Der Plan, Französisch aus der Primarstufe zu verbannen, erzürnte nicht
nur den Bundesrat. Noch heute leiden Schulen darunter.
Der Sprachenstreit hat Folgen: Französischlehrer sind Mangelware, Aargauer Zeitung, 20.7. von Yannick Nock
Neben der Suche nach Lehrerinnen und Lehrern für den Kindergarten bekunden
Schulleiter weiterhin Mühe, passende Heilpädagogen und Französischlehrer zu
finden. Die Ironie dabei: Die Kantone selbst haben den Mangel an
Sprachspezialisten entfacht. Die monatelange Diskussion in Zürich, Nidwalden
oder Thurgau, Französisch aus der Primarstufe zu verbannen, haben nicht nur den
Bundesrat Alain Berset erzürnt, sondern auch viele Studenten an den
Pädagogischen Hochschule abgeschreckt. Sie wählten lieber andere Spezialisierungen.
Die Folgen sind bis heute spürbar.
Allerdings ist Besserung in Sicht: Weil selbst die in den Medien als
«unbeugsam» bezeichneten Thurgauer vor wenigen Wochen entschieden haben, am Frühfranzösisch
festzuhalten, dürfte die Idee endgültig gestorben sein. Das
wird dem Mangel entgegenwirken. Studierende können wieder ohne Bedenken
Französisch als Ausbildungsfach wählen.
Aussichtslose Suche
Weniger optimistisch sind die Schulleiter bei den Heilpädagogen. So
geben im Kanton Bern drei Viertel der über 100 befragten Schulleiter an, dass
es «schwierig bis aussichtslos» sei, eine ausgebildete Fachkraft zu finden.
Besonders betroffen sind ländliche Schulen, wie der Verband der Berner
Schulleiter auf Anfrage mitteilt. Dort gäbe es auf allen Stufen kaum oder nur
wenige Bewerbungen auf offene Stellen. In den anderen von der «Nordwestschweiz»
angefragten Kantonen klingt es ähnlich. Das führte in der Vergangenheit zu
Besonderheiten. So haben einige Luzerner Schulen ihre Stelleninserate
angepasst: Ein Abschluss ist nicht nötig, um sich zu bewerben, heisst es darin,
es reiche eine «begonnene Ausbildung» in schulischer Heilpädagogik. In Bern
wurde vor einem Jahr gar gefordert, den Mangel durch Fachleute aus komplett
anderen Berufen zu bekämpfen: Töpfer, Schreiner oder Bauern sollten aushelfen.
Daraus wurde nichts.
Die Ursache des Problems liegt in der Betreuung: Durch die Integrative
Förderung – bei der verhaltensauffällige Kinder in der Regelklasse bleiben –
werden heute mehr Heilpädagogen benötig. Früher kümmerte sich ein Lehrer in
einer Sonderklasse um diese Kinder. Zur Not übernehmen heute anders
ausgebildete Lehrpersonen.
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