26. September 2017

Respektlose Haltung gegenüber Initianten

Das Ini­ti­ativ­ko­mi­tee «Gu­te Schu­le Grau­bün­den» sagt sei­nen Auf­tritt an der De­le­gier­ten­ver­samm­lung des Lehr­per­so­nen­ver­ban­des Legr kurz­fri­stig ab. Die Ini­ti­an­ten füh­len sich un­fair be­han­delt.
Ini­ti­ativ­ko­mi­tee macht Rück­zie­her, Südostschweiz, 26.9. von Madleina Barandun


Es war schon alles aufgegleist: Kindergärtnerin Marlies Klesse vom Initiativkomitee «Gute Schule Graubünden» hätte morgen an der Delegiertenversammlung des Verbandes der Bündner Lehrpersonen (Legr) in Bergün einen Vortrag über die zwei Initiativen ihres Komitees halten sollen. Dabei handelt es sich um die im März zustande gekommene Verfassungsinitiative «Mitsprache in wichtigen Bildungsfragen» und um die Gesetzesinitiative «Mitsprache bei Lehrplänen». Damit wollen sich Klesse und ihre Mitstreiter gegen den Umbau des Schulsystems durch den Lehrplan 21 wehren und die demokratische Kontrolle der Volksschule stärken. Gestern aber teilte das Initiativkomitee mit, es werde doch nicht an der Delegiertenversammlung auftreten.

Respektlose Haltung
Stein des Anstosses ist ein neunseitiges Dossier mit Informationen zu den beiden Doppelinitiativen, das die Geschäftsleitung des Legr an sämtliche Delegierten versandt hatte, um sie auf das Thema der Initiativen und die von der Geschäftsstelle dazu vorgebrachten Anträge vorzubereiten.

Das Initiativkomitee, das unter anderem von SVP-Grossrat Andrea Davaz unterstützt wird, war konsterniert über das Dossier, das auf Umwegen zu ihm gelangt sei. In der gestern versandten Mitteilung schreibt das Komitee: «In diesem neunseitigen Schreiben kommt eine tendenziöse und respektlose Haltung den Initiativen und den Initianten gegenüber zum Ausdruck.» Klesse selber erläutert: «Wir können die unsachlichen Vorwürfe, die der Legr im Dossier macht, nicht einfach im Rahmen eines zehnminütigen Vortrags entkräften.» So werde das Komitee beispielsweise dargestellt, als ob es Unruhe und Verunsicherung in die Volksschule hineinbringen würde. «Uns geht es jedoch einfach darum, dass die Bevölkerung etwas dazu sagen darf, wenn in der Volksschule ein solcher Systemwechsel geschieht.»

In den falschen Hals geraten ist den Initianten weiter der im Dossier enthaltene Antrag der Geschäftsstelle, für den Abstimmungskampf 20 000 Franken zu sprechen.

Legr will keine Grabenkämpfe
Beim Lehrerverband ist man erstaunt über den Rückzug und bedauert die Absage des Initiativkomitees, über welche man zeitgleich aus den Medien erfahren habe. «Uns wäre wichtig gewesen, dass die Initianten auch dabei gewesen wären. Wir wollten die Parole nicht hinter ihrem Rücken fassen», sagt Präsidentin Sandra Locher Benguerel. Darum hätte man vorgesehen, dass das Komitee während der ganzen Diskussion und der Abstimmung der Parolenfassung anwesend sei. Das neunseitige Schreiben selber sei vor einem Monat an die Delegierten versandt worden, öffentlich aufgelegt und dann in den Schulen breit diskutiert worden, erklärt Jöri Schwärzel vom Legr.

Bezüglich der Formulierungen im Dossier ist sich Locher Benguerel keines Fehlers bewusst. Man habe sachlich und auf eine faire Art dargelegt, was das Initiativkomitee wolle und welche Haltung die Geschäftsleitung des Legr dazu habe. «Wir sprechen uns als Geschäftsleitung gegen die Initiative aus. Das stimmt. Ihre Meinung können sich die Delegierten aber selber bilden.» Locher Benguerel ist es wichtig, dass dies nicht das Ende des konstruktiven Dialogs ist. «Wir sind daran interessiert, dass der Diskurs mit dem Initiativkomitee konstruktiv bleibt. Bis jetzt gab es nie solche Zwischentöne, das soll auch so bleiben», so Locher Benguerel.


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