«Mit oder
ohne Frühfranzösisch wird es schwierig», Ausgabe vom 29. April
In DavidAngsts Gedanken zum Frühfranzösisch fehlt der entscheidende Punkt: Man kann
den scheinbar fehlenden Zusammenhalt nicht mit fragwürdigen Methoden auf dem
Buckel von Schulkindern einfordern.
Ältere Schüler lernen Sprachen leichter, Thurgauer Zeitung, 8.5. von Urs Kalberer
Viele
Politiker verbreiten blindlings die Position der Erziehungsdirektorenkonferenz
(EDK), indem sie behaupten, es gäbe für eine Verschiebung des
Fremdsprachenunterrichts keine eindeutigen Anhaltspunkte. Die von der EDK in
Dänemark bestellte Auftragsstudie kommt zum Schluss, dass hinsichtlich des
Starts des Fremdsprachenunterrichts ein späterer Beginn vorteilhaft sei.
Ausserdem hält sie fest: «Je älter die Schüler beim Start einer Drittsprache
sind, desto besser schneiden sie an Leistungsüberprüfungen ab.» Dazu gehört
das in vielen Studien nachgewiesene höhere Lerntempo von älteren Lernern, die
die jungen trotz mehr Lektionen bald einund überholen. Ältere Lernende
schneiden auch bezüglich des Lernstands über lange Sicht besser ab. Ebenfalls
unbestritten ist die Bedeutung der Muttersprache für das Erlernen von
Fremdsprachen. Offenbar werden in der Debatte die wissenschaftlichen Fakten
massiv zurechtgebogen.
David Angst
spricht davon, dass bei einem Wegfall des Primarfranzösischen «zwingend » mehr
Lektionen Französisch auf die Oberstufe verlegt werden müssen. Das bedeutet
aber nicht, dass alle wegfallenden Lektionen aus der Primarschule in der
Oberstufe kompensiert werden müssten. Die Nachhaltigkeit des
Primarfranzösischen ist dermassen gering, dass je eine zusätzliche Lektion in
der 1. und 2. Oberstufe die wegfallenden Primarlektionen mehr als kompensierten
und die Thurgauer zu den besten Französischschülern der Ostschweiz machten.
Das einzige
Argument für Frühfranzösisch ist demnach: «Wir tun es, weil es die anderen
auch so machen.» In einem föderalistischen Staatswesen, das jedem Kanton
bildungspolitische Freiheit zusichert, ist diese Haltung nicht nachvollziehbar.
Entgegen den von Angst geschilderten Befürchtungen stünde der Thurgau nicht
alleine da: Neben Innerrhoden verzichtet auch Uri auf Primarfranzösisch, der
Aargau beginnt in der 6. Primar, in Zürich, Luzern und Graubünden sind
Volksentscheide hängig. Auch die Westschweiz kann den Thurgau nicht zu einem
ineffizienten und teuren Sprachenkonzept zwingen, das dafür sorgt, dass viele
Schulkinder bereits beim Eintritt in die Oberstufe die Köpfe hängen lassen.
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