Eltern von kleinen
Kindern im Altenbergquartier können sich freuen: Ab August 2018 werden ihre
Sprösslinge auch im Kindergartenalter weiterhin die Kindertagesstätte (Kita)
besuchen können. Die Stadtberner Bildungsdirektion will in der Kita Altenberg
einen Kindergarten einrichten, heisst es in einer Mitteilung. An mindestens
vier Wochentagen werden Kindergarten-Lehrpersonen gemeinsam mit Fachpersonen
Betreuung die Kinder unterrichten und betreuen.
Bern strebt Ganztagesstrukturen für Schulkinder an, Bund, 7.6. von Bernhard Ott
Private sprangen in die
Lücke
In der Stadt
Bern gibt es ein wachsendes Bedürfnis nach solchen Angeboten. So hat die
kantonale Erziehungsdirektion seit 2013 acht private Kindergärten in
Kindertagesstätten bewilligt – allein sieben davon in der Stadt Bern. Der SP ist der Ausbau der privaten
Angebote seit längerem ein Dorn im Auge: So hat der Stadtrat bereits vor zwei
Jahren einen SP-Vorstoss zur Realisierung eines Pilotprojektes für einen
Ganztageskindergarten bewilligt. Zudem ist zurzeit eine weitere SP-Motion
hängig, die mehrere Pilotversuche und die Ausarbeitung eines Konzeptes zur
Schaffung öffentlicher Ganztageskindergärten fordert.
Für FDP nur ein «kleiner Schritt»
Das Anliegen
ist allerdings nicht ausschliesslich eine linke Forderung: So wollen FDP und
GLP den Gemeinderat dazu auffordern, eine engere Zusammenarbeit von Kitas und
Kindergärten zu prüfen. Das entsprechende Postulat wird nächste Woche im
Stadtrat eingereicht. FDP-Stadträtin Claudine Esseiva kann zwar nichts anfangen
mit der Kritik der SP am Ausbau der privaten Angebote. Sie teilt aber die
Stossrichtung der SP-Vorstösse: «Es braucht ein freiwilliges Angebot von
Ganztageskindergärten in der ganzen Stadt.» Der erste öffentliche
Ganztageskindergarten im Altenberg sei da bloss ein «erster kleiner Schritt» in
die richtige Richtung, sagt Esseiva.
Für die Stadt
Bern sei der erste öffentliche Ganztageskindergarten im Altenberg «Neuland»,
sagt Schulamtsleiterin Irene Hänsenberger. Falls sich das Angebot bewähre, soll
es auch in anderen Kitas eingeführt werden. Heute besuchten bereits vierjährige
Kinder den Kindergarten. Nicht alle von ihnen seien in der Lage, mittags und am
Nachmittag gemeinsam mit wesentlich älteren Kindern eine Tagesschule zu
besuchen. «Für solche Kinder ist eine ganztägige Betreuung in einer konstanten
Gruppe im Kindergarten oft eine altersgerechtere Lösung», sagt Hänsenberger.
GFL fordert «breite
Debatte»
Längerfristig
bewege sich die Stadt Bern «in kleinen Schritten» Richtung Ganztagesstrukturen
für Schulkinder, sagt die Schulamtsleiterin. Die Einrichtung von
Ganztageskindergärten sei nur dort sinnvoll, wo keine Ganztagesschulen
vorgesehen seien. «Es sind mehrere Formen von Ganztagesstrukturen möglich»,
sagt Hänsenberger. Bei der GFL (Grüne Freie Liste, uk) stösst diese Entwicklung überraschenderweise auf
Skepsis. «Ich stelle alle Ganztagesversuche infrage», sagt Manuel Widmer. Er
forderte eine «breite politische Debatte» über die Veränderung des Berufsbildes
von Lehrpersonen und Betreuenden. Niemand dürfe zur Arbeit an einer
Ganztageseinrichtung gezwungen werden, sagt Widmer.
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