Der
Lehrerverein Baselland macht klar, dass er sich auf einen Arbeitskampf
einstellt, sollte der Landrat die Renten des Staatspersonals noch stärker
kürzen wollen, als dies die Regierung vorschlägt. Bis dahin weibeln alle
Personalverbände gemeinsam für eine eigene Variante.
Baselbieter Lehrer wehren sich gegen Rentenkürzung, Basellandschaftliche Zeitung, 14.9. von Michael Nittnaus
Tatsächlich
scheint es dem LVB ernst zu sein. Im mit rund 130 Lehrerinnen und Lehrern voll
besetztem Saal des Coop-Tagungszentrums in Muttenz zeichnete der Vorstand um
Weiss und Präsident Roger von Wartburg ein düsteres Bild der künftigen Renten.
"Es wird Betroffene geben, die in Altersarmut fallen oder die ihr
Wohneigentum verkaufen müssen", so Weiss. Dies wegen der von der BLPK Ende
2016 beschlossenen Senkung des technischen Zinssatzes von heute 3 auf 1,75
Prozent sowie der damit verbundenen Reduktion des Umwandlungssatzes von 5,8 auf
5,0 Prozent (die bz berichtete mehrfach). Der Umwandlungssatz bestimmt
letztlich die Rentenhöhe der heute noch aktiven Angestellten.
Variante des Personals kostet 40 Millionen
mehr
Dass
Finanzdirektor Anton Lauber im Juni ankündigte, am Leistungsziel von 60 Prozent
des koordinierten Lohnes - also des Jahreslohnes abzüglich eines
Koordinationsabzugs von rund 25000 Franken - festzuhalten, genügt dem LVB und
den anderen Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft der Baselbieter
Personalverbände (ABP) nicht. LVB, VPOD, Polizeiverband und Verband der Staats-
und Gemeindeangestellten teilten schon damals mit, den Landrat von einem
eigenen Vorschlag zur Abfederung des BLPK-Entscheids überzeugen zu wollen. Nun
stellte Weiss diesen den Lehrern detailliert vor.
Die
Regierungsvariante: Dank einem Umlagebeitrag von rund sieben Millionen Franken
pro Jahr und einer Erhöhung der Sparbeiträge von Arbeitgeber und Arbeitnehmer
um je 1,4 Prozent oder rund zwei Millionen Franken wird der Umwandlungssatz
bloss auf 5,4 statt 5,0 Prozent gesenkt. Statt einer Renteneinbusse von 14 wäre
noch eine von 7 Prozent zu erwarten. Für die ABP respektive den LVB ist dieser
Vorschlag aber nicht gerecht: "Er bringt eine stossende Ungerechtigkeit,
da die verschiedenen Generationen sehr unterschiedlich betroffen wären",
sagt Weiss. Tatsächlich müssten die in den 60er-Jahren geborenen
Staatsangestellten mit einer deutlich grösseren Einbusse rechnen als jüngere
Kollegen.
Deshalb
die ABP-Variante: Der mittlere Umwandlungssatz von 5,4 Prozent soll nur für die
Jahrgänge bis und mit 1974 gelten, alle Jüngeren erhielten bloss 5,0 Prozent
und müssten zudem statt 1,4 Prozent Sparbeiträge von 3,0 Prozent entrichten.
Als Abfederungsmassnahme schlägt die ABP zudem vor, dass der Kanton einmalig
40,3 Millionen Franken einschiesst. So würden die Unterschiede zwischen den
Jahrgängen geringer. Das Ziel: Im Vergleich zum Rentenniveau von 2014, also
noch vor der bereits einschneidenden BLPK-Reform, solle kein Jahrgang mehr als
18 Prozent verlieren.
Am 8. November stellt sich Lauber den
Angestellten
"Wir
könnten auch fordern, dass der Kanton 143 Millionen Franken einschiessen soll,
um für alle den Besitzstand zu wahren, doch das tun wir nicht", sagt Weiss,
wohlwissend, dass dies erst recht ein chancenloses Unterfangen wäre. Denn schon
die ABP-Variante wird es im bürgerlich dominierten Landrat schwer haben. Noch
bis Anfang Oktober läuft die Vernehmlassung zur Regierungsvorlage und die
Verbände suchen so lange noch das Gespräch zu den Fraktionen. Gegenüber der bz
hält Weiss wenig überraschend fest: "Bei den Parteien links der CVP sind
die Signale sehr gut, beim Rest ist es schwieriger." Seine Hoffnung: Den
CVP-Finanzdirektor selbst noch umstimmen zu können, um die politische Mitte zu
gewinnen. "Dann kommt es im Landrat auf jede Stimme an."
Die
Debatte dazu soll bis zum 22. März 2018 stattfinden, da die Änderungen 2019
inkraft treten sollen. Doch schon ab heute Donnerstag werden die
Personalverbände auf der Zuschauertribüne des Landrats Präsenz markieren. Am 8.
November ist zudem ein Grossanlass der ABP im Muttenzer Kongresszentrum
Mittenza geplant, bei dem Hunderte von Staatsangestellte Anton Lauber mit
Forderungen zur BLPK, aber auch zum Teuerungsausgleich oder den Sparmassnahmen
konfrontieren. LVB-Präsident Roger von Wartburg: "Wir hoffen, dass er uns
dann in einzelnen Punkten entgegenkommt und klare Aussagen macht, auf die wir
ihn behaften können." Das Worst-Case-Szenario wäre für den LVB, wenn der
Landrat am Ende sogar die Regierungs-Variante verwerfen und gar keine
Massnahmen ergreifen würde. Für diesen Fall kündigte Weiss gestern vor der
Lehrerschaft an: "Dann wäre eine rote Linie überschritten und die
Aufkündigung des Arbeitsfrieden geradezu provoziert. Für mich wären
Kampfmassnahmen dann zwingend."
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