «Mitsprache in wichtigen Bildungsfragen» und um die
Gesetzesinitiative «Mitsprache bei Lehrplänen». Damit wollen sich Klesse und
ihre Mitstreiter gegen den Umbau des Schulsystems durch den Lehrplan 21 wehren
und die demokratische Kontrolle der Volksschule stärken. Gestern aber teilte
das Initiativkomitee mit, es werde doch nicht an der Delegiertenversammlung
auftreten.
Respektlose Haltung
Stein des Anstosses ist ein
neunseitiges Dossier mit Informationen zu den beiden Doppelinitiativen, das die
Geschäftsleitung des Legr an sämtliche Delegierten versandt hatte, um sie auf
das Thema der Initiativen und die von der Geschäftsstelle dazu vorgebrachten
Anträge vorzubereiten.
Das Initiativkomitee, das unter
anderem von SVP-Grossrat Andrea Davaz unterstützt wird, war konsterniert über
das Dossier, das auf Umwegen zu ihm gelangt sei. In der gestern versandten
Mitteilung schreibt das Komitee: «In diesem neunseitigen Schreiben kommt eine
tendenziöse und respektlose Haltung den Initiativen und den Initianten
gegenüber zum Ausdruck.» Klesse selber erläutert: «Wir können die unsachlichen
Vorwürfe, die der Legr im Dossier macht, nicht einfach im Rahmen eines
zehnminütigen Vortrags entkräften.» So werde das Komitee beispielsweise
dargestellt, als ob es Unruhe und Verunsicherung in die Volksschule
hineinbringen würde. «Uns geht es jedoch einfach darum, dass die Bevölkerung
etwas dazu sagen darf, wenn in der Volksschule ein solcher Systemwechsel
geschieht.»
In den falschen Hals geraten ist den
Initianten weiter der im Dossier enthaltene Antrag der Geschäftsstelle, für den
Abstimmungskampf 20 000 Franken zu sprechen.
Legr will keine Grabenkämpfe
Beim Lehrerverband ist man erstaunt
über den Rückzug und bedauert die Absage des Initiativkomitees, über welche man
zeitgleich aus den Medien erfahren habe. «Uns wäre wichtig gewesen, dass die
Initianten auch dabei gewesen wären. Wir wollten die Parole nicht hinter ihrem
Rücken fassen», sagt Präsidentin Sandra Locher Benguerel. Darum hätte man
vorgesehen, dass das Komitee während der ganzen Diskussion und der Abstimmung
der Parolenfassung anwesend sei. Das neunseitige Schreiben selber sei vor einem
Monat an die Delegierten versandt worden, öffentlich aufgelegt und dann in den
Schulen breit diskutiert worden, erklärt Jöri Schwärzel vom Legr.
Bezüglich der Formulierungen im Dossier
ist sich Locher Benguerel keines Fehlers bewusst. Man habe sachlich und auf
eine faire Art dargelegt, was das Initiativkomitee wolle und welche Haltung die
Geschäftsleitung des Legr dazu habe. «Wir sprechen uns als Geschäftsleitung
gegen die Initiative aus. Das stimmt. Ihre Meinung können sich die Delegierten
aber selber bilden.» Locher Benguerel ist es wichtig, dass dies nicht das Ende
des konstruktiven Dialogs ist. «Wir sind daran interessiert, dass der Diskurs
mit dem Initiativkomitee konstruktiv bleibt. Bis jetzt gab es nie solche
Zwischentöne, das soll auch so bleiben», so Locher Benguerel.
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