Der
«Tiptopf» wurde über zwei Millionen Mal verkauft. Damit ist das Kochbuch das
erfolgreichste Lehrmittel der Schweiz. Viele der Rezepte im über 400 Seiten
dicken Wälzer enthalten eine fleischliche Komponente. Das sei nicht mehr
zeitgemäss, findet der Schulverlag Plus, der Herausgeber des «Tiptopf», und
lanciert ein ergänzendes Lehrmittel. Den «Greentopf».
Der Kochbuchklassiker "Tiptopf" wird fleischlos, Basellandschaftliche Zeitung, 4.7. von Fabio Vonarburg
Das Buch wird mit der
Timeoutklasse Frauenfeld und der Hiltl-Akademie entwickelt und erscheint
voraussichtlich im April 2019. Es soll rund 300 Rezepte für vegane und
vegetarische Gerichte aus aller Welt enthalten. Der Verlag schreibt auf seiner
Website: «Der künftige ‹Greentopf› ergänzt den Schweizer Klassiker ‹Tiptopf›
ideal und wird noch mehr kulinarische Abwechslung in die Schulküchen bringen.»
1986 wurde der «Tiptopf» lanciert. Seither hätten sich die Essgewohnheiten in
der Gesellschaft stark gewandelt, sagt Christian Graf vom Schulverlag Plus.
«Heute gibt es in jeder Schulklasse Vegetarier, Veganer oder Allergiker. Das
neue Lehrmittel ist speziell für diese Schüler konzipiert.» So können sie
künftig etwas aus dem «Greentopf» kochen, während sich ihre
fleischverspeisenden Kollegen an den Klassiker halten. Und auch für
laktoseintolerante Schüler und jene, die kein Gluten vertragen, wird der
Hauswirtschaftsunterricht in Zukunft unkomplizierter.
Rein vegan geht noch nicht
Eine vegane Ernährung, speziell bei Kindern und Jugendlichen, wird von
Ernährungsberatern immer wieder kritisiert. Problematisch findet Christian Graf
den «Greentopf» deshalb aber nicht. Die Schweizerische Gesellschaft für
Ernährung stehe dem Projekt beratend zur Seite. Und: «In der neuen Publikation
wird es auch Tipps für die Schüler haben, was sie bei einer vegetarischen oder
veganen Ernährung beachten müssen», führt Graf aus.
Raphael Neuburger,
Präsident der Veganen Gesellschaft Schweiz, spricht von einer wunderbaren
Neuigkeit. Bisher war der «Tiptopf» der Organisation ein «Dorn im Auge», sagt
Neuburger. «Damit ist den Schülern beigebracht worden, dass es normal ist,
Fleisch zu essen. Das neue Lehrmittel kann den Jugendlichen jetzt aufzeigen,
dass auch pflanzliche Kost vielfältig und geschmackvoll sein kann.» Die Vegane
Gesellschaft Schweiz hat die Ankündigung auf das neue Schulbuch auch auf ihrer
Facebook-Seite gepostet. Über 400 User haben auf «Gefällt mir» gedrückt. Einer
meinte: «Leider auch Vegetarisches (fast nix vom Tierleid vermieden), aber mal
ein Anfang.»
Auch Neuburger würde ein rein veganes Kochbuch für die Schule
befürworten. Die Zeit sei aber noch nicht reif für ein solches Lehrmittel.
«Dafür muss die vegane Ernährung zuerst in der Gesellschaft noch stärker
akzeptiert und bekannt werden.»
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen