24. August 2017

Gewerbe und Lehrer wollen enger zusammenarbeiten

Ist die Schule fit für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts? Das war Thema eines Podiums in Lenzburg. Beat Bolzhauser, Chef der Lagerhäuser Aarau AG, stellte die Frage in den Raum, ob Sprachen und Grammatik künftig noch Teil des Unterrichts sein sollen.
Lagerhäuser-Chef: "Macht es künftig noch Sinn, Grammatik auszubilden?" Aargauer Zeitung, 23.8. von Pascal Meier


Sparmassnahmen in der Bildung, Masterabschluss für Kindergarten-Lehrpersonen, Stellenwert der Berufslehre: An der Podiumsdiskussion «Bildung: praxisfern und zukunftsblind?» im Alten Gemeindesaal Lenzburg kamen alle Themen zur Sprache, die Schüler, Eltern, Lehrer und Gewerbe derzeit beschäftigen. Der Publikumsaufmarsch am Podium des Gemeindeverbandes Lebensraum Lenzburg Seetal (LLS) war entsprechend gross.

Engagiert diskutiert wurde auch die digitale Revolution, die Schule und Arbeitswelt in immer grösserem Tempo verändert: «Die Schule bekommt heute einen Rohling und muss nach 20 Jahren ein Endprodukt abgeben, ohne zu wissen, was dann die Bedürfnisse der Gesellschaft und Wirtschaft sein werden», sagte Markus Möhl, Unternehmer aus Seengen und Präsident der Berufsschule Lenzburg. «Wir müssen deshalb an der Schule Raum schaffen für Neues, aber auch Altes weglassen.» Möhl wünscht sich hier generell mehr Praxisbezug.

Am Podium waren sich alle einig: Wirtschaft und Schule müssen noch mehr zusammenarbeiten, hier zeigten sich schon Erfolge. «Wir müssen von der Wirtschaft noch schneller und besser wissen, was sie braucht», sagte Elisabeth Abbassi, Präsidentin des Aargauischen Lehrerinnen- und Lehrerverbandes. Bildungsminister Alex Hürzeler lobte den guten Austausch von Gewerbeverband und Lehrerverband: «Wenn sich Lehrer und Ausbilder vernetzen, kommt es gut.» Autorin Julia Onken gab derweil zu bedenken, dass trotz Digitalisierung der Mensch wichtig bleibe, unter anderem in der Pflege: «Menschen haben das Bedürfnis nach menschlichen Kontakten.»

Die wohl provokativste Aussage kam von Beat Bolzhauser, Geschäftsführer der Lagerhäuser Aarau AG. «Ich stelle mir die Frage, ohne diese heute beantworten zu können: Macht es künftig noch Sinn, Grammatik auszubilden?» Mit künstlicher Intelligenz werde in wenigen Jahren vieles möglich sein. «Ich weiss nicht, wo das alles hinführt, doch wir müssen uns überlegen, was wir noch ausbilden wollen. Sprachen und Grammatik wahrscheinlich nicht.»


2 Kommentare:

  1. «Ich stelle mir die Frage, ohne diese heute beantworten zu können: Macht es künftig noch Sinn, Grammatik auszubilden?» - Nun, ich kann die Frage beantworten. Man kann Grammatik gar nicht ausbilden. Man kann nur Menschen ausbilden. Von daher gesehen schadet es nicht, wenn der Herr zwecks besserer Verständlichkeit seiner Aussagen noch ein wenig länger in Grammatik unterrichtet worden wäre.

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  2. Das scheint ja eine seltsame Veranstaltung gewesen zu sein: Man könnte glatt meinen, mit der Digitalisierung werde das Denken überflüssig. Irre ich mich, oder gab es nicht einmal einen Zusammenhang zwischen grammatikalisch korrekter Sprache und dem Ausdruck von Gedanken und Gefühlen. Kultur hat offenbar in der ökonomisierten Gesellschaft nur noch folkloristischen Unterhaltungswert. Künstliche Intelligenz reicht -meint man scheints - vollkommen aus für die Logistik in der Konsumgesellschaft. Der Mensch bedarf menschlicher Kontakte ....Pardon, für mich klingt das fast wie: Pferde dürfen nicht ohne Kontakt zu anderen Pferden gehalten werden. Zur Not darf es auch ein Esel sein...
    Nein: Der Mensch bleibt nicht nur wichtig, er muss viel wichtiger werden. Und zwar mit all seiner Intelligenz und seinen sozialen Anlagen, die längstens nicht ausgeschöpft sind. Bildung und Ausbildung dürfen nicht die wirtschaftliche Verwertbarkeit zum Ziel haben. Das wäre erbärmlich eindimensional.

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