Die Argumente des Luzerner
Regierungsrats gegen die Fremdspracheninitiative seien nicht haltbar, sagt
Lehrerverbandspräsidentin Annamarie Bürkli. Derweil warnt Bildungsdirektor Reto
Wyss vor einem Abseits.
"Das ist alles reine Angstmacherei", Luzerner Zeitung, 22.8. von Alexander von Däniken
Jetzt kommt Schwung in die Debatte um die kantonale Abstimmung vom 24.
September. Der Regierungsrat warnt in der Volksbotschaft eindringlich vor einem
Ja zur Initiative, die nur noch eine Fremdsprache in der Primarschule verlangt.
Der «nationale Zusammenhalt» und die Harmonisierung des Schulwesens seien
gefährdet, Luzern drohe zu einer Sprachinsel zu werden (Ausgabe vom 22. August).
Es sind Worte, welche die Initianten nicht stehen lassen wollen. So sagt
Komiteemitglied Annamarie Bürkli, Präsidentin des Luzerner Lehrerinnen- und
Lehrerverbands: «Das ist alles reine Angstmacherei. Die Sprachinsel ist
natürlich ein schönes Schlagwort. Vergessen wird, dass Luzern in vielerlei
Hinsicht bereits eine Insel ist; etwa beim Sparen und der damit fehlenden
Lohnentwicklung bei den Lehrpersonen.» Auch die Gefährdung der Harmonisierung
sei falsch. Schliesslich sei die Bildung Sache der Kantone, also föderalistisch
geprägt. Das zeige sich etwa beim eben eingeführten Lehrplan 21, den es je nach
Kanton in unterschiedlicher Variante gebe. «Appenzell Innerrhoden zum Beispiel
hat bis jetzt Englisch in der Primarschule und Französisch auf der Oberstufe. Und
es funktioniert.» Im Gegensatz zum Kanton Luzern, wo der
Fremdsprachenunterricht «zu schlechte Ergebnisse zeigt». Ob nun Englisch oder
Französisch in der Primarschule bleiben soll, lässt Bürkli weiterhin offen.
Wyss: «Diskussionen
führten zu Irritationen»
Tatsächlich stellt sich die Frage, ob der «nationale Zusammenhalt» bei
einem Ja zur Initiative bröckeln würde. Dazu sagte Bildungsdirektor Reto Wyss
(CVP) am Dienstag anlässlich der Präsentation der Abstimmungsbotschaft: «Die
Debatte im Kanton Luzern wird national sehr genau beobachtet. Ich stelle fest,
dass die Diskussionen, die es auch in anderen Kantonen schon gab, in der West-
und Südschweiz zu Irritationen geführt haben. Schliesslich beruht der
Fremdsprachenunterricht schweizweit auf Gegenseitigkeit.» Bei einem Ja stelle
sich Luzern ins Abseits. Und die Angst vor einem Machtwort des Bundesrats?
«Natürlich haben wir auch davor Respekt. Dabei geht es primär darum, die
Bildungshoheit bei den Kantonen zu belassen und nicht dem Bund übergeben zu
müssen.»
Wyss räumte aber auch ein, dass es beim Fremdsprachenunterricht
Verbesserungspotenzial gebe – insbesondere beim Fach Französisch. Dies sei mit
der Einführung des Lehrplans 21 auch erkannt und umgesetzt worden.
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