Pro von
Anita Borer (SVP, Uster)
Mit der Initiative «Lehrplan vors Volk» fordert ein
überparteiliches Komitee mehr Mitsprache bei der Einführung von neuen
Lehrplänen. Was heisst das konkret? Der Lehrplan unserer Volksschule wird wie
bisher vom Bildungsrat ausgearbeitet. Abschliessend genehmigt aber nicht der
Regierungsrat, sondern der Kantonsrat den Lehrplan. Das Volk hat mit dem
fakultativen Referendum die Möglichkeit, den Beschluss des Kantonsrates
anzufechten.
Was nützt uns diese
Initiative und die verbesserte Mitsprache? Ganz einfach: Faire Chancen für alle
Schülerinnen und Schüler. Wenn der Kantonsrat und in letzter Instanz die
Stimmbürger mitreden und Ja oder Nein zu einem neuen Lehrplan sagen, findet
eine breite Diskussion über ein grundlegendes Thema unserer Schule statt. Nicht
vereinzelte, oftmals praxisfremde Theoretiker und auserwählte Vernehmlassungs-Teilnehmer
entscheiden abschliessend über den Weg unserer Volksschule, sondern die
Betroffenen an der Basis: Lehrkräfte, Eltern, Lehrlingsausbildner und die
Gemeinden – all diejenigen, die letztlich die Auswirkungen von Schulreformen
tragen müssen.
Weshalb ist der Lehrplan entscheidend? Der Lehrplan gibt die
Leitplanken für die Lehrmittel und somit auch für den Schulunterricht vor. Er
entscheidet also grundlegend, wie unsere Schülerinnen und Schüler für die
Zukunft gewappnet sind. Eine offene Diskussion darüber gibt neue Sichtweisen
und Inputs, die Allen und nicht nur Einzelnen, von einer Interessensgruppe
vertretenen Schülerinnen und Schülern zu Gute kommen. Sagen Sie Ja zur
Initiative und somit Ja zu fairen Chancen für alle Schülerinnen und Schüler.
Kontra von
Monika Wicki (SP, Zürich)
Weil die Leute heute häufiger von einem Kanton in einen anderen
umziehen, ist es wichtig, dass die Kantone ihr Schulsystem und die
Bildungsziele anpassen. Darum hat das Schweizer Stimmvolk 2006 dem
Bildungsartikel in der Bundesverfassung mit 86 Prozent Ja-Stimmen zugestimmt.
Damit der Bund nicht in die Hoheit der Kantone eingreift, verfassten die
Kantonalen Erziehungsdirektoren das Harmos Konkordat. Das Zürcher Volk stimmte
dem Beitritt zum Konkordat 2008 zu.
Die Erziehungsdirektoren
entschieden, für die Anpassungen den Lehrplan 21 zu erstellen. Dieser wurde
2013 in eine breite Vernehmlassung gegeben. Lehrpersonen, Wissenschaftler,
Parteien, Verbände und Einzelpersonen konnten sich zum Lehrplan äussern. Die
Rückmeldungen wurden in den Lehrplan eingearbeitet. Danach überarbeiteten die
Kantone ihre bestehenden Lehrpläne und passten sie dem Lehrplan 21 an. Im
Kanton Zürich ist dafür der Bildungsrat verantwortlich. Der Bildungsrat ist
durch den Kantonsrat und dieser wiederum vom Volk gewählt.
Der durch den Bildungsrat angepasste Lehrplan wurde noch einmal in
eine breite Vernehmlassung gegeben. Und nun wird der Lehrplan eingeführt. Die
Initiative fordert, dass dieser neue Lehrplan noch einmal vom Kantonsrat
genehmigt werden soll. Stimmt der Kantonsrat zu, so soll das Referendum
ergriffen werden können damit das Volk auch noch einmal darüber abstimmen kann.
Doch eine weitere Abstimmung bringt keinen Zugewinn für die Demokratie, sondern
nur hohe Kosten dafür, dass man sich im Kreise dreht.
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