14. Juni 2017

Thurgau knickt ein

Mit äusserst knapper Mehrheit hat das Thurgauer Kantonsparlament doch noch für die Beibehaltung des Französisch-Unterrichts in der Primarschule gestimmt. Der Sprachenfrieden ist gerettet.
Der Thurgau knickt ein, NZZ, 14.6. von Jörg Krummenacher


Nachdem der Grosse Rat noch in erster Lesung mit 64: 53 Stimmen für die Verschiebung auf die Oberstufe gestimmt hatte, hat er diese nun mit 62:60 Simmen in zweiter Lesung wieder gestrichen. Sieben Ratsmitglieder knickten ein, nachdem insbesondere die Thurgauer Erziehungsdirektorin Monika Knill Druck aufgesetzt und dringend nötige Verbesserungen beim Frühfranzösischen angekündigt hatte. Abweichende Meinungen gegenüber der ersten Abstimmung gab es innerhalb der CVP und der Grünen, während die SVP bei ihrer Haltung gegen das Frühfranzösische blieb und die FDP wie auch die SP wiederum für Beibehaltung auf Primarstufe stimmten.

Unterricht verbessern
Ausschlaggebend für die Meinungsänderung waren einerseits die Zürcher Volksabstimmung vom 21.Mai, wo sich eine deutliche Mehrheit für zwei Fremdsprachen in der Volksschule aussprach. Anderseits will der Grosse Rat nun dem Erziehungsdepartement die Chance geben, die vorgeschlagenen Verbesserungen auch umzusetzen. Einig war man sich darin, dass der Französisch-Unterricht in der Primarschule bisher mehr schlecht als recht funktioniert.

Keine nationale Neubeurteilung
Hätte der Thurgau das Frühfranzösische gestrichen, wäre der Sprachenfrieden in der Schweiz in Frage gestellt worden. Mittels einer Revision des Sprachengesetzes hatte der Bundesrat sicherstellen wollen, dass der Unterricht in der zweiten Landessprache zwingend in der Primarschule beginnen muss. Vor Jahresfrist startete er die Vernehmlassung, im Dezember 2016 gab er die vorläufige Sistierung der Vorlage bekannt. «Sollte ein Kanton entscheidend von der harmonisierten Lösung in der Sprachenfrage abweichen», stellte der Bundesrat damals fest, müsse die Situation neu beurteilt werden. Dies wird nun nicht geschehen.


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