19. Juli 2017

Starke Zunahme von DaZ-Unterricht

In der Antwort des Stadtrats aufeine Anfrage eines SVP-Politikers wird die Problematik der explodierenden Kosten für den Deutschunterricht drastisch aufgezeigt. Die Schulpflege will Massnahmen prüfen.
Millionenbetrag für DaZ-Unterricht wirft Fragen auf, Zürichsee Zeitung, 11.7.. von Andrea Schmider

In Adliswil beträgt der Anteil von Schülern nicht deutscher Muttersprache etwas mehr als die Hälfte. 37 Prozent aller Adliswiler Schüler besuchen aktuell Deutschunterricht für Fremd- und Zweitsprachige (DaZ).Adliswil ist hinsichtlich der Fremdsprachenanteile einer der Spitzenreiter im Bezirk. Von allen angefragten Gemeinden muss die Stadt im Sihltal am meisten für den DaZ-Unterricht ausgeben.

Das hat den Gemeinderat Mario F. Salomon veranlasst, die Kosten anzusprechen. In einer Interpellation stellt er dem Stadtrat Fragen zum Fremd- und Zweitsprachenunterricht. Wie viele Schüler es seien; ob die Kosten auch dem Kanton übertragen werden oder ob die Eltern dafür bezahlen könnten.

Die Schulpflege nahm Stellung und legte in ihrer Antwort die Kosten transparent dar. Sie seien in den letzten Jahren deutlich gestiegen aufgrund der höheren Anzahl an Kindern, die Unterstützung zur Beherrschung der Landessprache benötigen. Von 485 DaZ-Schülern im Jahr 2012 kletterte die Zahl im nun zu Ende gehenden Schuljahr auf 642. Die Kosten erhöhten sich dadurch im selben Zeitraum um 583 000 Franken. Pro Schüler kostet dies die Stadt jährlich 3694 Franken. Was bei 642 DaZ-Schülern einem Gesamtbetrag von 2,3 Millionen entspricht.

Die Schulpflege sei sich der Kostensteigerung bewusst, schreibt sie als Antwort auf die Interpellation. Sie möchte dieses Problem im neuen Schuljahr in Angriff nehmen und werde sich bei der nächsten Strategiesitzung mit möglichen Schritten aus­einandersetzen. «Bisher ist noch offen, wie die Massnahmen aussehen können», sagt Schulpräsident Raphael Egli. Die Dringlichkeit sei wegen der hohen Zahlen vorhanden. «Mit den genauen Abklärungen, was für Adliswil möglich ist, beginnen wir nach den Sommerferien», sagt Egli.

DaZ «hat hohe Priorität»
Mit ebensolchen Schwierigkeiten kämpfen andere Gemeinden. So zum Beispiel Rüschlikon: Die Schulpräsidentin Doris Weber hob gegenüber der «Zürichsee-Zeitung» hervor, es sei besonders wichtig, dass der Deutschunterricht früh beginne und die DaZ-Lehrpersonen im regulären Unterricht integriert würden. Im jungen Alter lernten die Kinder besonders schnell und seien dadurch weniger lang auf DaZ-Unterricht angewiesen. Ausserdem führen die Rüeschliker Lehrpersonen schulinterne Tests durch, um den Stand der Deutschkenntnisse individuell zu prüfen. Diese Massnahme der regelmässigen Sprachstanderhebung hat in Horgen bereits messbare Früchte getragen. Innert einem Jahr sind die DaZ-Schülerzahlen um 6,2 Prozent gesunken.

Marion Völger, Amtschefin der Bildungsdirektion, hält derweil fest, dass die Sprachförderungsmassnahme für ein erfolgreiches Lernen der einzelnen Kinder und das Funktionieren des ganzen Unterrichts eine hohe Priorität in der Volksschule habe.
Die Kosten für sonderpädagogische Massnahmen dürfen nicht den Eltern in Rechnung gestellt werden. Das Gleichstellungsgesetz hält fest, dass solche Massnahmen unentgeltlich sein müssen. Zudem müssen die Gemeinden den Deutschunterricht allein tragen, schreibt Völger weiter. Eine Auslagerung an den Kanton sei gemäss Volksschulgesetz nicht möglich. Bis jetzt.

Kantonale Anstellung
Dass die Gemeinden die DaZ-Lehrpersonen entlöhnen, könnte sich nämlich ändern. Auf politischer Ebene ist eine parlamentarische Initiative zur kantonalen Anstellung der DaZ-Lehrpersonen eingereicht worden. Der Kantonsrat habe den Vorstoss vorläufig überwiesen, erklärt Völger von der Bildungsdirektion, die zuständige Kommission berate die Sache. Wie die Kommission und die Regierung die Initiative beurteilen und der Kantonsrat dann darüber entscheiden werde, sei noch offen. 


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