4. Juli 2017

"Tiptopf" wird fleischlos

Der «Tiptopf» wurde über zwei Millionen Mal verkauft. Damit ist das Kochbuch das erfolgreichste Lehrmittel der Schweiz. Viele der Rezepte im über 400 Seiten dicken Wälzer enthalten eine fleischliche Komponente. Das sei nicht mehr zeitgemäss, findet der Schulverlag Plus, der Herausgeber des «Tiptopf», und lanciert ein ergänzendes Lehrmittel. Den «Greentopf». 
Der Kochbuchklassiker "Tiptopf" wird fleischlos, Basellandschaftliche Zeitung, 4.7. von Fabio Vonarburg


Das Buch wird mit der Timeoutklasse Frauenfeld und der Hiltl-Akademie entwickelt und erscheint voraussichtlich im April 2019. Es soll rund 300 Rezepte für vegane und vegetarische Gerichte aus aller Welt enthalten. Der Verlag schreibt auf seiner Website: «Der künftige ‹Greentopf› ergänzt den Schweizer Klassiker ‹Tiptopf› ideal und wird noch mehr kulinarische Abwechslung in die Schulküchen bringen.» 

1986 wurde der «Tiptopf» lanciert. Seither hätten sich die Essgewohnheiten in der Gesellschaft stark gewandelt, sagt Christian Graf vom Schulverlag Plus. «Heute gibt es in jeder Schulklasse Vegetarier, Veganer oder Allergiker. Das neue Lehrmittel ist speziell für diese Schüler konzipiert.» So können sie künftig etwas aus dem «Greentopf» kochen, während sich ihre fleischverspeisenden Kollegen an den Klassiker halten. Und auch für laktoseintolerante Schüler und jene, die kein Gluten vertragen, wird der Hauswirtschaftsunterricht in Zukunft unkomplizierter. 

Rein vegan geht noch nicht 
Eine vegane Ernährung, speziell bei Kindern und Jugendlichen, wird von Ernährungsberatern immer wieder kritisiert. Problematisch findet Christian Graf den «Greentopf» deshalb aber nicht. Die Schweizerische Gesellschaft für Ernährung stehe dem Projekt beratend zur Seite. Und: «In der neuen Publikation wird es auch Tipps für die Schüler haben, was sie bei einer vegetarischen oder veganen Ernährung beachten müssen», führt Graf aus. 

Raphael Neuburger, Präsident der Veganen Gesellschaft Schweiz, spricht von einer wunderbaren Neuigkeit. Bisher war der «Tiptopf» der Organisation ein «Dorn im Auge», sagt Neuburger. «Damit ist den Schülern beigebracht worden, dass es normal ist, Fleisch zu essen. Das neue Lehrmittel kann den Jugendlichen jetzt aufzeigen, dass auch pflanzliche Kost vielfältig und geschmackvoll sein kann.» Die Vegane Gesellschaft Schweiz hat die Ankündigung auf das neue Schulbuch auch auf ihrer Facebook-Seite gepostet. Über 400 User haben auf «Gefällt mir» gedrückt. Einer meinte: «Leider auch Vegetarisches (fast nix vom Tierleid vermieden), aber mal ein Anfang.» 

Auch Neuburger würde ein rein veganes Kochbuch für die Schule befürworten. Die Zeit sei aber noch nicht reif für ein solches Lehrmittel. «Dafür muss die vegane Ernährung zuerst in der Gesellschaft noch stärker akzeptiert und bekannt werden.»

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