Der Regierungsrat und die Bildungs-, Kultur-
und Sportdirektion sollen künftig die Entscheide über die Organisation der
Baselbieter Schulen fällen. Der Regierungsrat hat die dazu nötige Revision des
Bildungsgesetzes verabschiedet. Mit den neuen gesetzlichen Regelungen würde
sich der Kanton Baselland der Mehrheit der Schweizer Kantone anschliessen. Der
Baselbieter Bildungsrat würde von einem Beirat Bildung abgelöst.
Stimmen
der Landrat und das Volk der Revision des Bildungsgesetzes zu, verlöre der
Bildungsrat seine heutige Exekutivgewalt und seine heutigen Finanzkompetenzen.
Die Lehrpläne, die obligatorischen Lehrmittel und die Stundentafeln müssten von
der Regierung beschlossen werden. Zuletzt hatte der Bildungsrat für negative Schlagzeilen
gesorgt, weil er sich mit einer neuen Stundentafel über das Ergebnis der
Volksabstimmung über die naturwissenschaftlichen Fächer hinweggesetzt hatte.
Regierung will Lehrpläne genehmigen, Basler Zeitung, 6.7. von Thomas Dähler
Die
gesetzliche Neuregelung geht auf eine vom Landrat beschlossene Motion zurück.
Mit der Revision des Bildungsgesetzes würde der Bereich Bildung Strukturen
erhalten, wie sie in den übrigen Direktionen üblich sind. Mit dem neuen Beirat
Bildung erhielten Vertreter der Lehrerschaft, der Wirtschaft und weiterer
Bildungsbehörden die Möglichkeit, Vorschläge einzubringen, welche die
Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion zuhanden des Regierungsrats
verabschiedet. Die Lehrmittel würden im Rahmen des vom Landrat verabschiedeten
Budgets finanziert. Gemäss der gestern verbreiteten Medienmitteilung ist die
Regierung der Ansicht, dass dies zu breit abgestützten und mehrheitsfähigen
Lösungen beitragen soll.
Keine
Parteivertreter mehr
Der
Beirat Bildung setzt sich gemäss der Vorlage aus drei Mitgliedern der amtlichen
Lehrerkonferenz, aus je zwei Vertretern der Wirtschaftsverbände und der
Arbeitnehmerorganisationen sowie aus je einem Vertreter der
Schulratspräsidenten, der Gemeinden und der Landeskirchen zusammen. Die
Bildungsdirektorin oder der Bildungsdirektor wäre mit beratender Stimme an den
Sitzungen dabei. Parteivertreter wie im heutigen Bildungsrat sind keine mehr
vorgesehen. Die neue Berücksichtigung der Schulräte und der Gemeinden begründet
die Regierung mit den entsprechenden Funktionen. Bei den Schulräten handelt es
sich um die demokratisch gewählten lokalen Schulbehörden. Und die Gemeinden
sind die Trägerinnen der Kindergärten und Primarschulen.
Während
heute der Landrat die vorgeschlagenen Mitglieder des Bildungsrats nur
bestätigt, würden die Mitglieder des neuen Beirats Bildung vom Landrat gewählt.
Die Bildungs-, Kultur- und Sportkommission des Landrats würde als
Findungskommission die Vorschläge der Lehrerschaft, der Verbände und Behörden
prüfen und die Wahlvorschläge dem Parlament unterbreiten. Vorgesehen ist, dass
der Beirat Bildung im Schuljahr 2019/2020 seine Arbeit aufnimmt.
Mit
der vorgeschlagenen Revision des Bildungsgesetzes würde der heutige Machtkampf
zwischen Bildungsdirektorin Monica Gschwind und dem Bildungsrat beendet. Die
Wahl des heutigen Bildungsrats wurde vom Vorgänger Urs Wüthrich vorbereitet und
hat sich an den von ihm eingeleiteten Schulreformen orientiert. Gschwind hat
jedoch nach ihrer Wahl die Direktion mit dem Anspruch übernommen, mit
Schulreformen zurückhaltend umzugehen und in den Baselbieter Schulen wieder
Ruhe einkehren zu lassen.
FDP
und SVP dafür
In
der Vernehmlassung war die jetzt vorgeschlagene Lösung nur von den bürgerlichen
Parteien FDP und SVP ausdrücklich begrüsst worden. Die CVP und die linken
Parteien lehnten die Abschaffung des Bildungsrats ab, ebenso die meisten
Verbände – mit Ausnahme der Starken Schule Baselland, der Wirtschaftskammer und
der IG Privatschulen. Vom Verband Basellandschaftlicher Gemeinden wurde
kritisiert, dass sich der Kanton mit den neuen Möglichkeiten in nicht
akzeptabler Weise in Kompetenzen der Gemeinden einmische.
In
der Vorlage weist die Regierung mit einem interkantonalen Vergleich darauf hin,
dass die Neuregelung heute den Gepflogenheiten der meisten Kantone entspricht.
Auch in den Kantonen Solothurn und Aargau entscheidet die Regierung über den Lehrplan.
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