Was auf der Primarstufe schon länger Standard ist, hält zunehmend in der
Sekundarschule Einzug: das integrative Unterrichtsmodell. Dabei werden Schüler
mit grossen Leistungsunterschieden in derselben Klasse unterrichtet. Die
Auswirkungen auf Sekundarstufe waren bisher gering, da das Modell meist nur in
Nebenfächern angewendet wurde.
Sek-Schulversuch: Ein teurer Versuch, Luzerner Zeitung, 30.6. Kommentar von Robert Knobel
Die Stadt Luzern geht jetzt aber so weit wie keine andere Gemeinde im
Kanton: Auch in Deutsch und Mathematik werden die verschiedenen
Leistungsniveaus gemeinsam unterrichtet. Ausgerechnet die beiden mit Abstand
wichtigsten Fächer werden also integrativ unterrichtet – und dies in der
Oberstufe, einer entscheidenden Phase der Schullaufbahn, steht doch die
Berufswahl oder der Übertritt ins Gymnasium vor der Tür. Kein Wunder, war für
diesen Systemwechsel eine befristete Sonderbewilligung des Kantons nötig.
Der Stadtrat begründet das neue Modell mit sozialen Argumenten. Der
Zusammenhalt innerhalb der Klasse werde gestärkt, weil die Schüler auch für die
Hauptfächer in ihrer Stammklasse bleiben können. Bei diesem Argument geht
allerdings vergessen, dass erst die Einführung des integrativen Modells zur
Schwächung der bisherigen Klassenverbände geführt hat. Vorher waren die
Sek-Schüler grundsätzlich in A-, B- oder C-Klassen eingeteilt – die
Klassenzusammensetzung blieb also immer gleich.
Die Sekundarschule hat die Aufgabe, schwache Schüler zu unterstützen und
gleichzeitig sicherzustellen, dass die leistungsstarken möglichst ungehindert
ihren Weg gehen können. Ob dies mit dem aktuellen Stadtluzerner Modell erreicht
werden kann, ist fraglich. Selbst wenn der Stadtrat feststellt, dass die
Schüler «wenig Probleme» damit hätten, ist zumindest der grosse Vorteil des
integrierten Modells à la Luzern nicht offensichtlich.
Fest steht hingegen, dass es zusätzliche Kosten verursacht. Ganze 1,3
Millionen Franken leistet die Stadt als «Anschubfinanzierung» für das
integrierte Modell. Sollte sich nach Ablauf der dreijährigen Versuchsphase
zeigen, dass es sich nicht bewährt, wäre dies eine teure Übung gewesen. Der
Stadtrat muss die Entwicklung ganz genau beobachten und darf sich nicht
scheuen, bei Bedarf schon früher die Notbremse zu ziehen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen