Die Frage ist falsch gestellt. Es geht nicht darum, warum weniger
Mädchen als Buben Naturwissenschaften studieren, sondern es geht um die Frage,
warum überhaupt so wenige junge Erwachsene sich in diesen Fächern ausbilden
lassen. Auch bei den Buben ist es nur eine Minderheit. Im Gespräch mit meinen
Studienkollegen (m/w) an der ETH werden die mathematischen Vorkenntnisse oft
als Engpass bei der Studienwahl beschrieben. Ich half Anfang Nullerjahre einem
Mädchen bei den Rechenaufgaben. Im Kanton Bern wurde das Zahlenbuch als
Lehrmittel eingeführt. Die Kinder lernten nicht mehr, wie man rechnet, sondern
sie wurden in heiterem Zahlenraten geschult. Diese Generation kommt jetzt in
die Unis. Mathematische Schulung setzt einen kontinuierlichen, systematischen
Wissensaufbau über Jahre voraus. Von den Schulen her sind klare Lehrziele, ein
organisierter und bewährter Unterricht nötig. Solange wir die Gestaltung der
Lehrpläne irgendwelchen hochqualifizierten Pädagogikwissenschaftlern in den
Erziehungsdepartementen überlassen, werden die einfach weiterfahren und unsere
Kinder als Versuchskaninchen für ihre Theorien missbrauchen.
Mathematik-Unterricht sorgt für den Engpass, Schweiz am Wochenende, 2.9. Leserbrief von Jürg Brechbühl
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