Der Lehrplan 21 sorgt
für eine neue Nachfrage nach Büchern. Die deutsche Westermann Gruppe will das
Schulbuchgeschäft in der Schweiz ausbauen. Dazu hat sie eine Firma mit Sitz in
Schaffhausen gegründet. Geschäftsführerin Cornelia Heering sagt: «Mit unserem
neuen Verlag Westermann Schulverlag Schweiz AG wollen wir den Schweizer
Bildungsmedienmarkt beliefern.»
Cornelia Heering leitet den neuen Schaffhauser Schulbuchverlag, Bild: zvg
Neuer Mitspieler am Schweizer Schulbuchmarkt, Schaffhauser Nachrichten, 7.7. von Jeannette Vogel
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Mit der Schubi Lernmedien AG ist die Gruppe in Schaffhausen
bereits präsent. Der Verlag Schubi begleitet seit 126 Jahren Schülerinnen,
Schüler und Lehrpersonen und hat schon über 4000 Titel herausgegeben. «In der
Vergangenheit haben wir uns mit der Marke Schubi auf die Primarschule konzentriert.
In Zukunft bedienen wir genauso stark den Sekundarschulbereich», sagt Heering.
Noch führt sie beide Firmen, doch der Schubi-Teil soll einen neuen
Geschäftsführer bekommen.
Das frisch gegründete Unternehmen befindet sich im gleichen Haus
in Herblingen wie Schubi und übernimmt nicht nur einige Mitarbeiter: «Wir
teilen mit Schubi auch das Motto ‹Jedes Kind ist anders – wir sind es auch›.
Damit ist gemeint, dass wir viel Wert auf neue Wege des Lehrens und Lernens und
auf Möglichkeiten zur Differenzierung legen», so Heering. Eine siebenköpfige
Gruppe werde vom Schubi-Team in den Westermann Schulverlag übernommen. Das
Marketing- und das Redaktionsteam sollen weiterwachsen, so Heering: «Wie
erweitern und suchen Mitarbeiter für den Redaktionsbereich Primar- und
Sekundarschule.» Gefragt sind auch freie Mitarbeiter, etwa Lehrer.
Einführung
Lehrplan verschoben
Der neue Lehrplan soll gut, klar und schnell umgesetzt werden.
Allerdings legen sich die Kantone auch mit dem Lehrplan 21 nicht auf ein
Lehrmittel fest. «Wir müssen jeden Kanton einzeln informieren und das Gespräch suchen»,
sagt Heering. Nicht nur die Lehrbücher können kantonal verschieden sein, auch
der Zeitpunkt der Einführung des Lehrplans 21 ist verschieden. Der Kanton
Schaffhausen hat die auf das Schuljahr 2018/19 geplante Einführung kürzlich um
ein Jahr verschoben.
«Wir entwickeln modernste Lehrmittel und arbeiten mit den
Pädagogische Hochschulen (PH) Schaffhausen und St. Gallen und mit den Unis
sowie der ETH Zürich zusammen», sagt Heering. Die Buchherstellung ist ein
aufwendiger Prozess. Die Schaffung einer neuen Reihe inklusive Digitalprodukten
dauert zwischen drei und sechs Jahren und kostet den Verlag Millionen, bevor
das erste Lehrbuch verkauft wird: «Das Sammeln von Praxiserfahrung in Schulen
ist unverzichtbar für die Entwicklung funktionierender Lehrmittel. Erst die
Erprobung im Unterricht macht sie wasserdicht», sagt Heering.
In der Schweiz gibt es schon einige Lehrmittelverlage. Neben dem
gemeinsamen Schulverlag der Kantone Aargau und Bern, Schulverlag plus, und dem
Lehrmittelverlag Zürich ist der Klett und Balmer Verlag der dritte grosse
Mitbewerber auf dem Schweizer Markt und als einziger in Privatbesitz. «Wir
wissen voneinander und haben die gleichen Informationen», sagt Heering und fügt
hinzu: «Jeder hat seine Stärken.» Das knappe Zeitfenster, bis 2021 muss der
Lehrplan weitgehend implementiert sein, lässt Heering auf gutes Fussfassen
hoffen: «Wir setzen im Moment sehr stark auf den Geografieteil, damit werden
wir den grössten Erfolg haben», sagt sie: «Doch wir beschränken uns natürlich
nicht nur darauf.»
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