Seit Jahren schon
verspricht die Politik den Klassenlehrern eine Entlastungsstunde. Seit Jahren
bleibt es bei dem Versprechen. Gestern ist im Kantonsrat ein weiterer Anlauf
gescheitert.
Erneute Geduldsprobe für die Lehrer, Schaffhauser Nachrichten, 27.6. von Zeno Geisseler
Das Parlament will Klassenlehrern zwar schon eine Entlastung
gönnen, aber nicht jetzt, solange unklar ist, wie es mit anderen teuren
Schulreformen weitergeht. Bild: Key
Klassenlehrerinnen und
-lehrer leisten besondere Aufgaben und sollen dafür eine Kompensation erhalten:
Sie sollen eine Lektion weniger unterrichten müssen. Klassenlehrer der
Primarschule sollen so eine zusätzliche Entlastungsstunde erhalten, für die
Kindergärtnerinnen wäre es die erste überhaupt. Dies fordern die Lehrer seit
Jahren. 2012 streikten sie sogar dafür.
Bei Regierung und
Parlament stossen die Lehrkräfte im Prinzip auf viel Verständnis. Doch wenn es
darum geht, Nägel mit Köpfen zu machen, dann hapert es seit Jahren. So auch
gestern wieder im Schaffhauser Kantonsrat. Der Vorschlag lag auf dem Tisch, die
Entlastungsstunde im Schuldekret zu verankern, doch der Kantonsrat beschloss,
mit 27 zu 24 Stimmen und 2 Enthaltungen, das Geschäft wieder in die Kommission
zurückzugeben.
Mehr Kinder pro Klasse
Was war passiert? Zu
reden gegeben hatte das Geld. Voraussetzung für die Entlastungsstunde war in
früheren Debatten immer gewesen, dass die Kosten, rund 1,9 Millionen Franken,
andernorts eingespart werden können. Der Blick geht dabei auf die Zahl der
Kinder pro Klasse. Schaffhauser Klassen sind verhältnismässig klein, eine
Anhebung der Klassengrössen wäre aus Sicht der Experten also vertretbar. Doch
eine solche Kompensation war in der gestern diskutierten Vorlage nicht mehr
vorgesehen. Jedenfalls nicht direkt. Die Hoffnungen liegen in einer grossen
Schulreform, der Vorlage «Volksschule aus einer Hand». Diese will die Schule
kantonalisieren und die Klassengrössen anheben. Damit könnten mehr Einsparungen
erzielt werden, als die Entlastungsstunde kosten würde. Ins Spiel kommt auch
noch eine dritte Forderung, nämlich die Initiative «Kein Abbau – Schule mit
Zukunft». Diese will verhindern, dass an der Volksschule Lektionen gestrichen
werden. Das hat zwar nichts direkt mit der Entlastungsstunde zu tun, aber weil
es auch hier um eine Vorlage geht, welche die Kosten für die Bildung massiv
beeinflusst, ist es für Bildungsdirektor Christian Amsler derzeit schlicht zu
früh, über die Entlastungsstunde zu diskutieren. Zuerst müsse klar sein, wie es
mit den beiden anderen Vorschlägen weitergehe, sagte er gestern im Rat. Die
Regierung beantragte deshalb die Rückweisung der Entlastungsvorlage an die
Kommission. Genau die gleiche Forderung stellte auch die FDP-CVP-JF-Fraktion.
Sie will, dass in der Entlastungsvorlage zwingend eine Kompensation verankert
wird und nicht einfach ein Hinweis auf eine Schulreform, die vielleicht kommt,
vielleicht aber auch nicht. «Die Kantonalisierung der Volksschule ist noch
lange nicht beschlossen. Es ist völlig offen, ob und wenn ja wie dieses
Vorhaben umgesetzt werden könnte», sagte Rita Flück Hänzi (CVP, Neuhausen). Sie
reichte jenen Antrag auf Rückweisung ein, der später vom Parlament angenommen
werden würde, auch dank einer grossen Mehrheit von SVP-Stimmen. Andreas
Gnädinger (SVP, Siblingen) unterstrich, dass seine Partei der Entlastung im
Grundsatz zwar schon zustimme. «Sonst hätten wir ein Nichteintreten beantragt
oder die Vorlage schlicht abgelehnt.» Doch es gelte, die Spielregeln
einzuhalten, und das heisse eben, die Kostenneutralität zu wahren.
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