Die
Regierung will den Bildungsrat abschaffen und durch einen bloss beratenden
Beirat ersetzen. Diese strukturelle Veränderung in der Baselbieter
Bildungslandschaft ist hoch umstritten: Bisher hat der Bildungsrat in
Eigenregie und abschliessend Lehrpläne, Stundentafeln und Unterrichtsmittel
abgesegnet. Diese weitreichenden Kompetenzen sind vor allem den Bürgerlichen
ein Dorn im Auge.
Der Bildungsrat soll weg, Basellandschaftliche Zeitung, 6.7. von Hans-Martin Jermann
Der
Landrat überwies im März 2016 mit 47 zu 34 Stimmen einen Vorstoss von Paul
Hofer (FDP), der auf die Abschaffung des 14- köpfigen Gremiums zielte. In der
gestern publizierten Vorlage nimmt die Regierung nun diese Forderung nun auf.
Fehlentscheide des Bildungsrats
Die Kompetenzen des per 1. August 2019
wegfallenden Bildungsrats sollen der Regierung übertragen werden. Sie wird unterstützt
durch einen neuen Beirat Bildung, der Stellungnahmen verfasst und bei der
Umsetzung des Bildungsauftrags mithilft. Entscheidkompetenzen hat er keine.
Gewählt wird der Beirat vom Parlament, wobei die landrätliche
Bildungskommission als Findungskommission fungieren soll. SVPLandrätin und
Bildungspolitikerin Caroline Mall begrüsst die Abschaffung des Bildungsrats:
«Von ihm sind in den letzten Jahren viele Fehlentscheide ausgegangen.» Etwa die
Einführung von Sammelfächern, die später vom Volk korrigiert wurde. Der
Bildungsrat wirke im Elfenbeinturm und habe den Bezug zur Basis verloren,
kritisiert Mall.
Anderer Meinung ist Grünen-Präsidentin Florence Brenzikofer:
Sie ärgert sich, dass im Landrat schon heute stundenlange Debatten über
bildungspolitische Details geführt werden. «Mit der Abschaffung des
Bildungsrats werden solche nicht stufengerechte Diskussionen noch zunehmen»,
ist sie überzeugt. Die Bildung werde zum Spielball der Politik. Eine
«Verpolitisierung der Schule» befürchtet auch Regina Jäkel,
Geschäftsleitungsmitglied der Amtlichen Kantonalkonferenz der Lehrer (AKK). Es
sei sinnvoll, dass sich neben Regierung und Landrat ein unabhängiges
Spezialistengremium mit Bildungsfragen befasse. Jä- kel räumt aber ein, dass
die Zusammensetzung des Bildungsrats «diskutabel» sei. Diese stiess in der
Vergangenheit auf Kritik. Dem Bildungsrat gehören heute drei AKK-Vertreter, je
zwei Vertreter von Arbeitnehmer- und Arbeitgeberverbänden, Politiker der fünf
grössten Baselbieter Parteien, ein Vertreter der Landeskirchen und
Bildungsdirektorin Monica Gschwind (FDP) als Präsidentin an.
Politisch
unabhängiges Gremium
Im neuen Beirat wird diese Struktur weitgehend übernommen,
allerdings sollen anstelle der Parteienvertreter die Gemeinden (als Vertreter
der Primarstufe), die Schulräte und Schulleitungen Einsitz haben. Caroline Mall
begrüsst dies – sie fordert die Entpolitisierung des Beirats vehement: «Darin
sollten nur noch unabhängige Bildungsfachleute sitzen.» Unter jenen, die den
Bildungsrat beibehalten wollen, sind viele, die diese Forderung anerkennen.
Allerdings lehnen sie die Herabstufung zu einem rein beratenden Gremium ab. Im
Landrat wird wohl eine Mehrheit für die Vorlage stimmen. Da das nötige
Vierfünftelmehr nicht erreicht werden wird – Rot-Grün ist ziemlich geschlossen
dagegen – hat das Volk das letzte Wort. Dieses hat dem Bildungsrat in der
Vergangenheit bereits mehrfach das Vertrauen ausgesprochen. Spezielle
Schulbehörden wie den Bildungsrat gibt es aktuell in 17 der 26 Kantone.
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