14. Mai 2017

Umstrittene Zürcher Fremdspracheninitiative

Die Zürcher Fremdspracheninitiative, über die am kommenden Wochenende abgestimmt wird, scheint nicht ganz chancenlos zu sein. Nur so ist es zu erklären, dass in den Zürcher Medien schweres Geschütz dagegen aufgefahren wird. Leider wird dabei dermassen falsch argumentiert, dass man auch von bewussten Manipulationen ausgehen muss. Im Folgenden gehe ich auf ein paar häufig verwendete Scheinargumente ein. (uk)
Umstrittene Zürcher Fremdspracheninitiative, 14.5. von Urs Kalberer

1. Berset wird sich einmischen und das Abstimmungsresultat ohnehin rückgängig machen.
Tatsache ist, dass sich Bundesrat Berset hütet, in die Debatte einzugreifen. Der stv. Direktor des Bundesamts für Kultur, Yves Fischer, schreibt dazu  in einer Privatkorrespondenz: "Der Bundesrat will deshalb die Stellung der Landessprachen im Sprachenunterricht der obligatorischen Schule stärken und die Harmonisierung sicherstellen. Am 6. Juli 2016 eröffnete er zu diesem Zweck die Vernehmlassung zu einer Änderung des Sprachengesetzes. Am 16. Dezember hat er von den Ergebnissen der Vernehmlassung zur Änderung des Sprachengesetzes Kenntnis genommen und betont, dass angesichts der Entscheide der letzten Monate auf kantonaler Ebene, derzeit die Voraussetzungen für eine Regelung auf Bundesebene nicht gegeben sind". 

2. Im Falle der Annahme würde automatisch Englisch an die Oberstufe verschoben.
Die Initiative lässt es offen, welche Sprache an die Oberstufe verschoben wird. Wichtig ist jedoch, dass zukünftig nur noch eine Fremdsprache an der Primarschule unterrichtet wird. Welche das sein wird, ist offen. Es muss davon ausgegangen werden, dass dies nicht allein die Zürcher Administration bestimmen wird.

3. Neue Studien beweisen den Erfolg des frühen Fremdsprachenlernens. 
Das wäre ja wirklich schön, nur warten wir seit Jahrzehnten auf entsprechende Hinweise aus der Forschung. Die Datenlage ist jedoch erdrückend: Wer Fremdsprachen mit einer geringen wöchentlichen Kontaktzeit (z.B. 2-3 Lektionen an einer Schule ausserhalb des Sprachgebiets) lernen will, tut dies schneller und besser an der Oberstufe. Dort können neben der hohen Motivation auch die höher entwickelten kognitiven Fähigkeiten zum Sprachenlernen eingesetzt werden.

4. Die Annahme der Initiative würde eine Riesenreform nach sich ziehen.
Das Gegenteil ist der Fall: Eine teure und erfolglose Reform würde abgeschafft.

5. Die Annahme der Initiative hätte hohe Folgekosten.
Ganze Ausbildungsgänge an den PH könnten gestrichen werden - notabene: ohne negative Auswirkungen auf den Schulerfolg. Lehrmittelkosten könnten halbiert werden. Weiterbildungen, insbesondere teure Auslandaufenthalte, könnten eingespart werden. 

6. Es müssten neue Lehrmittel konzipiert und geschaffen werden.
Angesichts des erwiesenen Desasters mit Schweizer Eigenproduktionen (Explorers vom Lehrmittelverlag Zürich, Mille Feuilles vom Schulverlag plus) könnte problemlos auf bestehende Lehrmittel mit erwiesenem Leistungsausweis ausgewichen werden.

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