Zehn Wochen und somit am längsten Sommerferien
haben die Schulkinder im Südkanton. Dicht gefolgt vom Kanton Genf mit acht
Wochen. Diese Zahlen müssen für Kinder und
Jugendliche aus Kantonen wie Aargau, Solothurn und Berndeprimierend wirken. Sie haben nur fünf Wochen Ferien.
Grafik: watson
Die Tessiner haben 10 Wochen Sommerferien - eine Aargauer Gemeinde nicht mal halb so lang, Watson, 26.7.
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Neben den langen Sommerferien kommen die Schüler in
den Genuss von Herbst-, Weihnachts- und Frühlingsferien. So weit, so normal.
Jetzt gibt es aber Schweizer Schulen, die haben noch ganz andere, eher
aussergewöhnliche Schulferien.
Die
Karte der ungewöhnlichen Schulferien
Kunstferien
Das beschauliche Trubschachen liegt im Emmental.
Alle vier Jahre ist es aber mit der Ruhe im Dorf vorbei, dann wenn der
Kunsttrubel für drei Wochen Einzug hält. In diesem Jahr war es wieder so weit.
Zwischen dem 1. und 23. Juli pilgerten 43'000 Kunstliebhaber ins Emmental und
bestaunten Werke von grossen Schweizer Malern wie Ferdinand Hodler und
Giovanni Giacometti. Für die Schüler von Trubschachen hiess dies vor allem
eines: eine Woche früher Sommerferien!
Die Kunstferien in Trubschachen sind vom Kanton
Bern abgesegnet und erfreuen alle vier Jahre die Kinderherzen. Dabei hat es vor
allem organisatorische Gründe: «Durch die Sonderbewilligung kann die
Kunstausstellung jeweils bereits eine Woche vor den offiziellen Schulferien
öffnen», sagt Walter Guggisberg, Schulleiter von Trubschachen.
In diesen drei Wochen hängen in den Klassenzimmern
statt den Zeichnungen der Kinder Gemälde von grossen Schweizer Künstlern. Und
statt Schulkindern laufen Kunstliebhaber durch die Gänge und Zimmer der beiden
Schulhäuser in Trubschachen.
Die eine Woche früher Ferien biete den Schülern
auch die Gelegenheit, selber die Ausstellung zu besuchen, sagt der Schulleiter,
der betont, dass die Schüler in Jahren mit der Kunstausstellung nicht weniger
lernen als sonst.
Geschenkt wird den Schülern diese zusätzliche
Ferienwoche nicht. Sie müssen sie vorholen, indem sie eine Woche ihrer
Herbstferien dafür hergeben.
Sparferien
Wenn es ums Sparen geht, gehört Luzern zu den kreativen Kantonen. 2016 verdonnerten die
Kantonsräte die Schüler kurzerhand zu einer zusätzlichen Woche Herbstferien.
Dies galt aber nur für die Schüler der Gymnasien, Mittel- und Berufsschulen.
Ziel der Übung: Die Löhne der Lehrer sparen, die in
dieser zusätzlichen Schulferienwoche nicht bezahlt wurden. Insgesamt konnte der
Kanton Luzern damit vier Millionen Franken auf die Seite legen, wie das
Bildungs- und Kulturdepartement auf Anfrage mitteilt.
Trotz des sehr willkommenen zusätzlichen Geldes in
der Kasse: Die ungewöhnliche Sparübung bleibt eine einmalige Sache. Diesen
Herbst gibt es wieder nur zwei Wochen Ferien. Zum Missfallen einiger Schüler,
zur Freude aller Lehrer.
Heuferien
Früher war auf dem Lande klar: Die Arbeit auf dem
eigenen Hof geht der Schule vor. So war es üblich, dass Ende Mai, Anfang Juni
die Kinder und Jugendlichen für einige Tage schulfrei hatten, um auf dem
elterlichen Hof beim Heuen zu helfen. Diese Ferien konnten die Lehrer dann auch
ganz spontan ansetzen – je nach Wetter.
