Zweifellos:
Der Weg zur integrativen Schule ist lang. Erste Forderungen danach gehen auf
Mitte der Siebzigerjahre zurück. Wären behinderte und erziehungsschwierige
Kinder seither in den obligatorischen neun Jahren Schulzeit optimal gefördert
worden, müssten doch die Einwände dagegen längst verstummt sein.
Selbstverständlich ist Integration für alle Kinder, ob behindert oder nicht,
das Ziel jeder pädagogischen Massnahme. Aber der Weg kann nicht für alle der
gleiche sein.
Sonderschulen mit Anfragen überhäuft, Thurgauer Zeitung, 31.5. Leserbrief von Peter Schmid
Gewiss verträgt sich eine grössere Streuungsbreite der
intellektuellen Voraussetzungen durchaus in der Regelschule. Aber eine
erfolgreiche Förderung zeichnet sich dadurch aus, dass Kontinuität im
Unterricht, Konstanz der Lehrpersonen sowie eine nicht allzu grosse Diskrepanz
beim Entwicklungsstand der Schüler besteht. Diese Bedingungen gelten
insbesondere für Kinder mit geistiger Behinderung, mit Verhaltensstörungen oder
massiven Erziehungsdefiziten. Indem diese Kinder ständig wieder aus der
Schulklasse herausgenommen und individuell betreut werden, geht die Kontinuität
des Unterrichtsablaufs verloren, und es wechseln ständig die Bezugspersonen.
Zudem lernen separierte Schüler sich nur in einer Klasse zurechtzufinden, die
nicht allzu heterogen ist. Das Resultat am Ende der obligatorischen Schulzeit
entspricht deshalb nie dem, was bei heilpädagogisch fundiertem
Klassenunterricht möglich gewesen wäre. Die Sonderklassen sind zwar
mehrheitlich abgeschafft, aber die Sonderschulen werden von Anfragen überhäuft,
jene Kinder für den Rest der obligatorischen Schulzeit noch aufzunehmen, die im
heutigen integrativen Schulsystem gescheitert sind. Allzu heterogene Klassen,
verbunden mit einer Summe von Einzelförderungen, sozialisieren nicht, ja
verhindern eine Integration, welche diesen Namen auch verdient.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen