In der Antwort des Stadtrats aufeine
Anfrage eines SVP-Politikers wird die Problematik der explodierenden Kosten für
den Deutschunterricht drastisch aufgezeigt. Die Schulpflege will Massnahmen
prüfen.
Millionenbetrag für DaZ-Unterricht wirft Fragen auf, Zürichsee Zeitung, 11.7.. von Andrea Schmider
In Adliswil beträgt der Anteil von Schülern nicht deutscher
Muttersprache etwas mehr als die Hälfte. 37 Prozent aller Adliswiler Schüler
besuchen aktuell Deutschunterricht für Fremd- und Zweitsprachige (DaZ).Adliswil
ist hinsichtlich der Fremdsprachenanteile einer der Spitzenreiter im Bezirk.
Von allen angefragten Gemeinden muss die Stadt im Sihltal am meisten für den
DaZ-Unterricht ausgeben.
Das hat den Gemeinderat Mario F. Salomon veranlasst, die Kosten
anzusprechen. In einer Interpellation stellt er dem Stadtrat Fragen zum Fremd-
und Zweitsprachenunterricht. Wie viele Schüler es seien; ob die Kosten auch dem
Kanton übertragen werden oder ob die Eltern dafür bezahlen könnten.
Die Schulpflege nahm Stellung und legte in ihrer Antwort die Kosten
transparent dar. Sie seien in den letzten Jahren deutlich gestiegen aufgrund
der höheren Anzahl an Kindern, die Unterstützung zur Beherrschung der
Landessprache benötigen. Von 485 DaZ-Schülern im Jahr 2012 kletterte die Zahl
im nun zu Ende gehenden Schuljahr auf 642. Die Kosten erhöhten sich dadurch im
selben Zeitraum um 583 000 Franken. Pro Schüler kostet dies die Stadt jährlich
3694 Franken. Was bei 642 DaZ-Schülern einem Gesamtbetrag von 2,3 Millionen
entspricht.
Die Schulpflege sei sich der Kostensteigerung bewusst, schreibt sie als
Antwort auf die Interpellation. Sie möchte dieses Problem im neuen Schuljahr in
Angriff nehmen und werde sich bei der nächsten Strategiesitzung mit möglichen
Schritten auseinandersetzen. «Bisher ist noch offen, wie die Massnahmen
aussehen können», sagt Schulpräsident Raphael Egli. Die Dringlichkeit sei wegen
der hohen Zahlen vorhanden. «Mit den genauen Abklärungen, was für Adliswil
möglich ist, beginnen wir nach den Sommerferien», sagt Egli.
DaZ «hat hohe Priorität»
Mit ebensolchen Schwierigkeiten kämpfen andere Gemeinden. So zum
Beispiel Rüschlikon: Die Schulpräsidentin Doris Weber hob gegenüber der
«Zürichsee-Zeitung» hervor, es sei besonders wichtig, dass der
Deutschunterricht früh beginne und die DaZ-Lehrpersonen im regulären Unterricht
integriert würden. Im jungen Alter lernten die Kinder besonders schnell und
seien dadurch weniger lang auf DaZ-Unterricht angewiesen. Ausserdem führen die
Rüeschliker Lehrpersonen schulinterne Tests durch, um den Stand der
Deutschkenntnisse individuell zu prüfen. Diese Massnahme der regelmässigen
Sprachstanderhebung hat in Horgen bereits messbare Früchte getragen. Innert
einem Jahr sind die DaZ-Schülerzahlen um 6,2 Prozent gesunken.
Marion Völger, Amtschefin der Bildungsdirektion, hält derweil fest, dass
die Sprachförderungsmassnahme für ein erfolgreiches Lernen der einzelnen Kinder
und das Funktionieren des ganzen Unterrichts eine hohe Priorität in der
Volksschule habe.
Die Kosten für sonderpädagogische Massnahmen dürfen nicht den Eltern in
Rechnung gestellt werden. Das Gleichstellungsgesetz hält fest, dass solche
Massnahmen unentgeltlich sein müssen. Zudem müssen die Gemeinden den
Deutschunterricht allein tragen, schreibt Völger weiter. Eine Auslagerung an
den Kanton sei gemäss Volksschulgesetz nicht möglich. Bis jetzt.
Kantonale Anstellung
Dass die Gemeinden die DaZ-Lehrpersonen entlöhnen, könnte sich nämlich
ändern. Auf politischer Ebene ist eine parlamentarische Initiative zur
kantonalen Anstellung der DaZ-Lehrpersonen eingereicht worden. Der Kantonsrat
habe den Vorstoss vorläufig überwiesen, erklärt Völger von der
Bildungsdirektion, die zuständige Kommission berate die Sache. Wie die
Kommission und die Regierung die Initiative beurteilen und der Kantonsrat dann
darüber entscheiden werde, sei noch offen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen