Diesmal
betrifft die von Daniel Wahl rapportierte Geschichte mich insofern indirekt,
weil die von diesem Schildbürgerstreich betroffene Schülerin in die (ehemals)
sechste Klasse meiner Frau zur Schule gegangen ist. Ich habe die Informationen
somit aus erster Hand.
Ein
Übertrittstest soll bei einer nicht klar erteilbaren Empfehlung für die weitere
Beschulung einer Schülerin/eines Schülers Klarheit schaffen. Umso wichtiger
ist, dass transparent und klar korrigiert wird. Korrekturfehler sind immer
möglich, das ist mir als Lehrperson noch so bewusst. Jede von mir korrigierte
Prüfung wird aber in meinem Unterricht besprochen und eventuelle Fehler in der
Bewertung werden umgehend behoben. Das sollte und müsste daher umso mehr bei
laufbahnentscheidenden Übertrittstests gewährleistet sein.
Posse aus dem Bildungsstadl zu Lieschtal, Basler Zeitung, 4.9. von Daniel Vuilliomenet
Die
Korrektur der Übertrittstests wurde vom Kanton Baselland für gutes Geld
ausgelagert – nicht zuletzt, um die früher mit der Bewertung der Tests
betrauten Lehrpersonen vor ungerechtfertigten Vorwürfen zu schützen.
Dass
aber das mit dieser Arbeit betraute Institut IBE der Universität Zürich derart
liederlich zu Werke geht, ist das eine und wirft ein eher schlechtes Licht auf
die anderen Aktivitäten desselben Instituts bei weiteren ausgelagerten
Beurteilungsaufgaben wie zum Beispiel den neu eingeführten Checks.
Das
andere ist die Art und Weise der Kommunikation. Zwar haben die
prüfungsdurchführenden Schulen die Übertrittstests zurückerhalten und Frau
Sandra B. konnte den Test ihrer Tochter einsehen. Doch die Kontaktnahme mit dem
IBE erfolgte ausschliesslich über das AVS – einem weiteren Player in dieser
Geschichte. Das ist zwar verständlich, denn offenbar ist der Fall von Sandra B.
kein Einzelfall. Dennoch ist der anschliessend vereinbarte und an die Adresse
von Sandra B. übermittelte Kompromiss aller beteiligten Amtsstellen ein fauler
Zauber. Man gibt der rekurrierenden Mutter teilweise recht (obwohl ihr, so wie
die Sachlage geschildert wurde, mehr zugestanden hätte), kann das Gesicht
wahren und erst noch kassieren.
Sandra
B. hat also für eine miserable Leistung eines miserabel agierenden Instituts
mehrere Hundert Franken zusätzlich bezahlt – zusätzlich zu dem, was sie und
alle anderen Steuerzahlenden in diesem Kanton berappen und zwar für null
Mehrwert.
Viele
Politikerinnen und Politiker werden nicht müde, zu betonen, dass die Bildung
immer mehr koste. Offenbar ist all diesen Sparkursverfechtern nicht klar, dass
sich eine ganze Sozialindustrie aufgemacht hat, vom Bildungskuchen ein gutes
Stück zu ergattern – das gegen gutes Geld notabene.
Die Schweiz am Wochenende hat
unlängst im Interview mit dem neuen AVS-Chef Beat Lüthy getitelt: «Das
Vertrauen in die Volksschule ist weg!» Wahrlich wahre Worte, zumindest für
Betroffene wie Frau Sandra B.
Daniel
Vuilliomenet ist Sekundarlehrer und wohnt in Ettingen.
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