Die Spontanität ist längst verflogen, die Ferien
sind heute schon Jahre im Voraus geplant. Doch in einigen Gemeinden gibt es sie
noch immer, die Heuferien. In erster Linie in den Kantonen Bern, Thurgau und Zürich. In letzterem
kennen noch über 15 Schulen Heuferien, obwohl die NZZ bereits 1981 diese
Freitage als passé abschrieb: «Allerdings sind nicht mehr allzu viele
Schulkinder tatsächlich beim Heuet anzutreffen.»
Tatsächlich greift heute höchstwahrscheinlich nur
noch eine Handvoll Schüler tatsächlich zur Heugabel. Der Zweck der Heuferien
ist mittlerweile ein ganz anderer. Sie sind eine gute Gelegenheit, um
ausserhalb der Hauptsaison in die Ferien zu fahren. Zum Schnäppchenpreis.
Wie beliebt Heuferien sind, zeigt das Beispiel aus
dem zürcherischen Fischenthal. Als die Schulpflege 2007 beschloss die Heuferien
abzuschaffen, stiess sie auf heftigen Widerstand, wie der «Tages-Anzeiger»
damals berichtete. 406 Personen unterschrieben eine Petition, die sich gegen
die Abschaffung der Heuferien wehrte, und in einem Leserbrief schrieben sechs
Autoren von einem Lehrstück in Sachen Missachtung des Volkswillens.
Es waren nicht Bauern, die sich wehrten. Der Tenor:
Man wolle nicht gleichzeitig mit allen anderen in die Ferien fahren.
Der Protest blieb erfolglos.
Pflotschferien
Herbstunterbruch – so heissen offiziell die
einwöchigen Schulferien Ende November in der Berner Gemeinde Trachselwald. Der
inoffizielle Namen ist viel charmanter: Pflotschferien.
Er ist dem garstigen Wetter gewidmet, das zu der Jahreszeit meistens
vorherrscht – dann wenn irgendetwas zwischen Regen und Schnee vom Himmel fällt.
In den Genuss von Pflotschferien kommen nur die
jüngeren Kinder in Trachselwald – jene, die noch den Kindergarten oder die
Primarschule besuchen. Und für die freie Zeit im November müssen sie nicht
einmal eine andere Ferienwoche hergeben. Zu verdanken haben sie dies einer
Regel im Kanton Bern. Wenn die Kinder eine Schullektion mehr pro Woche besuchen
als vorgegeben, gibt es dafür eine Woche mehr Ferien.
Viele Schulen im Kanton Bern machen von dieser
Regel Gebrauch. Die meisten hängen die zusätzliche Ferienwoche aber einfach an
eine bestehende. Es gibt aber neben Trachselwald noch weitere Berner Gemeinden,
die auf Pflotschferien setzen. Zum Beispiel Sumiswald oder Heimiswil.
Und wiederum andere nennen sie einfach anders. So
in Bowil: Hier gibt es zur gleichen Zeit Laubferien.
Und diese heissen auch offiziell so.
Kurzferien
Fies! Niemand hat so kurze Sommerferien wie die
Schüler der Schule Lenzburg. Zumindest in der Schweiz, aber mit grösster
Wahrscheinlichkeit in ganz Europa. Nur
jeweils vier Wochen können die Kinder und Jugendliche entspannen, bevor sie
schon wieder zurück in die Schule müssen. Eine Woche weniger lang als alle
anderen Schüler im Kanton Aargau. Oder
anders ausgedrückt: Ihre Sommerferien sind schon vorbei, wenn die Tessiner
Kinder noch nicht mal in der Hälfte sind (siehe Grafik unten).
Schuld ist das Jugendfest in Lenzburg,
beziehungsweise jenes in Aarau. Der Maienzug in der Kantonshauptstadt findet
immer am ersten Freitag im Juli statt. Da das Jugendfest in Lenzburg nicht mit
diesem konkurrenzieren soll, ist dieses um eine Woche nach hinten verschoben.
Somit sind die Ferien der Schüler eine Woche kürzer.
«Wir wollen unsere Schüler nicht schikanieren»,
sagte Emil Klaus, Schulleiter der Bezirksschule Lenzburg, einst zur Zeitung «20
Minuten». «Was sie im Sommer weniger
haben, kriegen sie dafür im Herbst dazu.»
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